Kein Platz auf den Gleisen

NAHVERKEHR Niedersachsen hätte gerne bessere Bedingungen für Bahnkunden mit dem Ziel Hamburg. Die Metropole sperrt sich, weil sie den Güterverkehr rund um den Hafen nicht behindern will

Die Bahn rund um Hamburg ist so beliebt, dass es jetzt zum Streit um deren Kapazitäten gekommen ist. Die niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) würde gerne sämtliche der beliebten „Metronom“-Regionalzüge bis zum Hauptbahnhof durchfahren lassen. Das sei wegen des voraussichtlich stark wachsenden Güterverkehrs nicht möglich, bedauert die grün geführte Hamburger Stadtentwicklungsbehörde.

Züge spielen im Hinterlandverkehr von Deutschlands größtem Seehafen die wichtigste Rolle. Rund 70 Prozent der Container werden mit der Bahn herbeigeschafft oder wegbefördert. Verkehrsprognosen, die vor der Wirtschaftskrise erstellt wurden, rechneten damit, dass sich die Zahl der täglichen Züge bis 2015 auf 400 verdoppele.

Auch im Personenverkehr hat die Schiene seit der Regionalisierung und der damit verbundenen Einführung des Wettbewerbs Erfolge zu verzeichnen. Seit der Einführung der blau-gelben Züge sei die Zahl der Fahrgäste um 60 Prozent gestiegen, sagt LNVG-Sprecherin Kerstin Heinemann. Die Metronom-Züge nach Hamburg seien sehr voll.

Das gelte vor allem für die Expresszüge auf der Strecke Bremen – Hamburg – Uelzen, die bis Hauptbahnhof durchführen. Die Regionalzüge der Linie Tostedt – Hamburg – Lüneburg dagegen stoppten schon in Harburg. „Die meisten Leute wollen in die City“, sagt Heinemann. „Die nehmen dann den Expresszug.“

Um die Passagiere besser zu verteilen, will die LNVG alle Züge bis Hauptbahnhof durchfahren lassen. Dagegen sperrt sich der Senat, weil diese Züge höhengleich die Güterverkehrsgleise vom und zum Hafen kreuzen. Die Kapazität dieser Knoten gebe es nicht her, alle Metronom-Züge durchfahren zu lassen. „Das finden wir nicht erfreulich, müssen es aber akzeptieren“, sagt Behördensprecher Enno Isermann.

Der Kapazitätsengpass, bestätigt Isermann, tritt frühestens 2015 auf. Bis dahin könnten die Züge durchfahren, findet die LNVG. Und der Harburger Landrat Joachim Bordt (FDP) schlägt vor, den krisenbedingt schwachen Containerumschlag für einen Ausbau der Knoten zu nutzen. „Wir wollen, wenn wir denn zustimmen, das als langfristige Möglichkeit anbieten können“, sagt Isermann. GERNOT KNÖDLER