: Zuletzt kommt auch Gott
Dies und das und der Tod, dem ja nun auch Sky Saxon nachgegeben hat, am vergangenen Donnerstag, dem 25. Juni. Sky Saxon verstarb mit 63 oder auch mit 71 Jahren, da gibt es unterschiedliche Quellen, die der Musiker als aufrechter Psychedeliker schon zu Lebzeiten nicht klären wollte, weil ihm so irdischer Unsinn wie Alter und Jahreszahlen einfach irrelevant erschien. Und wenn es Sky Saxon zum wirklichen Popstar auch nicht geschafft hat, wird er doch auf ewig die eine der beiden dunkel scheinenden Laternen im Herzen aller Garagenrocker bleiben, denen er mit The Seeds in den Sechzigern eine Art Gründungsmanifest lieferte, mit dem derb geprügelten Beat.
Die andere Laterne in den Herzen ist Roky Erickson vom Konkurrenzunternehmen 13th Floor Elevators, deren Kennzeichen ja die irren Blubbergeräusche eines elektrisch verstärkten Tonkrugs waren, die als weiteres Rauschen dann gut zu den Klängen des Vienna Vegetable Orchestra gepasst hätten, bei dessen Auftritt am Dienstag im Radialsystem, auch wenn das ein Widerspruch zum Arbeitsansatz des Orchesters – alle Musik mit Instrumenten aus Gemüse – gewesen wäre. Aber hier und da hielt sich das Gemüseorchester selbst nicht an die eigene Regel, und etwas enttäuschend war es doch, dass das tontechnisch aufgemotzte Instrumentarium, Auberginen, Lauch, Kohlköpfe …, im Wesentlichen gar nicht anders klang als „normale“ Instrumente. Ob eine Flöte nun aus Holz oder einer Karotte geschnitzt ist, macht keinen großen Unterschied.
Das Publikum freute sich an dem ganzen Geraspel und Gegurke als Musikkabarett, das unter einer strengeren musikalischen Perspektive mit Neuemusik/Elektroniker-Stimmungen auch in Bereiche vorstieß, in denen es hätte interessant werden können. Trotzdem: Nach der Papierlage der Pressetexte hörte sich das Gemüseorchester bewusstseinserweiternder an als in der Praxis eines Konzertes.
Für Ende Juli war ja eigentlich noch ein Auftritt von Sky Saxon mit seinen Seeds im Bassy-Club angekündigt, der jetzt natürlich entfällt. Ersatzweise möchte man vielleicht wissen, dass Karel Gott am Montag als Gast bei Semino Rossi auf den Gendarmenmarkt kommt, was nun aber nicht wirklich von Interesse ist und halt doch die Möglichkeit gibt, hier noch einmal entschieden auf ein Lied der goldenen Stimme aus Prag aus den Endsechzigern zu verweisen: nämlich „Rot und schwarz“, eine Coverversion von „Paint it Black“ der Rolling Stones. Gott singt also in Deutsch, und dazu schluchzt ein Teufelsgeiger, bevor er in der Hölle seine Verhandlungen aufnimmt. Das ist, wirklich wahr, grelle Psychedelik.
Sky Saxon ruhe in Frieden.
THOMAS MAUCH