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Rekordplus für Jobmaschine Airport

Flughafenbetreiber Fraport legt sein bestes Jahresergebnis aller Zeiten vor. Von Krise keine Spur – wohl aber von Ärger:Die Ausbaugegner rechnen bis zum heutigen Ablauf der Frist mit 100.000 Einwendungen gegen die neue Landebahn

aus FRANKFURT AM MAIN KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die Frankfurter Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG hatte sich das Datum für die Vorstellung ihrer Bilanz des Geschäftsjahres sehr genau ausgesucht. Immerhin gab es „äußerst erfolgreiche“ Daten zu verkünden. Nicht das Schlechteste fürs Image – wo doch heute die Frist für die Einwendungen gegen das Planfeststellungsverfahren für den Bau einer neuen Landebahn abläuft. Und bis gestern hatte die Zahl der Bedenkenträger bereits eine sechsstellige Größenordnung erreicht.

Die Landebahn im Kelsterbacher Wald braucht die Fraport AG angeblich, um dem Anstieg der Flugbewegungen auf Rhein-Main und der damit verbundenen weiteren Steigerung des Passagier- und Frachtaufkommens gerecht zu werden – auch wenn die prognostizierte Kurve inzwischen nicht mehr ganz so steil verläuft wie bislang gedacht.

Im vergangenen Jahr jedenfalls stieg die Zahl der Passagiere am Frankfurter Airport erstmals über die 50-Millionen-Grenze auf 51,1 Millionen. Und auch bei der Fracht erzielte Fraport das beste Ergebnis in der Geschichte des Flughafens: 1,75 Millionen Tonnen, das ist im Vergleich zu 2003 ein Zuwachs von 13,1 Prozent. Das machte sich auch beim Gewinn bemerkbar: Mit knapp 150 Millionen Euro nach Steuern verzeichnete der Konzern, der auch den Flughafen Hahn im Hunsrück betreibt, einen Rekordjahresüberschuss. Das ist sogar ein Plus von 18,4 Prozent.

Freuen können sich die Aktionäre, die in den Krisenjahren nach dem 11. September 2001 darben mussten. An sie soll eine Dividende von 75 Cent pro Aktie ausgeschüttet werden.

Und einmal mehr bestätigte die Fraport AG die vor allem vom ausbauwilligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) vertretene Auffassung von der „Jobmaschine Flughafen“. Denn während bei Opel in Rüsselsheim, Linde in Wiesbaden, MAN an verschieden Orten in Hessen und bei der Deutschen Bank nur noch Arbeitsplätze abgebaut wurden und werden, stieg die Zahl der Beschäftigten bei der Fraport AG um 829 auf 24.182 Mitarbeiter.

Weniger gefallen dürfte Fraport-Management und -Aktionären, dass auch die Ausbaugegner bald ihre eigenen Erfolge verkünden werden. Rund 100.000 Einwendungen seien beim Regierungspräsidenten in Darmstadt bislang schon geltend gemacht worden, sagte Winfried Heuse, der Sprecher der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau, gestern der taz. Noch bis heute um Mitternacht können Einwendungen schriftlich geltend gemacht werden, der Einwurf in den Nachtbriefkasten der Behörde reicht aus.

Die Stadt Hanau beispielsweise wird heute auf den letzten Drücker ihre Bedenken gegen den Ausbau formulieren. Die liegen in erster Linie darin, das es bislang immer noch kein Gutachten zur Gefahrenlage beim Überflug der ehemaligen Atombetriebe und des Bundesbunkers mit seinen Brennelementen aus Plutonium und Uran in Hanau vorliegt. Und in Frankfurt am Main werden sich Stadtparlament und Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) wohl noch bis kurz vor Ablauf der Frist streiten. Eine linke Mehrheit im Römer will Einwendungen geltend machen, doch die Oberbürgermeisterin hat bereits angekündigt, dass sie erneut ihr Veto gegen einen solchen Beschluss einlegen will.

Ihre Einwendungen längst eingeschickt haben dagegen die Umweltverbände und fast alle Kommunen im besonders betroffenen Landkreis Groß-Gerau, der Landkreis selbst und auch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz. Dort fürchtet man vor allen einen Zuwachs an Fluglärm, wenn die Nordwestbahn tatsächlich gebaut werden sollte

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