Form ohne Farbe

Das Unsichtbare zeigen: Das Abaton präsentiert am Sonntag den Kurzfilmwettbewerb „BL!NDSPOT“

Das Sehen ist des Kinogängers große Lust. Tatsächlich interessant wird es aber erst, wenn Sehgewohnheiten gebrochen werden und sich das Nichtsichtbare zeigt. Derek Jarmans Blue, ein Film, in dem die Zuschauer nichts außer einer blauen Leinwand zu sehen bekommen, ist dafür ein gutes Beispiel; zugleich ist der Film Vorbild für den am Sonntag im Abaton stattfindenden Kurzfilmwettbewerb „BL!NDSPOT“.

Entstanden ist „BL!NDSPOT“ im Rahmen von „Dialog im Dunkeln“. In der Ausschreibung wurden Filmemacher aufgefordert, Blindsein zum Ausgangspunkt zu nehmen, um Filme mit Bilderwelten, die über das Sichtbare hinaus wirken, in den Wettbewerb zu schicken. Einzige Bedingung: Die Filme durften nicht länger als 15 Minuten sein.

Nun ist es ja nicht so, dass Blindsein im Kino keine Rolle spielen würde, doch ist das Nichtsehen meist nur Mittel zum Zweck, eine Eigenschaft der Figuren, die dazu dient, eine Geschichte zu erzählen. Die meisten Filme versuchen nicht, eine neue Visualität zu schaffen. Mit „BL!INDSPOT“ sollen andere Wege beschritten werden, wie Projektleiterin Sylvia Hohlbaum betont: „Wir wollten keine Filme über Blinde, sondern dazu anregen eine neue Form der Filmsprache zu entwickeln.“

Ein Anliegen, das in den ausgewählten Filme nicht immer sichtbar ist. So zeigt Julia Daschners Kurzdokumentation Lormen die Unterhaltung eines blinden, gehörlosen Ehepaares, das in der Tastsprache Lormen kommuniziert. Mehrere Kurzspielfilme erzählen gleichfalls von Blinden, zwei ironischerweise von Blind-Dates. Hier sei die Qualität der Filme entscheidend gewesen und weniger das Blindsein an sich, sagt Hohlbaum. Doch es finden sich auch schräge Filme wie die experimentelle 3 D-Studie Grau von Robert Seidel oder Animationsfilme wie Wir fliegen mit dem Flugzeug und fahren mit dem Taxi von Wolfgang Neipel, der alles wie durch ein Raster gefilmt zeigt.

Die Idee, Blindsein mit Film zu verknüpfen, hatte ursprünglich ein „Dialog im Dunkeln“-Macher aus Italien. Er forderte Blinde auf, selber zu filmen, um auf diese Weise ihre Bilderwelt sichtbar zu machen. Herausgekommen sind dabei so ungewöhnliche Werke wie der Film über ein laufendes Pferd, das nur hin und wieder zu sehen ist.

Beatrice Wallis

So, 27.2., 12.30 Uhr, Abaton