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Archiv-Artikel

Wohnungswechsel nur mit Energieausweis

Ein Energiepass für Häuser soll die Heizkosten senken. Mitte 2005 soll er zunächst auf freiwilliger Basis eingeführt werden. Ab 2006 wird er dann Pflicht. Er kostet bis zu 300 Euro – Energieberatung inklusive

BERLIN taz ■ Stehen zwei Häuser an einer Tankstelle. Sagt der eine Hausbesitzer zum anderen: „Und wie viel verbraucht deins auf den Quadratmeter?“ Das ist das Bild, mit dem die Deutsche Energie-Agentur (dena) gestern den Energiepass für Gebäude vorgestellt hat. Ab 2005 soll er auf freiwilliger Basis eingeführt werden. Mit ihm soll die Sanierung von Häusern attraktiver werden, bei denen bisher Strom und Wärme verschwendet wird. Zudem können Mieter ihre Wohnung dann auch danach auszusuchen, wie viel Energie sie braucht.

Grundlage dafür war ein einjähriger Feldversuch mit über 12 Millionen Einwohnern und rund 800.000 Wohneinheiten. Dabei stellte sich die dena folgende Fragen: Ist eine Einteilung in Klassen oder eine Skala besser? Wie teuer wird der Pass? Wie ist die Akzeptanz am Markt? Und: Kann er tatsächlich einen Anreiz zur energetischen Sanierung von Gebäuden schaffen?

Der Gebäudebesitzer soll mit dem Energiepass nicht nur ein Stück Papier bekommen, sondern auch eine Energieberatung. Produkt des Feldversuchs ist nun ein dreiseitiger Entwurf. Er enthält Gebäudetyp, Nutzungsart, Details zur Heizung und Wohnfläche und – auf den ersten Blick zu sehen – eine Gesamtbewertung. Die Energie-Agentur hat sich hier für eine Bewertung anhand einer Skala entschieden: Von grün – Verbrauch von null bis 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr – über gelb und orange bis rot. Letzteres entspricht 450 bis 550 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Ein dicker Pfeil gibt an, wo das Haus einzuordnen ist. Im Gegensatz zu einer Einteilung in Energieeffizienzklassen, wie zum Beispiel bei Kühlschränken, können auf der Skala auch kleine Modernisierungen einen Ausschlag geben. So macht sich schon der Einbau nur eines wärmegedämmten Fensters bemerkbar. Die Hinweise zu derartigen Sanierungsmaßnahmen soll der Pass gleich mitliefern, inklusive Einsparpotenzial. Auch den Energiebedarf, etwa mit Heizöl, Strom oder Holzhackschnitzeln, will die dena in den Energiepass hineinschreiben.

Im Feldversuch kosteten die Messungen, um den Energiepass zu erstellen, zumeist zwischen 200 und 300 Euro. Den Preis werde der Markt künftig aber von selbst regulieren, sagte dena-Chef Stephan Kohler. Die Akzeptanz der Gebäudebesitzer sei hoch: Über 80 Prozent der Versuchsteilnehmer hätten den Energiepass empfohlen. Bei den Wohnungsbaugesellschaften liegt der Wert mit knapp 40 Prozent aber deutlich niedriger.

Auch bei der Modernisierung gibt es eine Differenz zwischen Wohnungsbauunternehmen und privaten Eigentümern. Ein Drittel aller Privatleute, die am Versuch teilgenommen haben, sanierten aufgrund der Ergebnisse ihre Gebäude. Bei den Wohnungsbauunternehmen waren es hingegen nur 7 Prozent.

Ob der Energiepass, der 2006 wegen einer EU-Richtlinie auch verbindlich wird, so aussehen wird, wie es die dena vorschlägt, ist offen. Zwar sieht das Bundesumweltministerium den Entwurf positiv: „Das tragen wir so mit“, so Pressesprecher Jürgen Maaß. Das Bundesbauministerium bleibt dagegen vorsichtig. Deren Sprecher Jürgen Frank sagte: „Noch ist keine Entscheidung gefallen.“ Sie sei aber für April zu erwarten. SVENJA BERGT