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Ewig jung mit Heintje

Stand-up-Kabarettistin Kordula Völker im Polittbüro

Die Frage ist ja, ob man – auch angesichts des im Westen der Republik immer noch irgendwie lächerlichen Frauentags – verpflichtet ist, sich über sein Selbstverständnis permanent Gedanken zu machen. Ob es wirklich hilft, sich in Wortkaskaden über die Frage zu ergehen ob frau des Geschlechts wegen so oder so beäugt oder behandelt wurde und ob man anderen ihre Unsensibilitäten überhaupt anlasten kann, denn darin liegt ja genau die Crux: Sie haben nichts bemerkt!

„Ich hatte doch nur Heintje“ nennt die Kabarettistin Kordula Völker ihr Programm, das sie jetzt im Polittbüro vorstellt – und natürlich erhebt sie darin – in Stand-up-Manier – eben jene Fragen, die uns alle bewegen sollten: Wie man als Grüner zum Beispiel alternativ altern kann und ob Visionen überhaupt noch zeitgemäß sind. Ob es noch irgendwen gibt, der das Wort „Feminismus“ mit Respekt über die Lippen bringt oder ob all die hehren Pläne in Geschwätz untergegangen sind, derweil die Ostfrauen – hätten sie es nur geschafft, im Nachwende-Deutschland wirklich mitzubestimmen – vielleicht ganz pragmatisch einfach verwirklicht hätten, was gerade anlag.

Ganz abgesehen davon stellt sich auch noch eine ganz grundsätzliche Frage: ob es unsere Großmütter – die eben nur Heintje hatten, um Jugendstimmungen letztmals aufleben zu lassen – sich wirklich daran gestört hätten, wenn man sie als „Ingenieur“ oder „Kanzler“ bezeichnet hätte. Vielleicht hätte es ihnen einfach genügt, sie wären es geworden... ps

Mi, 16.+Do, 17.3., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45

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