Senat in der falschen Spur

VERKEHRSPOLITIK Umweltschützer protestieren gegen die Senatspläne zum Umbau der Invalidenstraße. Anwohner befürchten Lärm

„Die Grenzwerte können auch mit den neuen Planungen nicht eingehalten werden“

MARTIN SCHLEGEL, BUND

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat den Senat aufgefordert, seine Pläne zum Umbau der Invalidenstraße zu überarbeiten. Die bisherigen Änderungen reichten wegen der zu erwartenden Lärm- und Feinstaubbelastung nicht aus, sagte BUND-Verkehrsreferent Martin Schlegel am Donnerstag. In der kommenden Woche endet die Frist, in der Bürger ihre Einwände bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kundtun können.

Auf der Invalidenstraße soll die Tram vom Nordbahnhof zum Hauptbahnhof verlängert werden. Der Senat möchte die Straße vierspurig ausbauen, Umweltschützer plädieren im östlichen Teil zum Nordbahnhof hin für drei Spuren plus ein eigenes Gleisbett für die Tram. Ein Teil des Verkehrs solle dafür auf die Zinnowitzer Straße ausweichen, sagte Schlegel. Dort werde ausschließlich gearbeitet und nicht gewohnt. Die Tram könnte in einer eigenen Spur besser beschleunigen und schneller fahren. Außerdem rechnet der BUND damit, dass mit Blick auf derzeitige Verkehrsprognosen drei Fahrspuren für Autos ausreichen.

Die Senatsverwaltung änderte ihre ursprünglichen Pläne bereits, weil sonst die Feinstaubgrenzwerte überschritten worden wären. „Wir gehen aber davon aus, dass die Grenzwerte auch mit den neuen Plänen nicht eingehalten werden können“, sagte Schlegel. Lastwagen etwa würden wohl auf die Torstraße ausweichen, falls auf der Invalidenstraße ein entsprechendes Verbot ausgesprochen wird. Die Belastung für die Anwohner im Kiez zwischen den Bahnhöfen Zinnowitzer Straße und Rosenthaler Platz bliebe die gleiche. „Wenn die Grenzwert-Problematik nur von der Invaliden- in die Torstraße verlagert wird, nimmt die Feinstaub- und Lärmbelastung für die Bürger nicht ab“, sagte Schlegel.

„Es ist eine echte Unruhe im Viertel entstanden“, bestätigte Anwohner Benno Pilardeaux. Derzeit sei die Situation chaotisch, zahlreiche Autofahrer kürzten ihren Arbeitsweg durch eine Fahrt durch den Kiez ab. „Wir behalten uns eine Klage vor, wenn die Planungen nicht überarbeitet werden“, sagte er.

Die Senatsverwaltung wollte sich zur Kritik nicht äußern. Das Verfahren laufe derzeit, daher würden keine Aussagen gemacht, sagte der zuständige Abteilungsleiter Frieder Bühring.

Kristina Pezzei