: DGB würdigt Böckler
Anlässlich des 130. Geburtstages von Hans Böckler erinnern sich Kölns Gewerkschafter ihrer Geschichte
KÖLN taz ■ Pünktlich zum heutigen 130. Geburtstag von Hans Böckler hat der DGB Köln gestern eine zweibändige Biografie des Kölner Gewerkschafters vorgelegt. Der erste Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes nach dem Krieg habe den Grundstein für die Einheitsgewerkschaft gelegt, lobte DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen. Sehr zufrieden zeigte sich Uellenberg-van Dawen, dass heute die Stadt Köln zum ersten Mal den Hans-Böckler-Preis – an Ex-Arbeitsminister Walter Riester – verleiht: „ein schönes und bedeutendes Ereignis“, befand er. Zu der Präsentation der Böckler-Biografie von Ulrich Borsdorf und Karl Lauschke im DGB-Haus am Hans-Böckler-Platz waren rund 60 Interessierte gekommen – die meisten von ihnen selbst Gewerkschafter.
Als „Vater der Mitbestimmung“ – der am 26. Februar 1875 geborene Böckler hatte kurz vor seinem Tod am 16. Februar 1951 die paritätische Mitbestimmung im Montanbereich durchgesetzt – würdigte Borsdorf den Gewerkschafter. Der heutige Direktor des Ruhrlandmuseums ist Autor des ersten Bandes „Erfahrungen eines Gewerkschafters“, der die Zeit von 1875 bis 1945 behandelt und erstmals 1982 erschienen ist. Für die aktuelle Ausgabe wurde er aktualisiert und erweitert. Den zweiten Band über den „Gewerkschaftlichen Neubeginn“ von 1945 bis 1951 hat Karl Lauschke, Privatdozent an der Ruhr-Universität Bochum, verfasst.
Kritisches zum Umgang der Gewerkschaften mit ihrer eigenen Geschichte steuerte Klaus Tenfelde, Leiter des Instituts für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität, bei, der das Projekt der Böckler-Biografie geleitet hat. Gewerkschafter neigten dazu, „ihre Heroen nicht in Bronze zu gießen“, merkte er an. Der Kölner Historiker Fritz Bilz machte eine „Geschichtslosigkeit der Gewerkschaften“ aus und beklagte den schlechten Zustand der Gewerkschaftsarchive, in denen vor allem Protokolle oft nicht mehr vorhanden seien. Die Gewerkschaften könnten „im Erinnern“ ruhig „ein bisschen bürgerlicher werden“, mahnte Tenfelde. DIRK ECKERT