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Mütter geehrt

Die Georg-Elser-Initiative vergibt ihren 5.000 Euro-Preis an das „Komitee der Soldatenmütter Russlands“

bremen taz ■ Der diesjährige Georg-Elser-Preis geht an das „Komitee der Soldatenmütter Russlands“. Dies gab die Bremer Georg-Elser-Initiative gestern bekannt. „Diese russischen Frauen haben sich mutig vor die Panzer gestellt im Russland-Tschetschenien-Krieg“, begründete Ulrike Hauffe, Landesbeauftragte für Frauen des Landes Bremen und Jury-Mitglied der Initiative, die Entscheidung. „Sie haben – ähnlich wie Georg Elser – früh erkannt, wohin die Reise gehen würde und sich mit aller Kraft einem zerstörerischen Trend entgegengesetzt.“

Die vor mehr als zehn Jahren gegründeten Petersburger Soldatenmütter gehören zu den ältesten Nichtregierungsorganisationen in Russland. Seitdem die jungen russischen Rekruten nicht länger als Kanonenfutter nach Tschetschenien geschickt werden, setzen sich die Soldatenmütter heute vor allem gegen Misshandlung und Unterversorgung in den Kasernen ein. Trotz massiven Drucks von Seiten des Militärs verstecken sie immer wieder Rekruten, die vor Repressionen aus der Armee geflohen sind.

Für die Entscheidung der Elser-Initiative stand vor allem das Engagement gegen den Tschetschenien-Krieg im Vordergrund: „Wir haben uns am Ende für die Soldatenmütter Russlands entschieden, weil wir zeigen wollen, was mit Widerstand und Rückgrat alles geschafft werden kann“, so Ulrike Hauffe. „Heutzutage kann man zwar protestieren, aber Widerstand leisten oder sogar sein Leben für eine Sache zu riskieren, das kennt man heute gar nicht mehr.“ Übergeben wird der Preis am 8. November im Rathaus.

Georg Elser, zu dessen Erinnerung die Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben wird, verübte am 8. November 1939 ein Attentat auf Adolf Hitler. Bei der Flucht über die schweizerische Grenze wurde er gefasst und als Hitlers Sonderhäftling im KZ Sachsenhausen gefangengehalten, bis er am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet wurde.

mamö

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