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Mehr Pannen geht nicht

REAKTORABSCHALTUNG Neue Panne im Atomkraftwerk Krümmel führt zu Reaktor-Schnellabschaltung. Wasserrohrbrüche und fast 1.500 ausgefallene Ampeln sind die Folge des Spannungsabfalls

Die Restlaufzeit will Vattenfall trotzdem nicht auf ein anderes Kraftwerk übertragen

Es war der Tag der Kettenreaktionen. Nach dem Trafo-Kurzschluss im Atomkraftwerk Krümmel ging am Samstag alles schief, was nur schiefgehen konnte. Der Reaktor ging erneut für unbestimmte Zeit vom Netz, die zuständige Aufsichtsbehörde wurde vom Störfall zu spät informiert, hunderte Firmenkunden wurden zeitweilig vom Stromnetz abgeschnitten. Pleiten, Pech und Pannen bei Vattenfall.

Um 12.02 Uhr war es am Samstag in dem Transformator, der bei dem Transformatorbrand vor zwei Jahren unbeschadet geblieben war, zum Kurzschluss und in der Folge zur ReaktorSchnellabschaltung gekommen. Der Transformator ist bereits 33 Jahre alt und seit der Krümmel-Inbetriebnahme 1983 in Einsatz.

Doch bevor die Vattenfall-Verantwortlichen zum Hörer griffen, um die Kieler Aufsichtsbehörde von dem Zwischenfall zu informieren, war diese schon vom schleswig-holsteinischen Innenministerium in Kenntnis gesetzt worden. Michael Züfle, Chef der Vattenfall Europe Nuclear Energy bedauert deshalb „ganz außerordendlich Fehler in der Erstkommunikation“.

Der Kurzschluss führte zudem zu einem nur eine Zehntelsekunde dauernden Spannungsabfall im Stromnetz. Lange genug, dass die Sicherheitssysteme von über hundert Hamburger Firmenkunden die eigenen Anlagen vom Netz trennten. Die Folge: Unternehmen wie die Hamburger Stahlwerke und die Aluminiumwerke hatten plötzlich keinen Strom mehr, 1.492 der rund 1.800 Hamburger Ampeln schalteten sich aus und mussten einzeln wieder in Betrieb genommen werden.

Auch die Pumpen der Hamburger Wasserwerke waren von dem Netzabfall betroffen – ihr Wiederanfahren nach zeitweisem Stillstand führte nach Angaben von Hamburg Wasser zu Druckstößen im Leitungsnetz und in der Folge zum Bruch von zwei Versorgungsleitungen in Hamburg-Eimsbüttel. Im Westen der Stadt blieben deshalb tausende Hamburger für Stunden ohne Leitungswasser.

Wie lange der Reaktor nach der erneuten Panne vom Netz geht, ist noch völlig unklar. Während des zweijährigen, erst am 19. Juni beendeten Stillstands hatte Vattenfall rund 300 Millionen Euro in die Modernisierung und Sicherheit des Reaktors investiert, der bereits am vorigen Mittwoch nach einer Störung heruntergefahren werden musste. Die Restlaufzeit von acht bis neun Jahren will Vattenfall trotz der erneuten Pannenserie nicht auf ein anderes Kraftwerk übertragen. Züfle: „Wir haben die klare Absicht, die Anlage wieder ans Netz zu bringen“. MARCO CARINI

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