Containerleben an der Leipziger Straße

Die Firma T-Com hat mitten in Mitte ein biederes Einfamilienhäuschen aufgebaut, in dem fast alles von der Technik gesteuert wird: Fernseher, Alarmanlage, Licht, Waschmaschine, Herd und Jalousien. Anfang April ziehen die ersten Testpersonen ein

VON ANNA STARK

Die Zukunft, sagt Achim Berg, steht in der Leipziger Straße: Das T-Com-Haus. Von außen ist es ein banales Einfamilienhäuschen mit Blick auf die Platte gegenüber. Direkt daneben liegt, folgt man Bergs Gedankengang, die Vergangenheit begraben, im Museum für Kommunikation.

Achim Berg muss so sprechen. Er ist Marketing-Chef der T-Com, die mithilfe von anderen Unternehmen in knapp drei Monaten 240 Quadratmeter biedere Wohnfläche aus dem Boden gestampft hat. Auf zwei Etagen wird dort neueste Kommunikationstechnologie getestet. Waschmaschine, Herd, Heizung, Jalousien, Alarmanlage, Licht, Fernsehen – alles wird zentral von der Technik gesteuert. „Das ist kein Schaulaufen für Technikfreaks. Jede der Anwendungen in dem vernetzten Haus wird einen Nutzen für eine große Zahl von Menschen haben“, ist Berg sicher. „Ein Klick auf die Fernbedienung genügt, und schon werden Dienstleistungen aller Art möglich.“

Die handtellergroße Fernbedienung, Personal Digital Assistant (PDA), ist Dreh- und Angelpunkt des T-Com-Hauses. Jeder Bewohner bekommt einen. Mit dem PDA kann man vom Garten aus „einfach mal schauen, was im Backofen los ist“, schlägt Berg vor. Falls man das mal braucht.

Mit dem PDA soll man auch telefonieren, Bildbotschaften verschicken – und die Fernseher bedienen: In jedem Raum ist ein riesiger Bildschirm installiert. Dass das Haus ans Internet angeschlossen ist, versteht sich von selbst. Laut Berg ist das System allerdings gegen Hacker „nicht absolut“ gesichert. Er hält das Risiko aber für gering: „Da ist es einfacher, direkt einzubrechen.“ Darauf sind die Bewohner auch vorbereitet: Die Diebe werden gefilmt – und ihr Konterfei geht direkt auf die zuständigen PDAs.

Die ganze Technik ist im T-Com-Haus gut versteckt. Das Augenmerk liegt auf der Gesamtkonzeption. „Cocooning“ – sprich sich ganz in seine eigene Welt zurückzuziehen – sei „out“, das „Thema Homing“ – ein gemütliches Familiendasein – sei „in“, findet Berthold Feiertag. Er ist Produktmanager von Neckermann, sein Unternehmen ist für die Inneneinrichtung verantwortlich. Für das „Wohlfühlkonzept“ des T-Com Hauses beruft er sich auf Goethe und sagt: „Grundsätzlich wirken Farben lebendig und sympathisch.“ Jedes Zimmer hat einen farblichen Schwerpunkt: das Schlafzimmer blau, das Wohnzimmer rot, das Arbeitszimmer lila. Das „Stimmungs-Management“ unterstützt diese Wirkung. In jedem Raum können bis zu fünf Szenarien aktiviert werden wie „Action“ oder „Relax“. Ist ein ein „Relax“-Typ im Haus, stellen sich die Räume automatisch darauf ein: Das Licht wird gedämpft, die Stereoanlage spielt ruhige Musik, auf dem Bildschirm erscheint ein Blumenmeer.

Ein Museum ist das durchgestylte Häuschen nicht. „Im T-Com-Haus darf gelebt werden“, sagt Achim Berg. Und zwar ab dem 1. April bis Dezember. Über 10.000 Bewerbungen sind schon eingegangen, obwohl die Frist noch läuft. Die Gewinner werden ausgelost und können dann jeweils von Donnerstag bis Sonntag einziehen. Dann wird sich zeigen, ob die Technik funktioniert und von den Nutzern verstanden wird. Geht ein PDA kaputt, ist mit dem T-Com-Haus übrigens nichts mehr anzufangen: Dann geht gar nichts mehr.

Wer die Zukunft testen will, kann sich unter www.t-com-haus.de bewerben