Provozierendes Sprachrohr

Mit dem „Freihafen“ gibt es jetzt ein neues Jugendmagazin für Hamburg, gemacht von Schülern, Studenten und Azubis. Die ehrenamtlichen Redakteure wollen unter dem Motto „Wir. Hier. Jetzt“ Jugendjournalismus „mit Tiefgang“ bieten

„Wir arbeiten ehrenamtlich, dafür haben wir den Kopf frei für gute Themen“

von Anja Humburg

„Hummelhummel“ heißt das Editorial, „Fischmarkt“ das Titelthema, „Elbbrücken“ steht für Außerhamburgisches und „Speicherstadt“ für die Rubrik Wissen. Das neue Hamburger Jugendmagazin Freihafen, das Anfang März an den Start gegangen ist, hat seine eigene Sprache. Monatlich wird es von nun an erscheinen und hamburgweit in allen weiterführenden Schulen, Hochschulen sowie einigen Clubs und Cafés kostenlos ausliegen.

Die Idee zu diesem ambitionierten Projekt entstand im Juni 2004 auf einer Versammlung der Jungen Presse Hamburg (JPH), wie sich Sebastian Olényi erinnert. Er ist Landesvorsitzender der JPH, die 2002 unter dem bundesweiten Dachverband gegründet wurde. Die JPH gibt Starthilfe für junge Hamburger Medienleute und ist zugleich Träger und Herausgeber der neuen Zeitschrift.

Konzept und Realisierung des Freihafens verantworten zwei Dutzend Schüler, Studenten und Auszubildene zwischen 15 und 23 Jahren. Die Redaktion habe ihre Nische im Jugendjournalismus gefunden, konstatiert Chefredakteur Christoph Hanssen: „Im professionellen Medienbetrieb gibt es bisher wenig Platz für Jugendliche, die ihren Schülerzeitungen entwachsen sind.“

Ziel der Freihafen-Redaktion sei es, mit „unabhängigem, freiem und innovativem Journalismus mit Tiefgang ein Sprachrohr von Jugendlichen und ein Forum für Jugendliche zu sein“, so Hanssen. „Demokratie und Offenheit sind für uns ein Muss,“ erklärt der 22-Jährige ehrgeizig. Hinter dem Motto „Wir. Hier. Jetzt“ stehe kein Servicecharakter, wie ihn viele Jugendmagazine pflegten. Stattdessen will der Freihafen unter einem „kritischen Blickwinkel regionale, globale, soziale, gesellschaftliche sowie politische und ökologische Themen beleuchten“, hat sich der Jungredakteur vorgenommen.

Der bewusst provozierend gewählte Titel der ersten Ausgabe lautet „Randgruppe Jugend“. Sarah Benecke leistet darin mit „Erde oder Erbsensuppe“ einen Beitrag über Hamburger Straßenkinder. Obwohl die 19-Jährige gerade mitten im Abiturstress steckt, investiert sie viel Zeit in die Redaktionsarbeit. „Das Schreiben macht so viel Spaß in dieser tollen Gruppe“, schwärmt sie. Ein Praktikum bei „Klönschnack“ und die Mitarbeit bei der Schülerzeitung „Zensiert“ sind Erfahrungen, auf welche die Schülerin des Albert-Schweizer-Gymnasiums nun zurückgreifen kann.

Der Freihafen sei aber offen für alle Interessierten auch ohne journalistische Erfahrungen, betont Chef Hanssen. Allerdings sei eine Mitgliedschaft bei der JPH von Vorteil, um zusätzlich Seminare und Beratungsangebote nutzen zu können. „Wir alle machen unsere Arbeit ehrenamtlich, dafür haben wir unsere Köpfe frei für gute Themen,“ meint Hanssen.

Finanziert wird der Freihafen unter anderem von der Behörde für Soziales und Familie. Allein der Druck der 20.000 Exemplare koste 2.400 Euro, darum sei das Magazin auf Werbeanzeigen angewiesen, erklärt Hanssen, der irgendwann mal als Fotograf oder Mediengestalter arbeiten möchte. Jetzt zeigt er sich erstmal zufrieden mit der ersten Freihafen-Ausgabe: „Für den Anfang ein akzeptables Ergebnis.“

Das nächste Redaktionstreffen findet am Sonntag, 13. März um 14.30 Uhr im Haus der Jugend, Auf dem Stintfang, Alfred-Wegener-Weg 3 statt. Dienstags von 10 bis 15 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr ist die Redaktion unter ☎ 31 65 68 oder im Internet unter www.freihafen.org erreichbar.