Recht auf Stadt

Kongress zu den Folgen der Gentrifizierung

Die Aufwertung von Wohnraum und Umstrukturierung ganzer Stadtteile für die „Wachsende Stadt“ schreitet rasant voran. Mietpreise steigen, günstiger Wohnraum geht verloren, langjährige Anwohner und alteingesessene Gewerbe müssen raus. Die Gentrifizierung – einst ein Spezialbegriff für Stadtsoziologen – ist längt zum Schlagwort der Veränderung geworden. In Ottensen scheint der Prozess abgeschlossen, in Schanzenviertel, St. Pauli und St. Georg ist sie im vollen Gange, in Wilhelmsburg sowie Barmbek und Hamm steht sie bevor.

„Wir begrüßen im Prinzip, dass öffentliche Mittel dazu genutzt werden, um die Wohnqualität zu steigern“, sagt Birgit Otte vom „Aktionsnetzwerk gegen Gentrification – Es regnet Kaviar“. Die Steigerung der Wohnqualität dürfe aber nicht zur Verdrängung führen. Vermieter würden jedoch die Wertsteigerung ihrer Immobilie durch Umstrukturierung der Quartiere einstreichen, berichtet Michael Jojo vom Einwohnerverein St. Georg. So ein Extremfall liegt Marc Meyer, Jurist vom Verein „Mieter helfen Mietern“ auf dem Tisch. So flatterten Bewohnern im Bernhard-Nocht-Quartier Mieterhöhungen um neun Euro pro Quadratmeter bei einer Kaltmiete von bereits acht Euro auf den Tisch. „Die Mieter zahlen die Modernisierung in neun Jahren selbst“, beklagt Meyer.

Zudem verzeichnet der Anwalt eine Verdrängung von Mietern in Folge der Hartz-IV-Gesetze: Die dort gewährten Mietzuschüsse hätten mit den Marktpreisen nichts zu tun. Einzelfälle ließen sich „per Gericht bremsen“, sagt Meyer, die großen Entwicklungen jedoch nicht, könne nur die Politik stoppen, etwa durch soziale Erhaltenssatzungen stoppen. KAI VON APPEN

Auftaktveranstaltung: 20 Uhr, Schule Ludwigstraße. Fortsetzung mit Workshops: Samstag 10–20 Uhr, Centro Sociale, Sternstr. 2