: Goliath ist gar nicht so böse…
… nur war David offenbar nicht schlau genug, sich mit ihm zu verbünden: Das Biomassekraftwerk im emsländischen Papenburg findet keine Abnehmer für seine Wärme. Das gefährdet seine Wirtschaftlichkeit. Die Preispolitik des großen Oldenburger Energieanbieters EWE wäre Schuld daran, behaupten manche – allerdings zu Unrecht
Die Prokon Nord ist ein relativ kleines Unternehmen mit Sitz in Leer. Spezialisiert hat es sich auf regenerative Energiesysteme – vor allem Windkraftanlagen, aber sie betreib auch zwei Biomasse-Kraftwerke. Eins davon steht im Emsland – in Papenburg. Dort allerdings hat die Prokon ein Problem: Achtzehn Monate nach Aufnahme des Betriebes werden etwa 70 Megawatt an thermischer Leistung immer noch nicht genutzt. Bisher scheiterten die Verhandlungen mit möglichen Abnehmern. Ein wesentlicher Grund dürften dabei die Kosten für ein Fernwärmenetz gewesen sein.
Für Diskussionen sorgen derzeit in Papenburg Spekulationen über die Haltung des Energieversorgungsunternehmens EWE. Das könne, so die Befürchtung einiger Lokalpolitiker, mit Dumpingpreisen den Mittelständler unterbieten.
Die EWE mit Hauptsitz in Oldenburg ist nach eigenen Angaben eines der größten Energieunternehmen in Deutschland. Im Stammgebiet verfügt sie über das Versorgungsnetz. Aufgrund des Erneuerbare Energien Gesetzes musste sie die von Prokon erzeugte elektrische Energie übernehmen.
Deshalb hatte sich das Groß-Unternehmen ursprünglich am Papenburger Kraftwerk beteiligen wollen. Hierüber konnte im Jahre 2003 jedoch keine Einigung erreicht werden. Deshalb baute EWE gemeinsam mit E.ON und den Stadtwerken Emden ein Heizkraftwerk in Emden, das bald den regulären Betrieb aufnehmen wird. Damit müssen zwei Holzheizkraftwerke im Nordwesten mit etwa 250.000 Tonnen Altholz versorgt werden. Die Folge: Der Altholzpreis steigt.
Gekoppelt mit fehlenden Einnahmen aus dem Wärmeverkauf könnte das, so fürchtet man in Papenburg, die Wirtschaftlichkeit des Prokon-Werkes gefährden. Eine Ausgangslage, die lokalpolitische Spekulationen schon einmal ins Kraut schießen lässt: Das Bild von einem Energiegroßunternehmen, das mit Dumpingpreisen und ähnlichem versucht, der lästigen Konkurrenz das Wasser abzugraben, ist schnell skizziert und gut verkäuflich. Die EWE bestreitet indessen die Vorwürfe – und verweist darauf, man selbst habe in den Verhandlungen mit Prokon auf einer Wärmeauskopplung bestanden. Nicht zuletzt weil die nicht vorgesehen gewesen sei, habe man seinerzeit „von einer Beteiligung abgesehen“ so der EWE-Sprecher. jom