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Archiv-Artikel

Unermüdlicher Kämpfer für Menschenrechte

Der Brite Peter Benenson, Gründer von amnesty international, ist am vergangenen Freitag in Oxford gestorben

Als er am 28. Mai 1961 für den Observer schrieb, ahnte er nicht, was sich daraus entwickeln würde. Peter Benenson war entsetzt, dass zwei Studenten in Lissabon von der Salazar-Diktatur zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden waren, weil sie auf die Freiheit angestoßen hatten. Der damals 33-jährige Anwalt aus London schrieb: „Man kann die Zeitung an einem beliebigen Wochentag aufschlagen und wird immer einen Bericht über irgendjemanden finden, der irgendwo auf der Welt eingekerkert, gefoltert oder hingerichtet wurde, weil seine Meinung oder Religion für seine Regierung unakzeptabel waren. Wenn dieses Gefühl der Abscheu in der Welt aber zu einem gemeinsamen Handeln führte, könnte etwas Effektives daraus werden.“ Wenige Jahre später gründete Benenson amnesty international. Am Freitag starb er in Oxford.

Das Symbol der Organisation ist eine von Stacheldraht umschlungene Kerze. „Als ich die erste amnesty-Kerze anzündete“, sagte Benenson, „fiel mir ein chinesisches Sprichwort ein: Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Benensons Kampagne war auf ein Jahr begrenzt. Da er wohlhabend war, finanzierte er amnesty anfangs fast allein. Heute hat die Organisation mehr als eine Million Mitglieder und Sektionen in 160 Ländern. Amnesty hat sich für 47.000 Gefangene eingesetzt und erhielt 1977 den Friedensnobelpreis.

Benensons Konzept, die Regierungen, die Menschen aus politischen oder religiösen Gründen einsperrten, mit Briefen zu bombardieren, nahmen anfangs viele belustigt zur Kenntnis. Der Gewerkschaftsführer Julio de Pena Valdez, der in der Dominikanischen Republik im Gefängnis saß, sagte dem Observer am Wochenende: „Als die ersten 200 Briefe eintrafen, bekam ich von den Wärtern meine Kleidung zurück. Als die nächsten 200 Briefe eintrafen, besuchte mich der Direktor. Als 3.000 Briefe eingetroffen waren, informierte man den Präsidenten. Der entschied, mich freizulassen.“

Benenson wurde am 31. Juli 1921 in London geboren. Sein Großvater war ein jüdischer Bankier aus Russland, Benenson konvertierte jedoch zum Katholizismus. Er ging auf das Eton College und studierte Jura in Oxford. Die Schulleitung des Colleges warnte seine Mutter vor seinen „revolutionären Tendenzen“, nachdem er sich über das Schulessen beschwert hatte.

Mit 16 startete Benenson an der Schule seine erste Kampagne: Er wollte die Leitung dazu bringen, im spanischen Bürgerkrieg das „Spanish Relief Committee“ zu unterstützen, das sich um die Kriegswaisen auf republikanischer Seite kümmerte.

Anfang der Fünfzigerjahre schickte ihn der Gewerkschaftsbund als Beobachter der Prozesse gegen Gewerkschafter nach Spanien. In der Mittagspause bei einem dieser Prozesse konfrontierte er den Richter mit den Ungereimtheiten der Prozessführung. Die Angeklagten wurden freigesprochen – im faschistischen Spanien eine Sensation.

RALF SOTSCHECK