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Archiv-Artikel

Käufer, entscheidet

Die Pelletbranche streitet um das Umweltzeichen Blauer Engel. Für manchen Hersteller ist er ein rotes Tuch und sagt nichts über die Zuverlässigkeit der Kessel

Bei manchen Konsumartikeln besitzt der „Blaue Engel“ einen hohen Stellenwert – ökologisch sensibilisierte Kunden bevorzugen Produkte mit dem Umweltzeichen. Ob das Siegel auch für Pelletheizungen sinnvoll ist, darüber streiten zurzeit einige Hersteller.

Die ersten Pelletkessel haben den Blauen Engel bereits erhalten: Die Modelle Guntamatic Biostar 23, KWB USP 20, Solarvent IQ 150 und Solvis Lino LI 20 wurden von der Jury Umweltzeichen beim Umweltbundesamt inzwischen mit dem Label ausgezeichnet. In der Kategorie der Pelletöfen ist die Firma Wodtke bisher als einzige vertreten – allerdings gleich mit fünf Produkten. Doch die Liste dürfte länger werden. „Wir werden auch für weitere Produkte aus unserem Hause den Blauen Engel beantragen“, sagt Reinhard Burger von der Firma KWB. Zwar habe der Blaue Engel heute „nicht mehr die Bedeutung wie früher“, doch sei es einfach „eine Grundhaltung des Unternehmens“, dieses Siegel zu erwerben.

„Ein zweischneidiges Schwert“ sei das Umweltzeichen, urteilt unterdessen Dirk Flühe, Produktmanager der Firma Paradigma. Zwar sei das Siegel als etabliertes Marketinginstrument auch in der Branche der Pelletfeuerung „grundsätzlich zu begrüßen“, doch andererseits seien damit Kosten verbunden, die gerade für kleine Hersteller kritisch sein könnten.

Das Kostenargument hält Martin Ecker, Vertriebsleiter der Firma HDG Bavaria, hingegen nicht für stichhaltig: „Der Preis hält niemanden davon ab, den Blauen Engel zu beantragen.“ Schließlich sei der Engel ein gutes Werbemittel für jeden Hersteller – und so lässt Ecker dann auch wissen: „Wir liebäugeln schon damit.“

Beobachtend verhält sich auch die Firma Calimax. „Der Blaue Engel wird von den Kunden bislang nicht nachgefragt“, sagt Egon Zechmann von der Geschäftsleitung. Und so habe Calimax derzeit noch nicht entschieden, ob man den Blauen Engel beantragen werde. Am Ende entscheide allerdings der Markt: „Wenn die Kunden auf den Engel Wert legen und ihre Kaufentscheidungen davon abhängig machen, beantragen wir ihn.“

Dass eines Tages die Kunden das Umweltzeichen wünschen, hält Ludwig Friedl, Geschäftsführer der Firma Windhager, unterdessen für völlig ausgeschlossen. „Ich kenne niemanden, der den Blauen Engel will“, sagt Friedl. Und auch Helmut Gastl, Geschäftsführer von Ökofen Deutschland, sieht den Blauen Engel kritisch: „Der sagt nichts über die Praxistauglichkeit und die Zuverlässigkeit der Kessel aus.“

Daher hoffen manche Anbieter, auf die Kosten der Analyse auch künftig verzichten zu können. Denn der Preis für den Check auf dem Prüfstand liegt bei rund 5.000 Euro für jeden Produkttyp. Hinzu kommen für die Hersteller noch Gebühren für die Mitgliedschaft im Zertifizierungsinstitut RAL, die vom Umsatz der Firma und der Anzahl der gelisteten Geräte abhängen. Diese machen nochmals mehrere tausend Euro aus.

Dass nicht alle Hersteller sich für den Blauen Engel begeistern und auch nicht alle ihn bekommen können, liegt in der Natur der Dinge. Denn die Jury Umweltzeichen definiert die Kriterien für das Siegel in der Regel bewusst so streng, dass nur etwa ein Drittel des Marktes diese erfüllen kann. Nimmt der Anteil der ausgezeichneten Produkte zu, so wird eine Verschärfung der Anforderungen notwendig. Oder man entscheidet dann, das Logo für die betreffende Produktklasse auslaufen zu lassen.

B. JANZING