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Psychiatrie und PatientendatenEine Krankheit namens Datenschutz

Ist man paranoid, weil einen ungesicherte Patientenakten, Fotos in der Praxis und unverschlüsselte Daten stören? Mancher Therapeut tut sich mit Datenschutz schwer.

Die Ausrüstung stimmt, aber wo bleibt der Datenschutz? Klinikcomputer. Bild: dpa

In der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung oder um andere aktuelle Datenschutzthemen wird häufig das Patientengeheimnis als Argument eingebracht. Wird mittels der gespeicherten Verbindungsdaten nicht ersichtlich, wer wann, wo und wie oft den Weg zum Arzt oder Therapeuten suchte? Wer sich in manchen Praxen oder Kliniken umschaut, kann feststellten, dass zwar Handy, Laptop oder Netbook zum Standard gehören, das Datenschutzbewusstsein jedoch nur gering ausgeprägt ist.

Der 48jährige Systemadministrator Karl G.* entschloss sich, eine Therapie zu beginnen. Der Verlust seiner Arbeitsstelle sowie private Schicksalsschläge hatten bei ihm zu einer Depression geführt. Freunde rieten ihm zu einer ärztlichen Behandlung, der Arzt schließlich zur stationären Therapie.

Bereits am ersten Tag begannen für Karl G. die Probleme, da er sich "anders als andere" benahm, wenn es um das Thema Datenschutz ging. "Gleich als ich ankam, wollte die Frau dort ein Foto von mir machen. Ich fragte: 'Wofür das denn?' Die Antwort war: 'Das machen wir immer so.' Ich fragte weiter, es gab keine Antwort auf die Frage und ich sagte: 'Also kein Foto von mir.'"

Die anderen Patienten hatten kein Problem damit, warum auch, schließlich waren einige von ihnen damit beschäftigt sich selbst "und die anderen hier" mal eben per Handy zu fotografieren und diese Fotos unbefangen an Freunde zu schicken oder in sozialen Netzwerken einzustellen.

"Eine Frau lief hier immer herum und machte Fotos. Ich sagte ihr, dass ich nicht will, dass mein Gesicht darauf zu sehen ist und dass sie nur die fotografieren soll, von denen sie weiß, dass sie einverstanden sind. Danach hatte die Gruppe um sie herum genug damit zu tun, über mich zu tuscheln. Ich sei ja so ein Nörgler und warum ich ein Problem hätte, wenn andere wüssten, wo ich bin."

Karl G.'s Frage, ob seine Mitpatienten beim Datenschutz sensibilisiert seien, wurde mit Ratlosigkeit aufgenommen. Karl G. fühlte sich zunehmend unverstanden und kapselte sich von den anderen Patienten ab, führte seine Therapie aber fort. Umso erstaunter war er, als die Ärzte mit einer Abwandlung seiner Diagnose reagierten: Depressionen spielten plötzlich nur noch eine marginale Rolle, im Vordergund stand nun krankhaftes Misstrauen bzw. Paranoia.

Karl G. war geschockt: "Ich sehe keine grauen Männchen, die mich verfolgen, ich bin einfach nur vorsichtig und will nicht, dass meine Daten einfach so in der Welt herumfliegen. Mehr nicht. Schlimm genug, dass das kein anderer da draußen versteht und ich in Internetforen schnell als paranoid beschimpft werde. Aber wenn Ärzte dies als Diagnose ansehen, dann ist das wie ein Schlag ins Gesicht."

Nach zähen Diskussionen gewährten die Ärzte Karl G. Akteneinsicht ("das sind wir nicht gewohnt") und Karl G. fand die Bestätigung. Als Diagnose war Paranoia angegeben, begründet nicht nur mit seinen Arztgespräche, in denen sein Datenschutzbewusstsein eine Rolle spielte, sondern auch mit seinem Verhalten während der Therapie. Nun bekam Karl G. Angst. Wenn Paranoia diagnostiziert wurde, würden ihm dann nicht auch Medikamente verabreicht – möglicherweise gegen seinen Willen? Drohte gar eine Zwangseinweisung?

Während der nächsten Therapiestunde vertraute Karl G. diese Ängste seinem Therapeuten an und erlebte, wie diese Ängste erneut in die Diagnose integriert wurden. "Das war furchtbar. Ich hatte nur noch die Möglichkeit zu sagen: 'Okay, ich bin paranoid' oder 'Hey, ich bin nicht paranoid, ich mache mir nur Sorgen'. Was sollte ich denn jetzt tun? Soll ich jetzt plötzlich anfangen, bei Facebook und Co. zu schreiben, jedem meine Lebensgeschichte erzählen, nur um zu beweisen, dass ich nicht paranoid bin?"

Für Karl G. entwickelte sich die Therapie zum Desaster. Seine Bedenken wurden nicht ernstgenommen, die Depressionen verstärkten sich, stärkere Medikamente mussten her und die Frage, warum er denn so extrem misstrauisch sei, nahm immer mehr Raum ein. Dass er auch dem Pflegepersonal und den Ärzten gegenüber misstrauisch sei, wurde zum Kernpunkt der Diagnose. Er müsse sich mit diesem krankhaften Misstrauen auseinandersetzen, hieß es, erst dann könnten auch seine Depressionen behandelt werden. Karl G. entschied sich anders. Er brach die Therapie ab.

Im Abschlussbericht stand, dass er nicht bereit sei, sich mit seiner Paranoia zu beschäftigen, sondern weiterhin auf dem Gedanken beharre, es handele sich um ganz normales Datenschutzbewusstsein. "Ich hoffe, dass ich bei der nächsten Therapie mehr Glück habe, aber ich weiß nicht, ob ich überhaupt eine neue Therapie bezahlt bekomme. Denn die Ärzte haben mich ja doch als therapieunfähig angesehen," sagt er.

Karl G. ist kein Einzelfall. Die Patienten Hans F.* und Paul S.* berichten von Patientendaten, die auf ungeschützten Rechnern lagern und privaten Ärzte-Laptops voller Krankendaten, die überall hin mitgenommen würden - ebenfalls ungesichert. Es häufen sich Beobachtungen über intime medizinische Befunde, die unverschlüsselt per E-Mail verschickt werden, sowie über sorglose Patienten, die Fotos von "sich und der Gruppe" aufnehmen und online stellen.

Es steht zu befürchten, dass es erst zu einem datenschutzrechtlichen GAU kommen muss, bis ein Bewusstsein dafür entsteht, dass neue Techniken auch neue Risiken in sich bergen. Für Karl G., dessen Depressionen stärker geworden sind, dürfte dies nur ein schwacher Trost sein.

*Alle Namen geändert.

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91 Kommentare

 / 
  • Bin eine Betroffene die zwangseingewiesen und entmündigt wird (wie alle Patientinnen dort jedoch bekommen Patienten dagegen Narrenfreiheit andere und besonders Frauen anzugreifen - leider selber erlebt).



    So kann ich "Sam Lowry" aus dem Jahr 2011 zustimmen. Weiter ist das Thema des Artikels noch heute aktuell. Schön ist ja dass wenigstens der Betroffene im Artikel Akteneinsicht erhielt. Ich wurd abgewiesen mit der Chefarzt sei im Urlaub... daran anschliessend sollte ich einen Zettel schreiben auf dem ich meine Akteneinsicht fordere. Nichts ist passiert und über Anlaifstellen wie die Akte zu bekommen und alle Daten löschen sind gibt es auch nicht. Jetzt haben wir 2020.



    Ps: an die Taz als Empfehlung: werdet psychiatriekritischer und das aus einer geschlechterreflektierten Ecke heraus. Es brauch mehr Fokus auf die Frauen die in solchen Einrichtungen "behandelt..." werden. Ja eher gefoltert.

  • M
    Martin

    Die Geschichte hört sich nach von Datenschutz-Paranoikern erfunden an. Die gehören zwar nicht in die Psychiatrie und natürlich gibt es bei Facebook bedenkliche Praktiken, aber trotzdem ist diese Story zu typisch für das übliche deutsche Datenschutz Horrorszenario.

  • UJ
    Ulf J. Froitzheim

    "Only the paranoid survive."

     

    Andy Grove

  • A
    Anna

    Psychiatrie ist echt ein krankes System. Nirgendwo sonst hätte sich so ein Mißverständnis dermassen aufgeschaukelt.

  • SL
    Sam Lowry

    Wenn es Gerechtigkeit gäbe, dann säßen sehr viele Menschen, die in Psychiatrien arbieten oder Menschen dort unterbringen lassen, nicht nur wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge, sondern mitunter wegen vorsätzlichen Mordes im Knast! (Insider)

  • P
    Palmer

    Das Ganze hat mit der Rolle der "Experten" innerhalb der Gesellschaft zu tun: "Sachverständiger", die beim Gericht über die vermeintliche "Gefährlichkeit" eines Menschen zu entscheiden haben, agieren oft selbst so Krank, dass man sich fragen musste, wer eigentlich der "kranke" ist. Zudem hat das Wort dieser Menschen IMMER mehr Gewicht als die, die sie zu Untersuchen haben.

     

    Gute Lektüren über dieses Thema:

     

    1.- "Gesund in kranke Umgebung" in http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenhan-Experiment

     

    Sie dürfen die Rolle der Psychiatrie in Dt. in der Zeit des Nationalsozialismus und darüber hinaus nicht aus den Augen verlieren!!!!

    Bis in den 80er. existierte für die "Experten" die Depression als ein Zeichen der emotionalen Schwäche der Menschen. Das war ganz i. S. der dam. Ideologie.

     

     

    2.- "Überwachen und Strafen" Foucault. Ein klassiker.

     

    Für uns waren diese Klassiker im Studium Pflichtlektüren und ich kann sie nur gut empfehlen.

     

    Des Weiteren, seien Sie bitte Objektiv und Wachsam mit dem "Therapeut", sie sind nur Menschen, und Menschen machen auch Fehler. Leider sind solche Fehler in der Psychotherapie aber verehrend und in Dt. haben sie kaum eine Chance -anders als in USA- diese Personen zu verklagen.

     

    Viel Glück

     

    "Der Therapeut"

    (Psychologe)

  • T
    Timocracy

    Es hallt durch die Kerker der heiligen Inquisition:

     

    "Sozialdemokraten"

    haben Uns verraten,

    wer verrät Uns nie,

    die Psychiatrie!

  • D
    Deedee

    Ja, ist man einmal in der Zwickmühle wirklich Hilfe zu brauchen, weil es einem dreckig geht, muss man lange nach wirklich guten Therapeuten suchen und zunehmend aufpassen, dass diese nicht auch nicht esoterisch hirnverwässert sind (Life Coaches, Human Potential / Persönlichkeitsentwicklung - tolles euphemistisches Wort, was aber letzten Endes auf den Sektenkontext der 70er zurück geht, Steven Reiss, Byron Katie, Eckart Tolle, Landmark Education etc.blubblub).

     

    Denn in der Schwächephase ist man für sowas besonders anfällig. Da ist jede Art von Paranoia nur überaus gesund und überlebensnotwendig realistisch.

     

    Für die, denen es schlecht geht, etwas zur Selbstorientierung und Halt in Euch drin, bevor ihr euch auf Arztsuche begebt.

     

    http://www.imagomundi.at/Publikationen.html

  • A
    AngelikaOetken

    In der Psychiatrie wird für gewöhnlich strikt zwischen Patienten und Personal getrennt.

    Das hat für beide Seiten Vorteile: das Personal muß sich nicht mit eigenen, "kranken" Anteilen beschäftigen, die Patienten können Verantwortung abgeben und werden "vor dem Leben da draußen" beschützt.

    MitarbeiterInnen oder PatientInnen, die sich nicht an diese unausgesprochene Regel halten, erfahren für gewöhnlich Ablehnung.

     

    Da psychiatrische Symptome marginalisierend wirken, gehen Institutionen häufig davon aus, dass Datenschutz, sowie Persönlichkeitsrechte der Patienten sowieso eine untergeordnete Rolle spielen.

     

    Nach dem Motto "aus denen wird doch sowieso nichts mehr".

     

    Diese Haltung färbt aber durchaus auch auf das Personal ab. Wie bei großen Gesundheitsdienstleistern mit den MitarbeiterInnen umgegangen wird, ist häufig "unter aller Sau".

     

    Insofern haben beide Seiten etwas davon, wenn sie gemeinsam ihre Einstellung ändern. In Zusammenarbeit. Patienten und Dienstleister.

  • M
    Muriel1975

    Zu diesem Artikel fällt mir nur ein, wie marode die sogenannten Sicherheits- und Helfersysteme sind. In meinem Fall gibt es eine verdeckte Adresse unter der ich lebe, aber sorglos ging man damit in der Klinik, trotz mehrfacher Ermahnungen/Bitten von mir um. Ständig langen Behandlungsverträge direkt neben den Medikamten oder neben dem Stuhl auf dem Tisch, wo Blutdruck gemessen wurde. Schlimm ist, das die Person weswegen ich unter verdeckter Adresse lebe, dort noch Freunde hat(und ebenfalls noch Patient ist), die meine Adresse weitergeben würden. Tja, da ist man richtig gebeutelt und muss bangen, das ganze passierte mehrfach. Datenschutz wird gerade in großen Kliniken nicht ernst genommen. In einer Internistischen Praxis hatte meine Mutter meine Akte und ich ihre Akte vor mir liegen, eine Entschuldigung gab es nicht und man wusste von dem schlechten Bezug zu meiner Mutter. Störend ist es, zu wissen das dies immer wieder passiert. Datenschutz in Deutschland ist passe. Aber gerade im Bereich der Psychiatrie müßte nun wirklich genau dies nicht sein.

  • AN
    Arno Nym

    Derartiges ist nicht nur Bestandteil des Klinik-Alltages. Ich habe einmal in einer Bank einen erheblichen Geldbetrag in bar eingezahlt und als daraufhin die Bank meinen Personalausweises kopieren wollte, widersprochen. Man versuchte, mir weis zu machen, die Fotokopie sei zwingend vorgeschrieben (Geldwäschegesetz). Da ich die Rechtslage kannte, habe ich gegen gehalten: man dürfe meinen Ausweis kontrollieren (dient der Sicherung meiner Identität), anderes aber nur bei Verdacht in Bezug auf Geldwäsche. Die Banker meinten daraufhin, dass die Ablehnung der Fotokopie des Perso ja wohl einen Verdacht rechtfertige. Auch hier: wer einfordert, dass die genau ausgefeilten gesetzlichen Grenzen des Datenschutzes im geschäftlichen Umfeld auch respektiert werden, erntet wenig Verständnis. Diese Gesellschaft muss noch viel lernen.

  • M
    MuttervonKind

    Oh, da waren wir doch mittlerweile mehrfach in einer großen privat geführten Klinik im Bergischen (die mit einem großen grünen Buchstaben auf dem Dach) und durften erleben, wie sehr dort NICHT auf Datenschutz (geschweige denn Menschenwürde) geachtet wird.

     

    Da wird im Wartebereich der Ambulanz mit Namen, Diagnosen etc. rumgebrüllt, das es ja jeder mitbekommt, eine erkrankte alte Dame im Rollstuhl so gut wie nackt mitten in die Wartenden gestellt - also ein Minirock wäre noch länger gewesen als das, was diese Frau angezogen bekommen hatte, man gab ihr nicht einmal eine Decke, damit ihr nicht jeder unverhohlen zwischen die Beine glotzen kann...

     

    In der Kinderklinik wurde ebenfalls mit Namen, Wohnorten und Diagnosen lautstark beim Telefonieren rumgeworfen und als wir dann endlich mal dran waren und im Behandlungszimmer warten durften, war noch die Krankenakte vom Vorgängerkind auf dem Monitor und einsehbar.

     

    Datenschutz in Deutschland? Höchstens dann, wenn man wissen will, was Ämter etc. über einen selbst abspeichern. DANN wird sich auf Datenschutz berufen und das man es so ja gar nicht einsehen dürfte...

  • A
    Anna

    @stax

     

    gut gesagt, so etwas in der Richtung wollte ich auch gerade schreiben.

     

    NATÜRLICH basiert Kritik an Zuständen in der Klinik oder am Personal auf verzerrter Wahrnehmung des Patienten ***Ironie off

     

    Als Psychiater kann man sichs einfach machen:

    Wenn jemand eine andere Meinung vertritt als man selbst und auf dieser Meinung besteht, hat er einen Wahn. Denn die eigene Meinung ist die richtige, und wenn jemand auf einer anderen als der OFFENSICHTLICH RICHTIGEN Meinung besteht, leidet er an einem Wahn.

    Wenn man Psychiater/Psychologe ist und der andere praktischerweise ein Patient, wird einem das auch noch von anderen Personen geglaubt, schließlich ist das die Einschätzung eines studierten Klugsch**** , äh, Fachmanns.

  • S
    stax

    In Wahrheit wird jede Kritik an einem Therapeuten oder Krankenhaus dort als krankhaft gewertet.Therapeuten machen keine Fehler-sondern der Patient hat eine verzerrte Wahrnehmung oder projeziert etwas-so deren Behauptung.In der Psychiatrie arbeitende Menschen sind kritikunfähig und leben meist ihre eigene Persönlichkeitsstörung ungehindert aus.

    Psychologe ist oft keine Berufsbezeichnung-sondern eine Diagnose

  • PS
    Post Scriptum

    @Stella:

     

    Auch ratlos.

     

    Aber eins weiß ich mit Sicherheit: sie dürfen sich ja nicht in die Opferrolle drängen lassen, das führt zu gar nichts. Beugen Sie sich vor keinem und wehren Sie sich, wenn Sie sich selbst dadurch nicht in akute Gefahr bringen. Die Scham ist schwierig zu überwinden, aber wenn Sie sie mal hinter sich haben, ist die weg, und sie wird sie auch nicht mehr heimsuchen. Ob die Vergangenheit jemals wirklich aufgeht, das kann keiner wissen, aber an der Gegenwart und der Zukunft lässt sich arbeiten.

     

    Ich kann aus Ihrem Kommentar nicht nachvollziehen, wie der Ablauf der ganzen Angelegenheit genau vor sich ging, oder wozu der Mann Sie erpresst hat. Aber auf jeden Fall: Erpressung ist strafbar, vor allem, wenn es da noch mehr gab. Sie sollten eine Anzeige erstatten, wenn es dazu Gründe gibt. Lassen Sie sich nicht zur Opferrolle degradieren. Es gibt Wege, da rauszukommen. Nehmen Sie sich all die Hilfe, die Sie kriegen können, um sich zu wehren.

     

    Ich glaube auch, dass Sie den Therapeuten zum Geschehenen zur Rede stellen sollten. Vielleicht sollten Sie auch, falls es geht, enge Freunde, denen Sie vertrauen, mobilisieren, Sie dabei zu unterstützen und zu begleiten. Im Alleingang ist es immer schwerer.

     

    Ich weiß nicht, ob es vielleicht unangebracht ist oder Ihnen weiterhelfen kann, dass ich so auf Ihren Kommentar reagiere, aber ich hatte einfach das Bedürfnis, es zu tun. Vielleicht klingt das alles wie leere Phrasen, ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen: sich Mut aneignen, sich Unterstützung holen, und konkrete Schritte unternehmen. Ich hoffe, dass Sie die Kraft finden, in sich selbst und anderen, aus dieser Situation herauszukommen.

  • J
    jaja...

    @kris:

    "Mit Erlaub, der vorliegende Fall erscheint mir etwas konstruiert. Ich arbeite in der Akutaufnahme einer großen psychiatrischen Landesklinik. Ein ähnlicher Fall ist mir bislang nicht untergekommen. Fotos bei Aufnahme gibt es nicht, Fotografieren ist auf Station streng verboten (für alle), auf Wunsch bleibt der Patientenname auf Station anonym. (Türschild, telefonische Auskunft etc.). Auch Patientendaten sind nur für die direkt dokumentierenden Mitarbeiter per individuellem Passwort zugänglich. Bis bei einem Patienten ein Paranoides Wahnsystem bzw. eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert wird bedarf es mehr als Sensibliltät beim Datenschutz. Alles in allem wird hier ein sehr einfaches Bild bzw. Horrorszenario der Psychiatrie dargestellt. Missstände gibt es sicherlich viele, wie auch in somatischen Krankenhäusern. Dieser Artikel ist aber sicher nicht repräsentativ."

     

    Entschuldigung, aber vielleicht solltest Du mal Praktika in anderen Kliniken machen. Kann schon sein, dass es in einer Landesnervenklinik - der Endstation der "Psychokariere" vieler und dann noch in der Akutaufnahme - eher wie im Knast zugeht, in psychiatrischen Kliniken, Abteilungen oder auch ganz "normalen" Krankenhäusern entspricht der Artikel meinen Erfahrungen. Auch ich kenne Krankenhäuser, in denen jedeR Patient fotografieren darf. Dort gibt es definitiv kein Fotografierverbot. Und an die Daten im Klinikrechner kommen auch die (ehemaligen) Zivis und Praktikanten und erzählen das dann schon mal ihren Freunden, die wiederum einen der Patienten kennen etc. pp. Alles schon gehabt!

     

    Ist Naivität oder starkes Ausblenden der Umgebung eigentlich auch eine Diagnose?

  • E
    Echt

    @Erstaunt

    ähem, ja genau. und einE hilfesuchendeR macht erstmal eine selbstdiagnose, um dann selbst zu entscheiden, welcher therapeut bzw. welche behandlungsmethode ihm am besten hilft. rennt dann von einem zum nächsten, mit leerem akku und großer verzweiflung. das mag im film klappen. im leben eher selten.

     

    es gibt die möglichkeit (ich denke in allen deutschen großstädten) sich im vorwege beraten zu lassen, z. b. vom Psychotherapie-Informations-Dienst (PID) für berlin.

     

    http://www.psychotherapiesuche.de/

     

    das spart zeit und nerven.

  • A
    Anna

    Ich habe aus ähnlichen Gründen in einer Frankfurter Klinik Verfolgungswahn diagnostiziert bekommen.

    Es tut mir gut, diesen Artikel zu lesen, ich bin mit meinen Erfahrungen nicht allein. (Dass noch andere Leute solche Erfahrungen machen mussten, finde ich an und für sich natürlich nicht gut.)

     

    Auch meine Depressionen sind wegen dem Klinikaufenthalt schlimmer geworden.

  • E
    Erstaunt

    Eine Erfahrung, die einmal mehr darauf verweist, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen, bei wem man sich in Behandlung begibt.

     

    Meines Wissens nach gibt es fünf probatorische Sitzungen, in denen man bei fünf verschiedene nBehandler/innen ansehen kann, um eine bessere Entscheidungsbasis zu haben.

     

    Und hier heißt es wirklich, genau hinzuschauen und wahrzunehmen, wo fühle ich mich gut aufgehoben und wo nicht. Und dann rechtzeitig die entsprechenden Entscheidungen treffen.

     

    Es gibt doch zum Glück noch viele andere Behandler und andere Behandlungsmethoden, oder?

  • S
    Stella

    Bei einem stationären Aufenthalt mit Gruppen-und Einzeltherapie in einer Gruppensituation vom Therapeuten ermuntert, aufgefordert und "verführt" über den Auslöser meiner massiven Depressionen zu berichten, hatte zur Folge, dass ein Mitpatient mich mit meiner "Beichte" unter Druck setzte und erpresste: Mein Mann erfuhr so von meiner außerehelichen Liebesbeziehung etc. etc.

    Ratlos und beschämt

    Stella

  • PS
    Post Scriptum

    @Sozialpädagoge:

    Das sind ja schreckliche Zustände! Ich kenne mich da nicht sehr gut aus, aber es muss doch Stellen geben, die solchen Beschwerden nachgehen müssen. Haben Sie sich bei etwaigen Vereinen, Organisationen oder Anwälten, die sich dieser Thematik annehmen, erkundigt, was Sie dagegen unternehmen könnten? Oder vielleicht bei Journalisten, die dem von Amts wegen nachgehen könnten unter Wahrung ihrer Anonymität? Die Thematik ist natürlich hoch sensibel, und Sie wollen sich wahrscheinlich nicht Gefahren aussetzen, aber zusammen mit anderen ist man stärker und kann mehr erreichen. Es muss doch auch andere Betroffene geben, die bereit wären, dagegen etwas zu tun. Das muss doch Ihnen auch nahe gehen, das sollten Sie vielleicht nicht so auf sich ruhen lassen.

     

    @???:

    Genau, um welche Einrichtungen geht es hier?

  • B
    birdy

    @Mongie

    danke für deinen erfahrungsbericht. leider hast du das thema "psychiatrie" so ziemlich vollständig ausgeklammert.

     

    "Umso wichtiger aber ist deshalb ein informierter, selbstbestimmter Umgang mit diesen Faktoren, d.h. auch ein Gespür für sich selbst zu entwickeln, was man in bestimmten Situationen braucht - wo fühle ich mich gut aufgehoben, angenommen, wer kann mir helfen, wo kann ich vertrauen, wo finde ich Halt, bei wem traue ich mich über meinen Schatten zu springen, auch wenn es schwer fällt. Und aber: Wo fühle ich mich abgefertigt, nicht ernst genommen, bevormundet, entmündigt, ausgenutzt. Hier auf sich selbst zu hören, echte Hilfe in Anspruch nehmen und von falsch gemeinter unterscheiden zu können, gibt einem unglaublich viel Handlungsspielraum im Leben."

     

    ein mensch, der mit dem rücken zur wand steht, misstraut nicht selten seiner eigenen wahrnehmung - gerade diese orientierungslosigkeit und der verlust seine "innere stimme" zu vernehmen kann hohen leidensdruck auslösen und führt erst in die therapie. insofern MUSS der aufgesuchte therapeut einschätzen können - eine seiner grundlegenden aufgaben - ob der klient/ die patientin bei ihm "richtig ist".

     

    und noch etwas: die anforderungen an ausbildungswillige in psychotherapeutischen berufen mögen gestiegen sein. mir hat ein psychologie-professor mal glaubhaft dargelegt, dass es für aspiranten nicht schwer sei, sich in der lehranalyse um die eigenen problemfelder drumherumzudrücken.

     

    und: psychiatrie-geschichte ist in studium und ausbildung praktisch kein thema. selbstverständlich zeigt das auswirkungen in hinblick auf die organisation und struktur von einschlägigen institutionen.

  • W
    womue

    Ich finde es fabelhaft, wieviel Sachkompetenz hier so auf engstem Raum zusammen kommt, wenn das Thema einen wirklich neuralgischen Punkt trifft. Es weiß nun jeder Psychiater, daß die Übergänge von übertriebenem Mißtrauen und ans Manische grenzender Vorsicht zu Depression, Borderline oder Paranoia fließend sind und deswegen auch erfahrene Therapeuten nicht immer auf Anhieb wissen, wo sie mit ihren Bemühungen ansetzen müssen.

     

    Jedoch finde ich im Falle Karl G. egal, ob die Geschichte nun zum Teil erfunden wurde, daß er doch Glück gehabt hat. Denkbar wäre durchaus, daß er bei heftiger Gegenwehr z.B. gegen eine Spritze sofort einige weitere Symptome zu seinem "Krankheitsbild" hinzu gefügt bekäme, etwa Agressivität, Unberechenbarkeit, Realitätsverlust. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, daß man aus nicht gewollten Therapien immer in Freiheit entlassen wird. Karl G. sollte auch unbedingt sein privates Umfeld daraufhin prüfen, ob er z.B. durch Verwandte heimlich weitere Psychopharmaka im Essen oder in Getränken verabreicht bekommt. Das ist in D. durchaus üblich. Grundgesetzwidrig.

     

    Menschen in der Psychiatrie haben effektiv überhaupt keine Rechte. Vermutlich halten das Gesundheitspolitiker für die Grundbedingung, um überhaupt erfolgreich therapieren zu können. Menschen, die sich aus eigenem Antrieb der Psychiatrie ausliefern, sollten mit allem rechnen. Auch Tonaufzeichnungen bei psychologischen Beratungen, und sei es in den bescheidensten Angelegenheiten, sollte man unbedingt ablehnen. Sofern man es nicht "geil" findet, daß sich die ganze Stadt eines Tages darüber kaputt lacht. Das kann durchaus auch 25 Jahre später noch passieren, wenn man eine Familie hat, die davon nichts ahnt.

  • ???

    mal abgesehen von der unverfrorenheit und verantwortungslosigkeit von pflegern und ärzteschaft, wie hier beschrieben. welche konsequenzen für den verlauf der depression ergeben sich daraus für karl g.? sie hat sich verschlimmert, erfahren wir abschließend. wofür sind psychiatrien gut, die so gründlich an der bedürftigkeit ihrer patientInnen "vorbeitherapieren"? warum werden eh schon geschwächte menschen noch weiter drangsaliert? damit sie am ende geschädigter aus der psychiatrie entlassen werden, als sie hereingekommen sind? wer übernimmt dafür die verantwortung? wer wird zur rechenschaft gezogen?

    um welche einrichtung handelt es sich???

  • L
    Lucia

    Der sensible Umgang mit eigenen Daten des Hr. Karl G. sollte der Normalfall sein.

     

    Verstöße gegen die informelle Selbstbestimmung sind aber bei Ämtern/Behörden und sonstwo die Regel.

     

    Hartz-4 Antragsteller müssen ihren Personalausweis vorlegen. Der wird, obwohl das unzulässig ist, kopiert (also fast wie fotografieren).

     

    Wer nachfragt: „Wofür das denn?“ hört genau das gleiche: „Das machen wir immer so.“

     

    Wer zweifelt, sollte mal einfach mal überall Akteneinsicht beantragen, was nach Einführung des

    Informationsfreiheitsgesetzes kein Problem sein sollte (theoretisch...).

     

    Wer immer noch glaubt, der Psychiatrie-Betrieb sei völlig kompetent und fachlich auf der Höhe, sollte einen Blick auf das Rosenhan-Experiment werfen, einer Untersuchung zur Zuverlässigkeit von psychiatrischen Diagnosen:

     

    In diesem Experiment mit Pseudopatienten, die nur bei der Aufnahmeuntersuchung diffuse Merkmale schilderten, sich aber ansonsten völlig normal verhielten, auch keine Symptome zeigten,

    wurde keine Testperson vom Personal als gesund erkannt:

     

    „ Richtige Gespräche mit dem Personal der Krankenhäuser fanden nicht statt, und die meisten Fragen der Pseudopatienten wurden ignoriert.... Die anderen Patienten durchschauten dagegen die Täuschung relativ schnell...“:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenhan-Experiment

  • N
    NasenBrezelHoecker

    Eine hochkriminelle Krankheit namens Dr. House Ermittlungsteam (Fachsprech: Fremdanamnese oder konsiliarische Vorbestimmung unabhängiger Zweitmeinungen).

  • S
    Sozialpädagoge

    Ich halte den Bericht für absolut glaubwürdig. Er deckt sich mit den Erfahrungen, die ich selbst in den mehr als 10 Jahren in denen ich in der Psychiatrie im therapeutischen Bereich tätig war.

     

    Es ist oft sogar noch übler als nur auf Patienten projizierte Grundhaltungen des Personals und der allzu dämliche Umgang mit sensiblen Daten, denn einerseits wird Vertrauen seitens der Patienten erwartet, was aufgrund des manipultiven und heuchlerischen Verhaltens zahlreicher Mitarbeiter aufmerksamen Menschen recht schwer fällt, während andererseits alle Zimmer abgehört werden und man seitens des Personals sofort nervös (, um nicht paranoid zu sagen, ) wird, wenn jemand an die hauseigenen PCs will, der etwas Ahnung davon haben könnte.

     

    Zudem sind erstaunlich viele Psychiater und Therapeuten selbst ( oft hochgradig) suchtkrank oder geradezu soziopathisch. Selbst intern traut man innerhalb des Personals einander nicht über den Weg. Das man den Datenschutz nicht ernst nimmt, ist oft nur Attitüde, die den Patienten eine gewisse Lockerheit suggerieren soll, die bei den eigenen bzw. klinikinternen Daten kaum vorhanden sein dürfte, denn da werden auch schwerwiegende Behandlungsfehler (, die auch schon mal zu Tod oder Suizid allzu sensibler Patienten führten) kaschiert, obwohl alle fast Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte um dieses oft kriminelle Handeln wissen. Aber niemand wird entlassen und Methoden werden weder geändert noch hinterfragt...

     

    Die Macht von Psychiatern, die sich jederzeit eine PKG (Zwangseinweisungsanordnung) von irgendeinem senilen Amtsrichter zu besorgen wissen, ist ebenso erschreckend wie verantwortungslos.

     

    Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass jeder, der in diesem System nicht irgendwann, vor allem als aufmerksamer Patient, aus gutem Grund paranoid wird, wirklich schwer psychisch krank ist, egal ob Patient oder Personal.

     

    Ich arbeite nicht mehr in der Psychiatrie und halte sie in ihrer heutigen Form für kontraproduktiv, denn sie schadet allen. die damit zu tun haben.

  • F
    fuehrerscheinnichtnutzer

    Psychologie und psychologische Diagnostik ist - ohne ihr damit ganz die Legitimation nehmen zu wollen - eben immer auch (zumindest potentiell) politisch und Ausdruck eines Machtverhältnisses, damit missbrauchsanfällig, kritisierbar, vom Vorverständnis geprägt, dem Wandel der Zeit unterworfen und potentiell gefährlich. Dies sollte man nie vergessen. Und es sollte ein viel größeres Problembewusstsein dafür geben. Ein wichtiger Artikel!

  • J
    janne

    Beim ganzen Gerede über Wahnhafte Störung:

    Ob eine Wahn existiert und wie 'abnormal' er ist, ist auch vom Umfeld abhängig. Asiaten haben andere Ängste als Europäer, ein Australier andere als ein Kanadier.

    Entsprechend hat ein IT-Mensch auch andere Sorgen als ein Elektriker.

    Zwar mag das geschilderte Verhalten schon als 'überdurchschnittlich' ausgeprägt gelten, aber von einem Wahn ist das noch ganz weit entfernt. Schlieslich ist ja nirgendwo die Rede davon, dass er zB ständig hinter Vorhänge schaut weil da einer darauf lauert, von ihm ein Bild zu machen.

    Unglücklicherweise bewirkt die Behauptung 'Ich bin nicht wahnsinnig' meistens das Gegenteil, wird als fehlende Krankheitseinsicht gewertet und ein 'konstruktiver' Umgang ist nicht möglich. Man hätte eventuel einen (anderen) IT-Menschen kommen lassen können, der darlegt, dass es sich um eine im IT-Bereich völlig normale Fragestellung handelt. Als depressiver Mensch, und dafür sollten Psychiater eigentlich sensibilisiert sein, fällt es einem aber schwer auf solche Gedanken zu kommen und sie dann auch noch durchzuführen.

     

    Und dann war da noch der alte Mann, der quasi schon immer in einer Moskauer Anstalt war, weil er sich nur in einer 'Phantasiesprache' verständigen konnte.... bis jemand darauf kam, dass der Mann Ungarisch sprach und - angesehen von dem Hau den man in so einer Einrichtung ab kriegen kann - völlig normal war...

  • PN
    Para Noid

    Nur weil Du paranoid bist, heisst es nicht, sie sind nicht hinter Dir her. Armer Kerl, der Patient. Früher glaubte man, dass einem die Seele geraubt wird, wenn man sich fotografieren liess. Da scheint was dran zu sein.

  • PS
    Post Scriptum

    @Anonymous Psychoticus:

    DAS ist wirklich unglaublich, das müssen Sie ihm doch mitteilen, nicht das es noch weiteren Patienten geschieht! Wahrscheinlich (hoffentlich) hat er es nicht wissentlich gemacht, aber das Vertrauen ist schon einmal flöten! Wenn man schon Hip sein möchte und per E-Mail kommunizieren, sollte man sich doch bei solch sensiblen Daten 5x versichern, dass alles sicher läuft!

  • M
    Mongie

    Es ist ehrlichgesagt ganz schön erschreckend, wie eindimensional hier teils Argumente ins Feld geführt werden. Ich bin selbst Betroffener mit längerer psychisch bedingter Krankengeschichte und einschlägiger Erfahrung verschiedener therapeutischer Begleitungen. Und: Ich bin hochsensibel, was meine persönlichen Daten betrifft (so lässt sich also weder über das gewählte Alias, noch über die automatisch generierte Mail-Adresse, noch über die JAP-verzerrte IP so einfach auf meine wahre Identität rückschließen) Und dies ist mir wichtig. Jetzt ist dieses Thema auch an mehreren Stellen in den therapeutischen Gesprächen aufgetaucht und ich kann sagen, dass noch jedes Mal mit gebotenem Respekt vor meiner Person und aufrichtigem Zugewandtsein damit seitens des Therapeuten/in umgegangen wurde. Jemand der professionell in seiner Richtung arbeitet (und diese werden mE immer mehr, weil die Eignungs- und Ausbildungsauflagen auch strenger werden), wird immer im Sinne einer weitestgehend offenen Haltung seine eigenen (moralischen) Vorstellungen von gut/richtig schlecht/böse aus der Interaktion rauszuhalten versuchen. Genau zu diesem Zweck sind die jahrelangen Selbsterfahrungseinheiten eines Ausbildungskandidaten zwingend vorgeschrieben, damit der Therapeut die eigenen Themen von den Themen des anderen so gut wie möglich zu unterscheiden vermag. Im Fall des Herrn G. kann sicher nicht zu Beginn der Behandlung das Etikett paranoide Persönlichkeitsstörung stehen (ich habe auch noch nie erlebt, dass mit Diagnosen so vorschnell hantiert wird). Grundsätzlich würde sich zunächst die Frage stellen, warum der Datenschutz für Herrn G. denn so wichtig ist, er wird dann Gründe dafür nennen. Worauf sich dann meist ein Gespräch darüber entwickelt und sich langsam ein darunterliegendes (evtl. gravierenderes) Thema offenbaren KANN, welches im vordergründigen Kleid eines vehement verteidigten Schutz- oder Kontrollbedürfnisses zum Vorschein tritt, dabei aber auf andere biografische Themen verweist, die mit dem Datenschutzbedürfnis aber bei genauerer Betrachtung eigentlich nichts zu tun haben. Das Ganze MUSS aber nicht pathologisch sein, es ist doch auch durchaus gutzuheissen, wenn es jemand als wichtig und wertvoll erachtet, seine demokratischen Rechte in Form informeller Selbstbestimmung gewahrt zu wissen, oder einfach nicht zusehen will, wie ein amerikanisches Privatunternehmen Facebook hier auf Kosten des gesellschaftlich Privaten ungefragt seinen Reibach macht und Bedenken mit Füßen tritt. Und nicht zuletzt - Stichwort identity theft - gibt es ohnehin verdammt gute Gründe, zu verlangen, dass mit persönlichen Daten sorgsam umgegangen wird. Wieder meine Erfahrung: Wenn man mit dem Therapeuten in dieser Form ins Gespräch kommt, wird dieser die "inneren Beweggründe des Patienten/Klienten, die ihn zu diesem Handeln führen, nachvollziehen können und als solche nicht nur akzeptieren, sondern auch als selbsbestimmtes Handeln einordnen. Wird man dabei einfach als paradoid abgekanzelt, nur weil sich der Therapeut mit dem Thema Datenschutz nie auseinandergesetzt und es nicht für wichtig erachtet, also keine Bemühungen des Verstehenwollens ersichtlich sind, sollte man wahrlich darüber nachdenken, den Therapeuten zu wechseln. Wenn der Therapeut allerdings im beim Gespräch wiederholt den Eindruck/Verdacht/Gefühl/Übertragung bekommt (und darauf müssen professionelle Therapeuten achten, das ist ihre ureigentliche Aufgabe, nicht alles Gesagte unhinterfragt für bare Münze zu nehmen), dass hier etwas ganz anderes am Start ist und der Datenschutz eigentlich nur den Auslöser der Leiderfahrung darstellt, ähnliche hindernde Misstrauensthemen sich etwa auch in allen anderen Lebensbereichen wiederfinden, dann kann es unter Umständen schon zur Diagnose einer Psychopathologie kommen (wohlgemerkt ist es immer der Leidensdruck der Betroffenen, der sie aus eigenen Stücken in Behandlung bringt. Niemand abgesehen von schweren Fällen der Selbst- oder Fremdschädigung kann effektiv zu etwas gezwungen werden). Wie ja schon in frühreren Postings angesprochen wurde, sind im Falle des Falles genau diese ernsten darunterliegenden Themen, welche in der Regel aus früheren psychischen Verletzungen stammen, dem Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst und durch starke Abwehrmechanismen (Coping-Reaktionen) vor dem eigenen Wiedererleben geschützt. Aus diesem Grund ist auch eine wie auch immer geartete Selbst- oder Eigentherapie meist nicht erfolgreich, weil man die eigenen 'blind spots' im besten Fall nur ahnt, aber eben nicht wirklich bewusst vor sich hat. Aufgabe des Therapeuten (je nach Fachrichtung) ist es hingegen, durch vorsichtige, langsame (das kann uU Jahre dauern) vertrauensbasierter Annäherung, sich dem eigentlichen Störungsthema anzunehmen, es anzusehen, kontrolliert durchzuarbeiten und letztlich dadurch hoffentlich aufzulösen oder aber zumindest abzumildern. Gelingt dies (und ist wahrlich nicht immer so), verschwinden oder lindern sich meist auch die symptomatischen Coping-Reaktionen (wie etwa eine rigides Misstrauenshaltung gegen alle und alles), die dadurch ausgelöst wurden, weil sie ihre ursprüngliche Funktion verloren haben. Wer so einen Prozess erfolgreich durchschritten hat, weiss, wie viel an bisher gebundener Energie und Lebensfreude dadurch wieder für all das frei werden kann, was einem eigentlich wichtig ist.

     

    Langer Rede kurzer Sinn - ich möchte mit diesem Posting dafür sensibilisieren, dass psychische Störungen ein unglaublich komplexes Feld darstellen, in dem schwarz-weiss Polarisierungen, undifferenzierte Abwertungen oder naive Idealisierungen kaum weiterhelfen. Aus vielen Kommentaren klingt mir teils viel Unwissenheit und Angst durch, was verständlich ist, wenn man damit noch nie zu tun hatte. Selbstredend gibt es wie überall auch in dieser Berufssparte schwarze Schafe, die unverantwortlich und/oder unmotiviert arbeiten, auch so manche derzeitige Entwicklung im Gesundheitssystem fördert nicht gerade den Einsatz bestmöglicher Lösungen für Betroffene. Auch dass zur Zeit wieder eine verstärkte Psychopharmakagläubigkeit aufzukeimen scheint, stimmt bedenklich. Umso wichtiger aber ist deshalb ein informierter, selbstbestimmter Umgang mit diesen Faktoren, d.h. auch ein Gespür für sich selbst zu entwickeln, was man in bestimmten Situationen braucht - wo fühle ich mich gut aufgehoben, angenommen, wer kann mir helfen, wo kann ich vertrauen, wo finde ich Halt, bei wem traue ich mich über meinen Schatten zu springen, auch wenn es schwer fällt. Und aber: Wo fühle ich mich abgefertigt, nicht ernst genommen, bevormundet, entmündigt, ausgenutzt. Hier auf sich selbst zu hören, echte Hilfe in Anspruch nehmen und von falsch gemeinter unterscheiden zu können, gibt einem unglaublich viel Handlungsspielraum im Leben.

     

    PS Gute Freunde sind gute Freunde und für das eigene gesunde Seelenleben kaum zu überschätzen. Sie sind aber - und weil das immer wieder angeführt wird - keine Therapeuten und wollen in der Regel auch keine sein. Eine professionelle therapeutische Beziehung unterscheidet sich in Verbindlichkeit, Distanz, Inhalt, Verstrickung und Verantwortlichkeit ganz erheblich von persönlichen Freundschaften.

  • M
    maxen

    Die Besten der Besten .. Sir, erscheinen oft nicht_normal. Das ist normal.

     

    Mathematiker-, Ingenieur-, Wissenschaftler- oder System- und Netzwerk-Administrator'innen, und alle Anderen die sich der Folgen ihres eigenen Tuns (gemessen in Armut, Leid, Schmerz und Anzahl Tote) bewusst werden, sind für die Apparate und Maschinen unbrauchbar.

     

    Unfähig sich dem wiedervereinigten Wahnsinn in system-immanenter Alternativlosigkeit im Interesse einer nichtanpassungswilligen, kulturell verschiedenen Minderheit anzupassen.

    Unfähig den Kolonialdamen und -Herren gleich Regierenden in kognitiver Dissonanz zu dienen.

     

    Sie müssen system-immanent verrückt in Behandlung, Maßnahmen und Therapien gedrängt und sinnlos beschäftigt werden. Wer sich dieser moralischen Verwahrlosung nicht anpasst, nicht mitmacht - gar sich verweigert, dem/r wird die Lebensgrundlage entzogen.

     

    Existenzbedrohende strukturelle Gewalt ist Alltag. Menschenverachtende Wertvorstellungen werden gezielt in Gesetze gegossen und angewendet von in Angst Gehaltenen, auf Funktion Reduzierte. Neben dem formalen Entzug überlebenswichtiger Mittel, taucht direkte körperliche Gewalt nur rein informell auf.

     

    Ich bin Dissident.

  • T
    thOPAS

    Im Grunde ist jede Bedrohung, die als ernsthafte Bedrohung außerhalb der Vorstellungskraft und Wahrnehmungsfähigkeit des "Arztes" liegt ein Indikator für Paranoia, oder nicht? Denn was er sich nicht al Bedrohung vorstellen kann, das muß eine Phantasie sein. Soviel zu "verstehendem Zuhören". Im Traum vielleicht! Und selbst in dem muß man dann immer alles auf Mami und Papi und Kind beziehen!

     

    Man stelle sich einen Homosexuellen vor, der keine Beziehung zu seiner Familie mehr hat! Was der alles haben könnte! Der wäre der reinste wandelnde Zoo der "Gestörtheiten" oder "Krankheiten" oder "Wahnsinne" (das wird ja auch immer mal umbenannt, wenn der alte Begriff plötzlich zu problematisch wird; so wie "Eugenik" zu "Humangenetik" geworden ist usw.)

     

    Man könnte auch sagen: diese Ärzte sagen "Nein, Geheimdienste gibt es nicht. Es gibt auch keine versteckten Schweinerein. Es gibt auch keinen Betrug und nicht den Versuch, einem Menschen das Leben zur Hölle zu machen. Es gibt auch keine Pein ein fortwährendd stattfindenden Gegenwart, die einen immer als Idioten verkaufen will. Nein, es gibt nur die Familie und vielleicht noch die Religion. Und Geld."

     

    Was für ein Glück, daß die Wikileaks-Menschen offensichtlich nie bei einem "Therapeuten" waren. Die wären als das wandelnde DCM-IV stigmatisiert, äh, diagnostiziert worden!

  • P
    Psychschlüssel

    der Karl sollte mal darüber nachdenken sich auf einer Psychartrischen Station behandeln zu lassen...

  • F
    Flipper

    @Labdakos:

    "Ich stelle lediglich fest, dass seine Einlassungen exakt dem Muster einer wahnhaften Störung entsprechen."

    Dann schreiben Sie doch bitte mal, was daran wahnhaft sein soll, als stationär in der Psychiatrie Behandelter anonym bleiben zu wollen!! Würden Sie sich allen Ernstes dort fotographieren lassen? Vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen, aber die gesellschaftliche Stigmatisierung psychisch "Erkrankter" (zu der Chimäre einer strikten Trennung von "Kranken" und "Gesunden" sage ich jetzt mal nichts sonst wird das zu lang) ist immer noch enorm, allen Krokodilstränen über Robert Enke zum Trotz.

     

    Andererseits gebe ich @Kris recht: Ich kann mir kaum vorstellen, dass das wirklich so passiert sein soll (will es ehrlich gesagt auch lieber nicht) - insofern gibt es einen gewissen Verdacht, dass mit der Schilderung etwas nicht stimmen könnte, so dass es in diesem Fall durchaus gut gewesen wäre, auch die Klinikseite zu Wort kommen zu lassen.

    Dennoch, @Twister: Danke für den Artikel, das Thema ist wichtig!

  • T
    thOMAS

    Für diesen Arzt eindeutig Diagnose "blöde". Es ist schon bedenklich, wenn man sich heute keine Gedanken um Datenschutz macht; aber zu behaupten, dazu gäbe es wenig Notwendigkeit ist geradeheraus dumm. Geballte Unkenntnis der politischen Lage. Die Nacktscanner sind mehr als nur eine Maschine, sie sind auch ein Zeichen...

     

    Psychoanalyse ist auch nichts anders als Redestrom gegen Geldstrom. Von der Familie ist man da bis heute nicht weggekommen und das will man auch gar nicht. Deleuze und Guattari hat man so wenig gelesen, wie die Psychiater Basaglia und Fouault oder Arendt. Psychoanalyse ist beängstigend, weil sie so völlig naiv ist. Und wenn man dann an einen Otto Kernberg denkt, der einem erklären kann, warum Homosexuelle irgendwas krankhaftes bezüglich ihrer Väter oder Mütter gehabt hätten, als sie Kinder waren, dann hörts einfach auf mit lustig, weil das Nazi-Kram ist.

     

    In diesem Laden da stimmt vieles nicht und eine von den Sachen, die gewaltig nicht stimmen hieß Gerd Postel. Ein anderes hieß Rosenhan Experiment. Ein weiteres heißt Tarnation und Lobotomie. Und das kann man stundenlang so weiter führen.

  • E
    Eva

    Und dann noch die elektronische Gesundheitskarte die dann eines Tages mit der Steueridentifikationsnummer gekoppelt wird....abgesehen davon das die Psychiatrie zu bestimmten Zeiten ganz unheilvolle Rollen einnahm.

  • K
    Kommentator

    Das ist doch Satire, oder?

    Schlimm das man da mittlerweile wirklich nachfragen muss, weil einem das so realistisch vorkommt ...

  • PS
    Post Scriptum

    Außerdem geht auch jeder seriöse Therapeut ab und an mal auch zu einem anderen Therapeuten in die Therapie, es ist also ganz normal (bei Therapeuten schon von Berufs wegen) , das Bedürfnis zu haben, über Dinge mit Menschen zu sprechen, die einem auch wirklich dabei helfen können, natürlich im Rahmen des Machbaren.

  • PS
    Post Scriptum

    Auch wenn es beim Thema Datenschutz wirklich überall (so wohl auch im Gesundheitssystem) noch sehr viel zu tun hat, würde ich mal schon alle Kommentatoren, die solch ein schlechtes Bild von Psychoanalyse und -therapie und Psychiatrie haben, beruhigen: so kalt und unmenschlich wie theorethische fachliche Auseinandersetzungen manchmal anmuten können, sind Therapeuten meistens nicht, wie auch jede andere Zunft, die mit Menschen zu tun hat, mindestens wenn sie ihre Arbeit erfolgreich erledigen wollen, und das wollen die meisten wohl doch. Die stationäre Psychiatrie mag berechtigterweise Ängste verursachen, und Menschen mögen heute tatsächlich bedenklich leichtsinnig mit ihren Daten umgehen (so auch Patienten und Ärzte, sind ja auch Menschen), so schlimm ist der „Psychobetrieb“ meistens nicht (jetzt von Datenschutzbedenken abgesehen), und Patienten und Ärzte sollten und sind nicht verfeindete Seiten oder so etwas. Übrigens ist die Analyse für jeden zu empfehlen, der irgendwelche Probleme hat, mit denen er/sie nicht alleine zurecht kommt, niemand wird sie deswegen stigmatisieren (wenn sie es nicht gerade im Internet auf die große Glocke hängen und jedem Dahergelaufenen auch die Gelegenheit geben, sie anzugreifen, oder sonst etwas leichtsinniges) schon erst recht nicht (seriöse) Therapeuten, wäre doch auch blödsinnig. Und die Aufgabe des Therapeuten sollte doch auch sein, im Rahmen des Möglichen dem Patienten zu helfen, eine andere Aufgabe hat der Therapeut nicht (außer auch noch für Außenstehende kalt und unmenschlich anmutende Fachschriften zu erstellen und –diskussionen zu führen, aber das ist nun mal in jeder „Zunft“ so), und ich nehme mal an, dass die meisten wohl versuchen, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

  • SA
    Sapere Aude

    Mein Pate ist Personalchef bei einer grossen Firma.

    Ich kann von daher bestätigen, dass die Gedanken und Sorgen von Karl G. alles andere als paranoid sind.

     

    Personalchefs haben Zugang zu Datenbanken, welche uns gar nicht in den Sinn kämen.

    Die Handynr. wird gespeichert, wenn sie an einem Wettbewerb teilnehmen: kann gesucht werden, gibt ausschluss über Ausgaben für "Glücksspiel".

    Facebook: wird regelmässig durchsucht.

    etc etc.

     

    Wenn man da nicht will, dass das Foto aus der Therapie öffentlich ist, ist das eine logische Sorge, da keiner gerne depressive Leute einstellt.

    Der Stellensuchende muss dies aber nicht mitteilen, damit er geschützt ist.

    Genau wie AIDS nicht angegeben werden muss, da viele Firmen solche Angestellten ablehnen.

    So haben "abnormale" gar keine Chance mehr überhaupt ein Leben zu führen.

     

    Die neusten (leisen) Skandale um Facebook bestätigen es weiter: Sie geben Adressen und Handynr weiter. Soviel zu Telemarketing.

    Genau wie Wissenschaftler rausgefunden haben, dass die Gruppenzugehörigkeiten + FB-Freundesnetz einen eindeutigen "Fingerabdruck" abgeben.

    Soviel zu "anonyme Daten". Da braucht keiner mehr den Namen, um herauszufinden um wer es geht.

  • L
    Labdakos

    @ Felix Nagel

     

    Ich bezeichne Karl G. nicht als paranoid. Ich stelle lediglich fest, dass seine Einlassungen exakt dem Muster einer wahnhaften Störung entsprechen. Die tatsächliche Diagnose will ich unbedingt seinem Arzt überlassen. Im Übrigen ist der mit Sicherheit auch viel kompetenter, denn nein, vom Fach bin ich nicht. Wohl aber ein, möchte sagen, wohlinformierter Laie. Da ich vermute, dass auch Sie nicht vom Fach sind (eine andere Möglichkeit habe ich vorerst nicht), erlaube ich mir bei allem Respekt die Empfehlung eines Besuchs in einer Universitätsbibliothek in Ihrer Nähe. Dort werden Sie - schlicht der vereinfachten Verfügbarkeit der teils etwas speziellen Bücher wegen - sicher fündig. Als Einstieg ist NEDOPIL sicher immer gut.

     

    @Twister

    Wenn Sie den Punkt Datenschutz noch deutlicher herausgearbeitet und zentraler positioniert hätten, könnte ich schon mehr mit dem Artikel anfangen. So bleibt für mich ein wenig aussagekräftiger Erfahrungsbericht, aber mehr leider nicht.

  • T
    topomoos

    Zahlreiche Psychiater und Therapeuten sind nichts weiter als der verlängerte Arm des kapitalistischen Repressionsapparats. Abweichende Meinungen werden umgehend pathologisiert. Das sind Leute mit der staatlichen Lizenz zum Rufmord. Es wird daher Zeit, dass der Gesetzgeber hier einen Riegel vorschiebt. Man muss sich gegen diffamatorische Diagnosen juristisch zur Wehr setzen können.

  • K
    killswitch

    @christopher und labdakos

     

    es ist richtig, dass in dem artikel viele verhaltensweisen von paranoidem verhalten aufgezählt werden und dieses ein in sich geschlossenes system ist.

     

    allerdings ist auch eine spezifische diagnose von paranoidem verhalten ein in sich geschlossenes system, soll heißen: wenn ein arzt einen patienten als paranoid diagnostiziert hat, gibt es keine möglichkeit mehr für den patienten, den arzt davon zu überzeugen, dass er nicht paranoid ist.

     

    die einzigen möglichkeiten des patienten sind entweder sein verhalten als krankhaft zu erkennen und zu ändern oder die therapie abzubrechen und sich einen anderen arzt zu suchen. jedes eingehen auf die argumentationsketten oder "rationale Argumente und Überzeugungsversuche von Außenstehenden haben keinen Erfolg und sind vielmehr kontraproduktiv, da sie das Misstrauen der paranoiden Person nur noch verstärken." (wikipedia) alles was der patient sagt, sind keine argumenten sondern symptome, denn in den sitzungen geht es nicht um datenschutz, sondern um die krankheit.

     

    demzufolge wäre aus der sicht des arztes ein verbessern des datenschutzes in der klink schlecht für den patienten, da dies ihn ja in seinem wahn bestärken würde. das lässt den arzt in der paradoxen situation, dass er dem patienten entweder sein verbrieftes recht auf datenschutz verweigern muss oder die therapie abbricht.

     

    ob das verhalten des patienten krankhaft ist oder nicht ist meines erachtens nach nicht aus dem artikel zu erkennen, da er, wie schon gesagt, ausschließlich aus patientensicht geschrieben ist.

  • K
    keinXfürEinU

    @christopher

    "Die geschilderten Vermeidungstaktiken des 'Karl G.', welche Gefährdungen stets nach außen projizieren und im Grunde von Anfang an darauf abgezielt zu haben scheinen, die Therapie zu torpedieren, um nur ja keinen an sich heranzulassen, sprechen für mich eine recht deutliche Sprache."

     

    aber Sie trauen sich gar eine ferndiagnose aufgrund der dürftigen informationslage zu?

    kann es sein, dass Sie es sind der eine vermeidungstaktik anwendet - nämlich die, sich nicht eingestehen zu müssen, dass fehldiagnosen zum arztalltag dazu gehören und das psychiartische diagnosen per se zweifelhaft sind?

     

    "lehrbuchhafte diagnosen" gibt es nicht.

    1. definitionen zu geisteskrankheiten sind flexibel, abhängig vom aktuellen erkenntnisstand. 2. jeder gute psychologe/psychiater weiß, dass menschen nicht nach dem "multiple choice"-verfahren gerastert und beurteilt werden könne. gerade das macht den beruf so anspruchsvoll.

     

    gebe @werner schneider recht: so lange die psychiatrie-geschichte der ns-zeit nicht aufgearbeitet ist, müssen wir medizinern/psychiatern/neurologen misstrauen. sie haben nicht gelernt ihr berufsbild in frage zu stellen und ihr studium basiert auf einem fragwürdigen menschenbild.

     

    studierte psychologen mit z.b. psychoanalytischer zusatzausbildung halte ich da für vertrauenswürdiger.

  • K
    kris

    Mit Erlaub, der vorliegende Fall erscheint mir etwas konstruiert. Ich arbeite in der Akutaufnahme einer großen psychiatrischen Landesklinik. Ein ähnlicher Fall ist mir bislang nicht untergekommen. Fotos bei Aufnahme gibt es nicht, Fotografieren ist auf Station streng verboten (für alle), auf Wunsch bleibt der Patientenname auf Station anonym. (Türschild, telefonische Auskunft etc.). Auch Patientendaten sind nur für die direkt dokumentierenden Mitarbeiter per individuellem Passwort zugänglich. Bis bei einem Patienten ein Paranoides Wahnsystem bzw. eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert wird bedarf es mehr als Sensibliltät beim Datenschutz. Alles in allem wird hier ein sehr einfaches Bild bzw. Horrorszenario der Psychiatrie dargestellt. Missstände gibt es sicherlich viele, wie auch in somatischen Krankenhäusern. Dieser Artikel ist aber sicher nicht repräsentativ.

  • S
    Sorgenvoll

    Ihm würde statt einer Therapie unter diesen Umständen wohl eher helfen, wenn sich ein Arbeitgeber findet, wo Datenschutz und Datensparsamkeit zur festen Firmenphilosophie gehört und Leute wie dieser Admin willkommen sind, da sie die richtige Grundeinstellung mitgbringen.

     

    Sobald er sich wieder gebraucht fühlt und er für seine Ansichten Wertschätzung bekommt statt Erklärungsnot, düften seine Depressionen auch verschwinden oder sich zumindest stark lindern.

     

    Ich würde es ihm echt wünschen, dass er so einen Arbeitgeber findet.

  • K
    kritikus

    Kann es nicht auch sein, dass schon die Berufswahl mit den eigenen Problemen zusammenhängt.

     

    Meine Feststellung war häufig, dass die meisten Psychologen und Psychiater Probleme mit sich selbst hatten, die sie bei anderen lösen wollten.

  • T
    Theoretiker

    @ Christopher

     

    Ich darf also konstatieren, dass Sie einerseits die einseitige Berichterstattung anprangern, womit Sie Recht haben, andererseits aber selbst sich in mögliche Ferndiagnosen stürzen, die darauf abzielen, dass die Ärzte richtig gehandelt haben, ohne den Patienten oder die Ärzte selbst gesehen zu haben.

     

    Der Journalist hingegen hat zumindest den Patienten gesehen.

     

     

    Fernab dieser Worte:

    Auch die Psychiatrie war beständig dem Wandel der Zeit unterworfen. Als Mann vom Fach sollten Sie sich an die alte Bezeichnung von Chorea-Huntington erinnern und was grausames mit diesen armen Menschen passiert ist. Auch die Lobotomie war lange Zeit anerkannt.

  • A
    Anonym

    Es ist eines jeden Recht , dass er die Hoheit über seine Daten und Bilder besitzt, besonders in so einem sensiblen Fall. Hier handelt es sich nicht um den Besuch eines Volksfestes, der irgendwo dokumentiert wird.

    Besonders dumm und verantwortungslos handeln auch die Personen die Bilder aus einem Krankenhausumfeld einfach ins Netz stellen.

    Für sich selber kann man ja so blöd sein - aber die Persönlichkeitsrechte der anderen Patienten sind gefälligst zu wahren.

    Es würde sich ja auch niemand im Swingerclub ( mal überspitzt formuliert ) so bloßstellen lassen.

     

    Und wie schnell ist man für immer stigmatisiert.

    Aber Ärzte sind ja auch nicht für Sensibilität bekannt....

    man denke nur an die vielen willfährigen Ärzte ,die sich in den Dienst der Nazis gestellt haben .

     

    Datenschutz ist nicht paranoid. Der Kontrollwahn der Ärzte und Therapeuten ist paranoid.

  • M
    Michnix

    Ich finde den Artikel sehr gut um auf ein Defizit hinzuweisen, ob die - fuer einen SysAdmin angebrachte - Paranoia durch seine Erkrankung krankhaft verschaerft wurde, vor allem durch den Verlauf seiner, aus dem Ruder gelaufenen, Therapie kann ich mit den mir vorliegenden Informationen nicht nachvollziehen.

     

    Und dies fuer alle (selbsternannten) Therapeuten hier: Es ist schon bezeichnend, wie man aufgrund von ein paar Zeilen, eine komplette Diagnose stellen will. Das ist in etwa also wuerde man Exhibitionismus disgnostizieren, wenn ueber eine nackte Person geschrieben wird, die durch eine Stadt laeuft, aber die weitergehenden Informationen fehlen wie: FKK Strand in einer FKK-Siedlung oder vielleicht sogar nur Sauna in einer Therme und die Stadt ist nur der Wuerstelverkaeufer auf dem Gelaende. Also mal weniger diagnostizieren und mehr recherchieren, aber ich vergass, das ist ja nicht mehr in.

     

    Als Gegenbeispiel weiss ich aber auch um Kliniken, in denen das Thema Datenschutz ganz ganz ernst genommen wird. Die WLANs sind mit WPA2 verschluesselt und zusaetzlich sind die Datenstroeme TLS und die Dokumente sowie Datensaetze nochmal Public-Key verschluesselt, damit nur die Zugriff bekommen, die auch dazu berechtigt sind. Weiterhin werden Patienten die andere Patienten fotographieren zu einem ersthaften Gespraech geladen und bei Wiederholung aus der Klinik geschmissen. Also es geht auch anders, man muss es nur wollen.

     

    Schoenen Tag noch...

  • C
    Christian

    Datenschutz ist ein sensibles Thema - ich werde dafür in meinem Umfeld auch schon blöde angeschaut - vonwegen Paranioa... Aber ehrlich gesagt, ist es mir lieber, die Daten liegen auf nem "ungesicherten" LOKALEN System - als auf der zusammengepferchten DB für die eGK. Die Wahrscheinlichkeit liegt aus meiner Sicht um ein vielfaches höher, das die Daten dort "kompromittiert" werden, als es auf nem einzelnen Notebook oder PC von irgendnem Anstaltsarzt der Fall ist.

     

    Ich halte es auch für wesentlich, dass amn mit dem Arzt, der einen behandelt klar kommt. Wenn dem nicht der Fall sit, bedeutet die Diagnose aus meienr Sicht auch nicht viel. Gerade im Bereich psychischer "Störungen" ist das Thema so fein zusammengestrickt durch die Beziehung zum behandelnden Arzt. Es ist ähnlich wie in der Schule - hast du einen Lehrer, mit dem du nicht klar kommst, wirst du nie richtig gut in dem Fach, egal wie gut du bist.

  • A
    Alex

    Irgendwie erinnert mich diese ganze Geschichte an Google Streetview...

     

    Wieviele haben hier gemäckert, dass sie oder ihr Haus, wie auch Nummernschilder an Autos zu sehen waren? Sind die jetzt alles paranoid?

     

    Und man mag sagen, dass dieser Herr zwar ein sehr stark ausgeprägtes Datenschutzbewusstsein hat, aber paranoid?

     

    Das Beispiel mit dem Foto ist dazu sehr genial. Wieso brauchen die es? Nur weil man es immer gemacht hat? Eine ganz legitime und interessante Frage oder nicht, die dieser Herr da stellt oder? Aber anstatt hier nachzufragen geht es damit munter weiter. Man weiß zwar nicht wofür man das Foto braucht, aber da man es schon immer gemacht hat, macht man es auch in Zukunft weiter.

  • K
    Kerzenlicht

    Ich halte den Artikel für eine Ente. Wer Erfahrungen mit Psychiatrien hat, weiß, dass dort die Handys eingezogen und nur zu bestimmten Zeiten zum Telefonieren ausgegeben werden, eben umd Fotos (z.B. von Fixierbetten) zu vermeiden. Ebenso ist es mit Laptops. Mir ist auch keine Klinik bekannt, wo von den Patienten Fotos gemacht werden. Allerdings ist die Reaktion der Ärzte auf das Verhalten des Patienten durchaus realistisch geschildert. Oft wird wirklich jede nicht genehme Lebensäußerung deer Krankheit zugeschrieben. Da hat der Patient keine Chance, auch wenn sein Verhalten aus "normaler" noch so nachvollziehbar ist: Dass ein Mensch mit der Diagnose einer psychischen Erkrankung verhindern will, dass jemand davon erfährt ist der Stigmatisierung geschuldet, die er sonst in der Gesellschaft erfährt und deswegen ist das, was hier über die anderen Patienten geschrieben wurde nicht glaubhaft. Die wissen das nämlich aus Erfahrung ganz genau.

  • P
    Psychater

    An alle die glauben das mensch paranoid ist, wenn er auf sein Recht besteht...

    Eine Zuiederhandung gegen Datenschutzbestimmungen werden u.a nach BDSG §6 mit empfindlichen Geldstrafen bedacht, zumindest theoretisch. Wie kann ich denn ein Verbrechen als Therapie deklarieren, wenn die psychische Gesundheit des Therapeuten selbst, mehr als Fragwürdig ist. Schliesslich ist der Mensch genetisch ca. 9% Virus, 80%Schwein und 98% Bonobo. Ein Fakt der mindesten Unterbewusst schwer auf unserer Psyche lasten sollte. Schonmal bemerkt dass Teile der PsychoSzene in Richtung Sciencetology gehen, von wegen dein Unterbewusstsein ist an allem Schuld: Hungertod, Meteroiteneinschläge, Flugzeugabstürtze. Bei manchen Artzt/Patientenkonstellation weiss mensch einfach nicht wer eigentlich der/die Gestöhrte ist.

    P.S: Müssen "Ätzte" eigentlich Drogentest abgeben und sich ihre Psyche bewerten lassen ???

  • BI
    Bertram in Mainz

    Gehen wir das Problem mal anders herum an. Angenommen jemand kommt in Behandlung, vielleicht "nur" in eine Psychotherapie. Er hat aber keine Krankheit, nur irgendwelche Probleme. Der Therapeut wird schon die Probleme als Teil der Krankheit ansehen. Die hat man sich angeblich selbst gemacht, und zusätzlich hat man die "falsche Einstellung". Fügt man sich, hat man verloren. Wehrt man sich, ist das zusätzlich Teil der Krankheit. Man kommt also nie ohne Krankheit davon!

     

    Der Patient im Artikel hatte tatsächlich Depressionen. Aber ohne ginge es auch. Nehmen wir an, er hätte gar nichts, "nur" einen Schicksalsschlag erlitten. Dann wäre er nach dieser "Logik" trotzdem krank. Wenn er das nicht einsieht, ist das erst recht krank. Wenn er dann aggressiv und depressiv wird bei so viel Verbohrtheit, hat er dann tatsächlich eine Depression. Und die "muss" behandelt werden.

     

    Im normalen Alltag kann man das ein paar Nummern kleiner erleben. Offenbar waren ganz viele Menschen in irgendwelchen Therapien. Ein falscher Satz, der nicht positiv genug ist, und diese Psycho-Babbler legen los. Die sind, obwohl sonst normal, bei diesen Themen verbohrt wie religiöse Sektierer.

     

    Was ist denn ein Kriterium für echte Krankheit? Hier (Artikel und einige Kommentare) wird ein in sich logisch konsistentes Verhalten erst recht als typisches Wahnsystem verunglimpft! Damit kann man alles "beweisen". Nach dieser "Logik" ist jeder krank, der irgendwie im Konflikt mit seiner Umgebung ist. Schon ein Mobbing-Prozess wäre nur eine Paranoia des Betroffenen!

     

    Was ist mit politisch Oppositionellen? Mit Umweltschützern, Tierschützern? Mit Warnung vor Klimawandel? Eine "Logik", mit der man alles verunglimpfen kann, ist wertlos. Und dann soll auch noch die zentrale elektronische Gesundheitsakte kommen. Wer davor Angst hat, gilt wohl als auch als paranoid? In Wirklichkeit ist dumm, wer davor keine Angst hat!

     

    Ich komme mit dieser Psycho-Logik nicht zurecht. Tatsachen werden vom Tisch gewischt. Statt dessen sollen die "richtigen" Gefühle installiert werden. In anderen Systemen heißt so etwas "Umerziehung".

  • E
    erstaunt

    "Normal" wäre dann demnach, sich ohne Not ablichten zu lassen (erinnert ja an erkennungsdienstliche Behandlung), seine Therapie auf Facebook vorzuführen, und auch ansonsten Datenschutz vertrauensvoll zu ignorieren - ich glaub es hackt. Abgesehen von den fragwürdigen Ferndiagnosen hier in der Kommentarspalte, die es auch nahe legen könnten, dass ganze Organisationen wie der CCC oder Teile der Grünen von wirren Paranoikern geführt werden, fällt hier ja auch der Begriff "Normalität" als soziale Norm auf: Mark Zuckerberg etwa möchte derzeit gerne ein neues Zeitalter der Öffentlichkeit ausrufen, in dem sich jedermann ganz selbsterständlich auf Facebook vor Fremden entblösst. Er findet mit seinem Geschäftsmodell großen Anklang, es wird (unter Jugendlichen zb.) zur Norm, sich so zu verhalten. Datenschutz ist out, wirkt paranoid, rangiert bald irgendwo neben Erdstrahlen, Antennen die Befehle in den Kopf senden, und "Ihnen", die stets hinter einem her sind.

     

    Folge: Wer ums Verrecken nicht auf Facebook erscheinen möchte, wer wissen möchte wer einen warum fotografiert, hat wohl eine psychische Störung, etwa einen Wahn. Denn jeder normale Mensch findet das doch gut! "Komm schon, es ist doch nichts dabei".

     

    Der Mann hat berufsbedingt Fachwissen, und eine größere Sensiblität für die Datenschutz-Problematik, verfolgt wohl auch die entspr. Fachpresse, und verhält sich in seinem tatsächlichen, oder angeblichen, Wahn weitaus "normaler"/gesünder als Facebook-Mausi und Dr. Xing, die von den technischen Hintergründen und Geschäftsmodellen ihrer "sozialen Netzwerke" soviel Ahnung haben wie eben ein Systemadmin von der Psychologie. Aber Dr. "Christopher" Xing, vielleicht noch mit Facebookseite, Amazonwunschzettel und Flickr-Account, klärt ihn auf, dass sein Verhalten doch ziemlich unnormal ist - Realsatire? Da kann man es wirren Kommentatoren hier nicht verdenken, dass sie eine solche Abneigung gegen die Professionen hegen, die ihnen scheinbar ja auch nicht zu helfen verstanden.

  • KK
    Klaus Kinski

    Das ist normal bei Psychatern. Als IT-Dienstleister hatte ich letztens einen PC eines Psychaters bei dem die Festplatten "gestorben" waren. Mit Mühe und Not ein Image von den Platten gezogen und der Dr. bat mich darum, ein paar "Patientenakten" (normale Word-Dokumente) an ihn per Mail zu schicken, damit er weiter arbeiten könnte.

     

    Ich habe einen kurzen Blich in die Dateien geworfen (ob das Recovery wirklich geklappt hat) und gesehen, dass jede Datei Namen und Anschrift des Patienten enthielt.

     

    Auf meine Nachfrage, ob ich das wirklich per unverschlüsselter Email verschicken sollte, kam die Antwort: "Da sind doch keine sensiblen Daten drin". Na dann ...

  • AP
    Anonymus Psychoticus

    Ich mache eine Psychotherapie und studiere Informationswissenschaften und somit auch mit den Thema Datenschutz sensibilisiert bzw. bin in der Lage herzuleiten, was theoretisch mit Daten passieren kann. Auf Facebook wurde mir mein Psychotherapeut als "Freund" vorgeschlagen. Wohl weil dieser mich anhielt, Terminabsprachen per Email vorzunehmen und Facebook unwissentlich sein Emailpasswort überlassen hat (Funktion von Facebook). Seit dieser Entdeckung habe ich zwei Termine bei ihm verschwitz, da ich mich wie vor den Kopf gestoßen fühle. ...fehl fast nur noch, dass er das, was ich ihm erzähle und er in den Laptop tippt, auf Facebook postet und meine Bekannten dann auf "Gefällt mir" klicken können.

  • DI
    DSM IV

    DSM IV Diagnosekriterien für 301.00 (F60.0): Paranoide Persönlichkeitsstörung:

     

    A. Tiefgreifendes Misstrauen und Argwohn gegenüber anderen, so dass deren Motive als böswillig ausgelegt werden. Der Beginn liegt im frühen

    Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens vier der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

     

    1. verdächtigt andere ohne hinreichenden Grund, ihn/sie auszunutzen, zu schädigen oder zu täuschen,

    2. ist stark eingenommen von ungerechtfertigten Zweifeln an der Loyalität und Vertrauenswürdigkeit von Freunden oder Partnern,

    3. vertraut sich nur zögernd anderen Menschen an, aus ungerechtfertigter Angst, die Informationen könnten in böswilliger Weise gegen ihn/sie

    verwandt werden,

    4. liest in harmlose Bemerkungen oder Vorkommnisse eine versteckte, abwertende oder bedrohliche Bedeutung hinein,

    5. ist lange nachtragend, d. h. verzeiht Kränkungen, Verletzungen oder Herabsetzungen nicht,

    6. nimmt Angriffe auf die eigene Person oder das Ansehen wahr, die anderen nicht so vorkommen und reagiert schnell zornig oder startet rasch

    einen Gegenangriff,

    7. verdächtigt wiederholt ohne jede Berechtigung den Ehe- oder Sexualpartner der Untreue.

     

    B. Tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Schizophrenie, einer Affektiven Störung mit Psychotischen Merkmalen oder einer anderen Psychotischen

    Störung auf und geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück.

  • J
    Joachim

    Ich frage mich, wie einer von denen (die Ärzte aus dem Artikel, einige Kommentatoren hier) reagieren würde, wenn ich als Patient ungefragt und spontan ein Foto mache. "Will meinen Status updaten, das unterlege ich gerne mit Bildern 'Bin bei Dr. Kwack Salber, und das ist er: _Bild_'".

     

    Vielleicht bin ich selber zu paranoid, weil ich nachvollziehen kann dass man sein Bild - in diesem Kontext - nicht veröffentlicht haben will. Und genau das ist es: Dutzend Leute auf dem Bild, der Großteil davon mit Namen verknüpft (wie es z. B. bei studivz möglich ist) und schon hat eine vierstellige Anzahl von Leuten Zugriff auf das Foto. Wenn man in einer Kleinstadt mit 50.000 Leuten wohnt und nur die "aktiven Leute" (20-60 Jahre) betrachtet ist es für mich schwer verständlich, wenn da nicht ein Bekannter - oder Vorgesetzter - davon erfährt.

  • HP
    Herr. P

    Die Beschreibung des Herrn G. zeigt tatsächlich viele Merkmale einer Wahnbildung. Eine Abgrenzung zwischen normaler persönlicher Überzeugung und überwertigen Ideen ist aber anhand des Artikels nicht möglich. Interessant wäre zu erfahren, woher die Autorin ihre Informationen hat.

     

    @Werner Schneider:

    Ich weiß nicht woher sie ihre Ablehnung haben. Meiner Erfahrung nach kann die moderne Psychatrie/Psychosomatik vielen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen helfen und ihnen neue Lebensperspektiven eröffnen.

  • N
    net(t)_paranoid

    Herrlich! Man (also eigentlich ich) weiß nicht, was einem (also mir) besser gefällt. – Die Panik auslösende Geschichte, die sich ja ganz ungeniert bei Kafka (Das Schloß, Der Prozess) bedient – und ja, m.E. nicht ganz abwegig ist – vielleicht aber ein wenig überspitzt. – Oder dann doch eher die Psychatrieverteidiger, die die Unbedarftheit der meisten Menschen teilen, die sich eben nie intensiv mit dem „Problem“ Datenschutz (maßgeblich im „Internet“) beschäftigt haben? Ein Faktum, an der Geschichte ist doch, der weitaus größere Teil der Bevölkerung ist einfach recht naiv im Netz und mit privaten Daten. Nicht umsonst hat Facebook allein in Dtl. um die 5. Mio. Nutzer …

    Ja, und dann gefällt mir natürlich auch noch – ganz besonders – dieser Kommentatorenreigen, der ganz selbstverständlich der „Psychatrie an sich“ faschistische Züge vorwirft, und deswegen mit totalitären Methoden, gegen die Psychater vorgehen möchte…

     

    Alles in Allem: ein wirklich gelungener Artikel! ;)

  • E
    Euripides

    Also ob paranoid oder nicht kann ich nicht beurteilen. Spielt aber auch nicht wirklich eine Rolle, denn gerade medizinische Daten sind besonders sensibel - da muß Datenschutz doch wohl eine Selbstverständlichkeit sein. Und wenn es daran Zweifel gibt, ist es doch wohl das Mindeste, daß diese ausgeräumt werden. Die ärztliche Schweigepflicht hat doch ihre Gründe, nur muß sie dazu auch sichergestellt sein. Das ist keine Frage von Paranoia, das ist einfach eine grundlegende Anforderung.

  • W
    wauz

    Haben Patienten keine Rechte?

     

    Anscheinend nicht. Das recht am eigenen Bild kann man in jeder Fußgängerzone einfordern. Nicht ungefragt fotografiert werden zu wollen, ist eine berechtigte Wahrnehmung eigener Interessen. Selbst wenn jemand einen an der Waffel hat, ist einem solchen Interesse stattzugeben. Hier hat die Anstalt eine Fürsorgepflicht und muss sicherstellen, dass sich auch uneinsichtige Mitpatienten entsprechend verhalten. Und wenn die Dame am Empfang auf eine solch einfache Frage keine Antwort weiß, wird sie wohl auch von Menschen ohne jeden Befund nicht so ganz ernst genommen werden, es sei denn als Problem.

     

    Leider sind solche Fälle von Arroganz und Ignoranz seitens des Personals an wohl jeder Klinik anzutreffen. Arztpraxen stehen unter einer starken Marktbeobachtung und schlechter Ruf sorgt schnell für sinkende Umsätze. In Anstalten haben Patienten aber selten die Wahl, es sei denn, sie trauen sich den Therapieabbruch. Gerade Reha-Kliniken sind Reservate für doktorierte Deppen.

  • S
    Sophie

    Also jetzt mal unabhängig davon ob Herr G. paranoid ist oder nicht... das Dilemma besteht ja dennoch, dass - davon ausgehend, dass die beschriebenen Datenschutzverletzungen halbwegs zutreffen - man als Patient sich datenschutzsensiblisiert geben und damit gleichzeitig den Verdacht auf Paranoia erweckt. Okay, sagen wir Herr G. war paranoid... Okay, ich stell mir kurz mal vor ich wäre so richtig depressiv (ja, ich weiss, der satz ist blöd und dumm und unsensibel vielleicht sogar politisch unkorrekt, aber stellen wir es uns trotzdem vor)... ich gehe in die Praxis. Bei Daten wie meinem Namen oder Vorgeschichte, werde ich mir nix denken. Wozu auch, ich bin in einer praxis, die müssen gewissen dinge wissen. Einer schießt ein Foto von mir... okay, da würde ich fragen wieso, einfach weil ich eitel und EXTREM-ohne-Scheiß-unfotogen bin und wenn ich das Bild als unnötig erachte, es gerne vermeiden würde. Über fb würde ich mir keine Gedanken machen ich bin Facebooker, wobei ... ob ich gerne auf einem Bild "Unsere Depri-Therapie-Gruppe" verlinkbar sein möchte... okay... nein, nein.. glaube nein. Okay... Jetzt gehen wir nochmal zu den Formalien ... es folgt eine Frage, die ich vorher noch nicht hatte oder die mir seltsam erscheint oder ein mir unbekanntes Wort, in solchen Fällen frag ich meistens nach. ... würde ich mich abkapseln von anderne patienten, keine ahnung. Ich denke NICHT wegen datenschutzbedenken. Würde ich ein Foto von mir machen lassen, ja, zähneknirschend, nach einer plausiblen erklärung. ... würde ich die therapie weitermachen wenn man mir statt diagnose... PARANOIA ... auf einmal diagnostiziert? hm... ich würde mich eine woche selber fragen bin cih paranoid, und dann wechseln. oder abbrechen. Aber was ... wenn ich von Datenschutz AHNUNG hätte, darüber nachdenke, Wikileaks nicht nur für etwas halten würde, dass die Weltgeschichte interessanter macht, und vor allem facebook hassen würde? Hm...

  • C
    @christopher

    Angenommen, sie haben eine psyschiche Belastung (schwere Depression nach Tod des Partners/der Partnerin) und werden in der offenen Psychiatrie deswegen behandelt. Sie machen Gruppentherapie mit Essgestörten, Suizidgefährdeten, Spielsüchtigen und Klaustrophoben.

     

    Sie alle reden über ihre individuellen Probleme, malen Bilder und machen auch Einzelgespräche.

     

    -> Das Krankenhaus speichert auf einfachsten Sichehrietsniveau ihr Foto, ihre Akte, alle Bilder, alle Protokolle, die Medikamentendosis.

    -> andere Therapiegruppenmitglieder fotografieren die Therapiesitzungen, stellen das sofort bei F*ceb**k online und wollen sie bei Wer-kennt-wen in die Therapiegruppe einladen und als Freund adden.

    Andere haben ihr Leben (vorerst) aufgegeben. Sie wollten in vier Wochen wieder auf Arbeit sein und ihre Kinder von den Großeltern zurückholen.

     

    --> Ihre Kinder sind bald auch auf der Station: Mobbing in der Schule "Papa ist ein Kloppi" "Klapsenkind" etc.

     

    --> "Klaus G." aus dem Artikel ärgert sich über ihre Ignoranz und schickt allen Patienten eine Kopie aller Akten vom Stationsrechner. Das Krankenhaus brennt nieder.

     

    Aber es war nur Paranoia. Keine begründete Vorsicht gegenüber der MacDonalds-Mentalität der Gesellschaft.

     

     

    Sprichwort:

    "Gesund" gibt es nicht. Nur "nicht tiefgreifend genug untersucht".

  • T
    Toni

    Wenn das tatsächlich ein echter Fall ist, ist das Verhalten der Therapeuten natürlich nicht nur unsensibel und kontraproduktiv, sondern vor allem naiv.

    Aber der Umgang der meisten Leute mit dem Medium Internet ist naiv siehe Gruppenfotos etc. in Facebook. Deshalb gibt es in Kliniken zum einen Patienverwaltungssoftware, die zumindest die Stationen untereinander Datenmässig abschottet, damit nur die direkten Behandler zugreifen können, zum anderen müssen von allen Beschäftigten Datenschutzbestimmungen unterschrieben werden. Es kann eigentlich nicht sein, dass ein Arzt, Psychologe oder Pfleger davon noch nichts gehört haben soll.

    Und im Bereich der Psychologie / Psychiatrie ist das Problem der Stigmatisierung durch Diagnosen ein viel diskutiertes Problem. Kann es wirklich solche Inseln der Ahnungslosogkeit und Renitenz geben? Wenn ja, dann Danke für den Artikel.

  • S
    Schoschie

    Das ist m.E. typisch für die Behandlung seelischer Erkrankungen. Um es salopp zu formulieren: wenn der Patient nicht so will wie der Therapeut, dann wird dies pauschal als "Widerstand" interpretiert und ist damit Teil der Erkrankung. So gelangt man in eine Art Endlosschleife, aus der es kein Entrinnen gibt. Therapeuten können nämlich nicht ertragen, dass man ihre Methoden in Frage stellt. Man fragt sich gelegentlich, bei wem (Therapeut oder Patient) die kognitive Dissonanz ausgeprägter ist.

  • FN
    Felix Nagel

    Und weil Ärzte und deren Helfer (Schwestern, etc.) so super sensibilisiert sind, kriegen sie bald Zugang zu einem zentralen Datenbanksystem: Willkommen Gesundheitskarte.

     

    @Labdakos

    Das ist nicht ihr ernst oder? Da Sie von Fachlektüre sprechen gehe ich mal davon aus das Sie vom Fach sind. Was erschreckend ist. Das Verhalten des Herrn G. als paranoid zu bezeichnen ist schlicht eine Frechheit.

    Wann waren sie zuletzt mal in einem Krankenhaus? Mal im Schwesternzimmer vorbeigeschaut? Dort finden sie die Akten aller Patienten auf Station. Mehr? Login für den PC ist der Stationsname.

  • HB
    Hans Berger

    Dann müsstet ihr mal die Rechner von Rechtsanwälten sehen!

  • H
    Honk

    @Labdakos

     

    Danke das Sie auf die "diffuse Argumentationsrichtung" des Artikels hinweisen !

    Mein Kommentar ist leider dem Zensor zum Opfer gefallen...

    Ich hoffe ja wirklich , dass es nicht die Autorin selber ist, die den Daumen hebt bzw. senkt ....

     

    Gruss

  • T
    Twister

    @labkados

     

    Wenn eine solche Störung festgestellt wurd, halte ich es für legitim, wenn der Patient sich dann darüber Gedanken macht, wie es weitereht - neue Medikamente usw.

    Wenn er davon ausgeht, dass er diese Krankheit nicht hat, dann ist es insofern nur logisch, dass er sich gerade angesichts der recht starken Medikamente, die bei Paranoia oft verabreicht werden, Gedanken um Dinge wie Einweisung in die Psychiatrie macht usw.

     

    Was wäre denn dann im Umkehrschluss ein Zeichen dafür, dass er diese Störung nicht hat, vom Patienten aus gesehen?

    "Oh klar, macht ein Photo, egal wofür"

    "Oh klar, photographier mich ruhig und stell mich bei Facebook ein, kein Problem."

     

    Das ist für mich der Punkt - die angesprochenen Verhaltensweisen entsprechen letztendlich verbriefen Rechten wie dem auf informationelle Selbstbestimmung, Akteneinsict bzw. dem Recht auf das eigene Bild. Insofern wäre es höchst bedenklich, wenn diese nun als Zeichen für wahnhafte Störungen umgedeutet werden.

     

    Was die vermeintliche Neutralität des Journalisten angeht, so ist diese ein Mythos. Bereits die Wahl der Worte beweist, dass eine Neutralität nicht zu 100% vorhanden sein kann. Auch kann oft auf Missverständnisse aufmerksam gemacht werden, ohne dass die Gegenseite zu Wort kommt, eben weil diese sich nicht einmal meldet usw. usf. Hier kommt es dann darauf an, wie vertrauenswürdig die Quellen sind usw.

     

    Auf jeden Fall aber jetzt schon dankeschön für die interessante und bisher auch ohne ad hominem Kommentare auskommende Diskussion.

     

    Twister

  • WS
    Werner Schneider

    Fefe hat ein gutes Beispiel dafür, warum Paranoia gegenüber Psychiatern sehr gesund ist: http://blog.fefe.de/?ts=b3ca93bf

    Zitat: Also diese Hackerszene ist aber auch ein gefährliches Pflaster. Vor ein paar Tagen ist dem Internet aufgefallen, dass der Malware-Forscher Dancho Danchev seit September verschwunden ist, und er soll wohl auch verstörende Notizen hinterlassen haben, er würde ja von Nachrichtendiensten verfolgt und ähnliches. Sein Blog wurde am 11. September zuletzt geupdated. Die Leute fingen an, sich Sorgen zu machen.

    Jetzt ist er wieder aufgetaucht, und zwar in einem bulgarischen Irrenhaus. Von allen Horrorvorstellungen, wo man nicht "verschwunden werden will", rangieren osteuropäische Irrenhäuser sicher ganz weit vorne auf der Liste. *grusel*

     

    Spannenderweise soll er erst am 11. Dezember dort platziert worden sein. Womit sich immer noch die Frage stellt, was in der Zwischenzeit passiert. Und, natürlich, wie er da jetzt wieder rauskommt.

  • C
    Columbo

    @Christopher:

    Sicherlich mag an der Selbstwahrnehmung des Karl G. ein gewisses Defizit vorherrschen - urteilen darüber mag ich nicht, da einem die Hintergründe nicht bekannt sind. Aber da Sie das journalistische Stilmittel der Agitation nicht zu kennen scheinen, verwundert mich Ihr Kommentar in keinster Weise. Aus meiner Sicht als Datenschutzauditor ist der Artikel sicherlich mit vielen Spitzen bespickt. Aber der Realität leider nicht mehr sehr fern, wie es die tägliche, berufliche Erfahrung zeigt.

     

    Verlangen Sie doch mal bei Ihrem nächsten Klinikaufenthalt Ihre Patientenakte. Und darüber hinaus noch die Abrechnungen mit Ihrer zuständigen Krankenkasse. Auf Ihre Antwort in Form eines Erfahrungsberichtes bin ich persönlich sehr gespannt.

     

    @all: Für manche mag es paranoid erscheinen. Aber der mündige Patient möge bei der Einweisung in eine Klinik nach einem erfolgreich abgeschlossenen Datenschutzaudit inkl. erteiltem Zertifikat fragen oder dem Arzt seines Vertrauens bezüglich der gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzschulungen und dem darüber zu führenden Nachweis befragen.

     

    Und als kleines Schmankerl nebenbei, der Artikel scheint der Realität nicht so fern: http://www.datenschutz-praxis.de/fachwissen/fachnews/arzt-entsorgt-patientendaten-im-mullcontainer

  • L
    Labdakos

    @christopher

    Ich kann Ihnen nur zustimmen. Ein erheblicher Teil der Kommentatoren hat offenkundig die einschlägige Fachlektüre nicht ausreichend zur Kenntnis genommen. Fast jeder Satz von Karl G. liest sich schließlich wie die prototypische bzw. lehrbuchhafte Bestätigung einer wahnhaften Störung.

     

    In der Tat ist die Argumentationsrichtung des Artikel sehr diffus und ich frage mich immer noch: where's the point? Die Vermischung von Problemen des Datenschutzes und einer boulevardesken Krankengeschichte erhellt die grundsätzliche Botschaft jedenfalls nicht.

  • C
    Christopher

    @Twister

    Das tückische an vielen psychischen Erkrankungen ist die damit einher gehende gestörte Selbstwahrnehmung. Patienten mit psychisch bedingter Essstörung werden nicht selten von sich behaupten, ihr Essverhalten sei 'völlig normal', auch wenn sie bereits zum Skelett abgemagert sind. Das beherrschende Thema in ihrem Leben ist Kalorienzählen. Nicht viel anders verhält es sich bei wahnhaften Störungen, die häufig von depressiven Episoden begleitet werden. Natürlich wird G. seine übersteigerte Fixierung auf Datenschutz als 'ganz normales Datenschutzbewusstsein' deklarieren und auch ebenso empfinden. Zitat: "ich mache mir nur Sorgen". Dass das Thema möglicher Weise bereits seine ganze Persönlichkeit einnimmt und er längst die Grenze zu einem 'krankhaften Misstrauen' überschritten hat, bekommt er u. U. also gar nicht mit. Kein Arzt oder Therapeut würde aufgrund weniger Äußerungen eines Patienten einfach so gegen seinen Willen die Chemiekeule auspacken oder gar die Zwangseinweisung anordnen. G.'s diffuse Ängste, in denen der eigenen 'richtigen' Weltanschauung so große Bedeutung beigemessen wird, dass sie zwangsläufig mit der bestehenden 'falschen' Ordnung 'draußen' in Konflikt geraten muss und zur Verfolgung, Ruhigstellung mit Medikamenten oder Internierung führt, lassen auf die Existenz eines in sich geschlossenen und aus Patientensicht 'stimmigen' Wahnsystems schließen: Zitat: "kein anderer da draußen versteht [mich]". Ein wichtiger Schritt im Rahmen der Therapie wäre sicherlich die Krankheitseinsicht des Patienten. Zitat: "Okay, ich bin paranoid".

    Wenn ich den Artikel als 'undifferenziert' bezeichne, dann deswegen, weil er ausschließlich aus Patientensicht geschildert ist. Ein Journalist hat aber die Verpflichtung, sorgfältig zu recherchieren, die Integrität seiner Quellen zu prüfen und auch die Position der in diesem Fall dämonisierten Therapeuten und Ärzte mit einzubeziehen. Wurden diese etwa zu den Unterstellungen/Missständen (ungeschützte Rechner mit Patientendaten, Krankendaten auf Ärzte-Laptops, unverschlüsselte E-Mails mit ärztlichen Befunden, sorglose Patienten mit facebook-accounts) befragt?

    Die apokalyptische Warnung vor dem "datenschutzrechtlichen GAU" am Ende des Artikels scheint der Bewusstmachung der Wichtigkeit des Themas Datenschutz wenig dienlich. Sie könnte glatt von 'Karl. G.' selbst stammen.

  • WS
    Werner Schneider

    Wie einige Kommentatoren sinngemäß schon sagten: Psychologie ist die Krankheit, die sie zu behandeln vorgibt. Der Fehler von Karl G. ist, Psychologen und Psychiatern zu vertrauen. Man mißtraue Ihnen immer, belüge sie aber auch immer, um sie im Glauben zu lassen, man sei harmlos. Dann vermeidet man ihre Repressionsinstrumente wie Zwangseinweisungen und Entmündigungen. Und wenn man psychische Probleme hat: man gehe nie zum Psychologen, sondern helfe sich mit Hilfe von Freunden selbst. Interessante Lektüre dazu : http://www.libri.de/shop/action/productDetails/4470500/thomas_kurbjuhn_wie_kriminelle_ihre_therapeuten_austricksen.html

  • PS
    Post Scriptum

    @Christopher:

    Auch wenn die Diagnose stimmen würde (das wird man mit Sicherheit wohl nie wissen, es geht hier um einen Artikel und keine Fallstudie im engeren Sinne), wäre das Verhalten des Therapeuten trotzdem kontraproduktiv, denn zu einem Vertrauensverhältnis würde es kaum führen, und ohne dem wäre die Therapie von Anfang an zum Scheitern verurteilt, finden Sie nicht? Müsste man nicht die Datenschutzbedenken des Patienten zugunsten der Vertrauensbildung aus dem Weg räumen, indem man Datenschutz auch betreibt (das wäre hier nicht der Fall, aber wie gesagt, es ist nur ein Artikel), um auf die Wahnvorstellung/Verhaltensstörung, bzw. –auffälligkeit eingehen zu können? Und dann ist da noch die Depression, warum ist die denn weniger wichtig?

  • X
    xxxfem

    Das ist ja grauenhaft! Aber "Karl G." (gibt es den wirklich) hat es richtig gemacht und mit dem Abbruch der Therapie Selbstfürsorge und einen richtigen Schritt aus der Depresison heraus gemacht, die hoffentlich nun besser begleitet wird, und sei es ambulant.

    @Christopher: Wo hat er denn bitte "Vermeidungstaktiken"? Überflüssige Datenansammlungen zur eigenen PErson abzulehnen finde ich keine Vermeidungstaktik.

  • T
    Twister

    @christopher:

    Die Namen wurden natürlich geändert, dennoch ist es ein tatsächlicher Fall (nicht der einzige, in dem das Datenschutzbewusstsein zum Nachteil deklariert wurde).

    In dem Wunsch, kein Photo abgeben zu müssen, ohne einen triftigen Grund dafür zu erhalten, in dem Wunsch nach Datenschutzbewusstsein sowie dem Wunsch, dass nicht bei Facebook steht: "Schaut mal, hier ist unsere Therapiegruppe" und der Patient dann auf diesem Bild zu sehen ist, kann ich persönlich keine Therapieverweigerung sehen, zumal die sonstigen Therapiemöglichkeiten genutzt werden.

     

    Paranoia ist eine ernstzunehmende Krankheit, die unter die starken psychischen Störungen fällt. Ein Datenschutzbewusstsein als eine solch ernstzunehmende Krankheit zu deklarieren bzw. umzutaufen ist schon erschreckend - jeder Bürgerrechtler und Datenschützer müsste dann in einer Therapie zu welcher Krankheit auch immer damit rechnen, dass seine Überzeugungen, die ja in diesem Fall nicht unbegründet sind und sachlich nachvollzogen werden können, vorschnell als Paranoia abgehandelt werden und somit dann das "nichts zu verbergen" wieder als normal gelten muss. Das ist aber eine gerade in der heutigen Zeit naive und falsche Ansicht.

  • P
    Psychologe

    Lach, da muss ich an mein Studium denken. Da gab es ein Rollenspiel, in welcher der eine Student die Rolle des Therapeuten zugewiesen bekam. Der zweite Student bekam die Rolle eines Kranken zugewiesen, dessen Wahn darin bestand, sich für einen Therapeuten zu halten.

     

    Das gab witzige Gespräche. Manche fanden es früher, andere erst später heraus, dass beide die selbe Aufgabe bekommen hatten.

     

    Erwiesen ist, dass sich ein Mensch an seiner Umgebung orientiert und die Verhaltensweisen von den Menschen annimmt, mit denen er die meiste Zeit verbringt. Ein anfangs gesunder Therapeut, der seinen lieben Arbeitstag lang nur von Kranken umgeben ist wird früher oder später selbst krank. Das ist keine Frage des ob, sondern nur eine Frage des wann. Meist geschieht dies schleichend, so dass Psychologen selbst nicht bemerken, dass und wie krank sie sind. Wenn direkt keine Krankheiten von Patienten übernommen werden, so stellt sich bei den Therapeuten nach einigen Berufsjahren der Wahn ein, dass sie alle anderen für krank halten, die nicht ihrer eigenen inzwischen kranken Vorstellung entsprechen. Damit befinden sich die meisten Therapeuten in der Rolle des Wahnsinnigen, der dem Wahn erliegt, dass alle anderen verrückt seien und er sie therapieren müsse.

     

    Für den, der einen Hammer hat wird jedes Problem zum Nagel. Das ist das Problem der Psychologie - und auch das Problem vieler Hausärzte. Mit dem psychosomatischen und psychologischen Hammer wird einfach auf alles draufgehauen, wofür Ärzte mangels Kompetenz, Willen usw. keine andere Erklärung finden.

  • I
    ich

    Der Spies lässt sich umdrehen :-)

    Der Arzt ist krankhaft vertrauensselig.

    Wer in der heutigen Zeit und in solchen Positionen nicht über Datenschutz nachdenkt, ist etwas realitätsfern.

    Und by the way: Ein Administrator muss von Berufs wegen ein bissel paranoid sein. Sonst hat er seinen Beruf verfehlt.

  • I
    Ingo

    Die Daten sollten verschlüsselt werden und nur der Patient sollte den Code bekommen basta.

  • K
    kira

    Frei nach dem Buch "Anklage unerwünscht".

    Mir geht es zur Zeit ähnlich Leute die sich gegen einen Arzt wehren, oder Ihre Unterlagen anfordern sind nicht normal im Kopf. Bei mir war es Abrechnungsbetrug.Ich habe ihn darauf angesprochen

    und wurde sogar mit Psychiatrie bedroht.Wurde deshalb die Wunder die "Qualifikation Psychosomatik" wieder eingeführt (siehe Internet),damit man die Patienten mundtod machen kann?

    Zudem gibt es im Jahr 12000 Euro für jeden Arzt der diese Qualifikation hat.

    Irgendwo habe ich gelesen, das 80Prozent der Ärzte diese haben. Geld, um Patienten zu denunzieren,die sich gegen diese Machenschaften wehren.

    Ist der Anstieg der psychischen Krankeiten deshalb so hoch.

  • U
    ungezähmte

    wenn ein patient kontrolle über den umgang mit seinen daten wünscht, ist das selbstverständlich noch lange kein grund für die diagnosestellung "paranoia". um die zu stellen, bedarf es doch um ein vielfaches mehr an ausschlußkritierien in hinblick auf andere erkrankungen als nur diese berechtigte sorge. eine gute therapeutische hilfe wäre da sicher das eingehen auf den wunsch des patienten gewesen, nicht alles "von sich hergeben" zu müssen.

     

    meine eigene erfahrung:

    psychoanalytiker schreiben während der sitzung gern mit (in frankreich übrigens ein tabu). wer das kritisiert erntet verwunderung. ich habe meiner analytikerin gesagt, dass ich darin einen versuch ihrerseits sehe, die situation und mich unter kontrolle zu bekommen - zu dem schluss kam ich nach vielen fruchtlosen diskussionen. mit diesem vorwurf hatte ich ihr was zum dauerknabbern dargereicht, sie begann darüber nachzudenken, schrieb aber fleissig weiter. geht's kontraproduktiver?

  • A
    Andrea

    @Christopher

    Das ist doch nicht etwa Ihr ernst? Wie genau äußert man denn dann 'unpathologisch' seine Bedenken ohne in den Verdacht zu geraten 'Gefährdungen nach außen zu projizieren'?--- Klingt ja alles nach üblem Horrorszenario!

  • H
    Heinrich

    Na in dem Fall bin ich auch paranoid. Ich lehne Facebook ab, möchte nicht auf wildfremden Bildern im Netz auftauchen, und hätte ganz gerne, daß meine Krankheitsakte mir gehört, und nicht "denen da draußen"

  • C
    Christopher

    Ein ausgesprochen undifferenzierter Artikel, der leider das an sich ja berechtigte und hochsensible Thema des Datenschutzes durch die Vermengung mit der Krankengeschichte des paranoiden Herrn 'G.' ad absurdum führt. Hat sich die Verfasserin - sofern es den Herrn G. tatsächlich gibt - eigentlich nie gefragt, ob die Diagnose des Therapeuten nicht doch zutreffend sein könnte? Die geschilderten Vermeidungstaktiken des 'Karl G.', welche Gefährdungen stets nach außen projizieren und im Grunde von Anfang an darauf abgezielt zu haben scheinen, die Therapie zu torpedieren, um nur ja keinen an sich heranzulassen, sprechen für mich eine recht deutliche Sprache. Der Datenschutz wird hier zum Teil eines Wahnsystems degradiert: schade!

  • MN
    Miss Norris

    Ein trauriges,aber nicht unbekanntes Phänomen.

    Bei vielen Psycho/logen/therapeuten/analytikern,die ja sowieso die Weisheit mit Löffeln gefressen haben,gilt es als ausgemacht,jedes unerwünschte,unbequeme oder nach eigenen Masstäben ungewöhnliche Verhalten der/des Patienti/en zu pathologisieren.Ernst nehmen muss man Ängste,Wünsche,Gedanken der PatientInnen nicht,sind ja schliesslich "Verrückte",haben ja einen Schaden,welcher behoben werden muss.Masstab von "Normalität" und "Gesundheit" sind sich viele Ärzte selber.Nur die wirklich guten (schwer zu finden zwischen all den Windeiern)sind bereit,ihren PatientInnen nicht nur etwas "beizubringen",sondern auch "von ihnen zu lernen".