Jetzt steigt der Druck auf Opel Bochum

In Rüsselsheim und in Kaiserslautern haben tausende Opel-Beschäftigte das Abfindungsangebot angenommen. Nur in Bochum fehlen bis 2007 noch 1.500 freiwillige Abgänger. Noch unklar ist auch, wer demnächst welches Auto bauen darf

AUS RÜSSELSHEIMKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

4.500 Beschäftigte der Adam Opel AG haben Abfindungsverträge zum „freiwilligen Ausscheiden“ aus dem Unternehmen unterzeichnet. Das gaben Personalvorstand Norbert Küpper und Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz gestern nach Ablauf der verlängerten Frist bekannt. Am Stammsitz der Firma in Rüsselsheim hätten 2.700 Arbeitnehmer unterschrieben, im Werk Bochum 1.500 und im Komponentenwerk in Kaiserslautern 300. Damit sei „das Ziel für das Jahr 2005 erreicht“.

In Rüsselsheim allerdings wurde rund 600 qualifizierten Beschäftigten der Aufhebungsvertrag verweigert. Sie dürften das Werk nicht verlassen, weil sie für die Aufrechterhaltung der Produktion „unverzichtbar“ seien, beschieden die unmittelbaren Vorgesetzten. Das sorgte für einigen Unmut. Man sei dem Unternehmen wohl „zu teuer“ gewesen, hieß es verbittert bei denen, die den Betrieb nach vielen Jahren der Betriebszugehörigkeit gern mit einigen hunderttausend Euro in der Tasche verlassen wollten – mit Blick auf die latenten Absatzprobleme und drohende weitere Krisen.

Nach der Restrukturierungsvereinbarung vom Dezember 2004 sollten bis Ende 2007 ursprünglich insgesamt 9.500 Arbeitsplätze an den drei westdeutschen Standorten von Opel abgebaut werden. Inzwischen ist nur noch von 9.000 die Rede: Im Technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und am Standort Kaiserslautern sollen mehr Mitarbeiter bleiben dürfen als zunächst geplant.

Zwei Drittel der noch zu streichenden Stellen sollen über das Abfindungsprogramm frei gemacht werden. Den restlichen 3.000 Beschäftigten wurden Altersteilzeitverträge angeboten, viele hätten bereits unterschrieben, hieß es aus der Unternehmenszentrale in Rüsselsheim.

Küppers und Franz zeigten sich „zufrieden“ mit der Bilanz des Abfindungsprogramm. In Rüsselsheim und Kaiserslautern sei die Restrukturierung abgeschlossen. Nur in Bochum werde der Personalabbau „wie geplant in Schritten“ bis 2007 weitergehen. 1.500 Leute müssen dort noch „freiwillig“ kündigen, sonst wird „betriebsbedingt“ entlassen. „Wir sind zuversichtlich, dass auch in Bochum genügend Mitarbeiter mitmachen“, so eine Opel-Sprecherin.

Die Verhandlungen zwischen der Geschäftsleitung und den Betriebsräten gehen weiter. Die Opel-Muttergesellschaft General Motors in Detroit, USA verlangt Strukturkostenreduzierungen, die Arbeitnehmervertreter kämpfen um Standortsicherungsverträge. „Bad news“ für den Standort Rüsselsheim kamen vom Europäischen Arbeitnehmerforum von GM und aus der Europazentrale von GM in Zürich. Noch sei offen, wer den Zuschlag für die Produktion der neuen Mittelklasse bekomme, hieß es dort: Opel in Rüsselsheim oder Saab im schwedischen Trollhättan. Die Rüsselsheimer mit ihrem 750 Millionen Euro teuren Autowerk Leanfield hatten bislang fest mit einer Entscheidung zu ihren Gunsten gerechnet. Gezittert werden muss auch noch in Bochum. Wo wird der neue Astra gebaut? GM hält sich bedeckt. Insider favorisieren das Werk im belgischen Antwerpen. Opel in Rüsselsheim jedenfalls verlor schon einmal einen internen Wettbewerb um die Produktion eines neuen Autos, das auch noch in Bochum vom Band läuft. 100.000 Zafira zusätzlich werden jetzt in einem Werk in Polen gebaut. Bei einer Vergabe an das immer noch größte Opel-Werk in Rüsselsheim wären hier 1.200 Arbeitsplätze gerettet. Bei den ganzen Restrukturierungsverhandlungen übrigens wurde das Opelwerk in Eisenach in Thüringen nicht angetastet. GM goes east.

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