kabinenpredigt : Sarah BSC
Es gibt wenig zu meckern nach dem 25. Spieltag. Über 75 Minuten mit nur 10 Spielern und von Anfang an ohne den gesperrten großen Bastürk nach einer 2:0 Rücklage ein Remis zu erkämpfen, das ist Klasse.
Zeit also für die Kolumnistin, sich mit den weniger herausragenden Seiten von Hertha zu beschäftigen: den Fans.
Und da will ich gar nicht von den ganz schlimmen Idioten und rechtem Gesocks schreiben, sondern vom normalen, durchschnittlichen BSC-Anhänger. Die pflegen, wie es so üblich ist in modernen Zeiten, Websites über ihren Verein, und die sind zumindest erstaunlich. Kein Wunder also, dass ich heute Fragen über Fragen stelle.
Die Mitglieder eines „offiziellen Fanclubs“ aus dem Werratal zum Beispiel haben Karnevalsfotos auf ihre Page gestellt. Dort sieht man sie verkleidet – als Herthafans. Da bleibt mir nur ein erstauntes „Häh?“. Ist das nicht doppelt gemoppelt? Etwa so, wie wenn Ärzte sich ganz lustig als Ärzte verkleiden? Stellt man im Fasching nicht normalerweise etwas dar, was man gar nicht ist? Ist das also Ironie?
Eine andere Seite stammt – kaum verwunderlich – aus Neukölln. Dort wird unter „Songs“ folgende Großartigkeit zum Mitsingen im Stadion angeboten: „Hauptstadt (drei Mal klatschen), Hauptstadt (drei Mal klatschen).“ Ende des Liedes. Neukölln halt.
Ganz herausragend hingegen eine Seite, die dem ehemaligen Trainer Röber gewidmet ist. „Ist fussball fussballfralle ein ein der der die? Ist fussballwm viertelfinale die werden wird werden ein doch?“, so steht es dort. Ja, das muss man sich zweimal durchlesen und versteht es doch immer noch nicht. Ist das schon Kunst? Ist also der gemeine Herthafan, der völlig zu Recht kein besonders gutes Image hat, einfach ein verkannter feinsinniger und poetischer Geist? Denkt mal drüber nach. Ich versuch es auch. SARAH SCHMIDT