: Staatsanwalt blickt auf Daimler
In Stuttgart ist eine Strafanzeige wegen Untreue gegen Chrysler-Boss Dieter Zetsche eingegangen. Anlass sind angebliche Falschaussagen in einem früheren Prozess
FRANKFANKFURT/MAIN taz ■ Die Staatsanwaltschaft in Stuttgart hat den Weltkonzern DaimlerChrysler ins Visier genommen. Die Strafverfolgungsbehörde jedenfalls bestätigte gestern, dass wegen des Verdachts der Untreue mehrere Ermittlungsverfahren gegen leitende Angestellte des Automobilbaugiganten eingeleitet worden seien. Ob die Staatsanwälte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt demnächst auch gegen den Boss von Chrysler, den deutschen Topmanager Dieter Zetsche, ein entsprechendes Verfahren eröffnen werden, prüft die Behörde nach eigenen Angaben dagegen noch.
Nach einem Bericht der BamS soll ein Spediteur Anzeige gegen Zetsche erstattet haben. Es gehe um „Falschaussagen“ von Zetsche und anderen, die Zeugen in einem Strafprozess waren, bei dem 2002 vor dem Landgericht in Stuttgart „zweifelhafte Exportgeschäfte“ mit Mercedes-Fahrzeugen verhandelt wurden.
Das Urteil in diesem Verfahren hob der Bundesgerichtshof im Sommer 2004 mit der Begründung auf, dass erhebliche Zweifel an der richtigen Bewertung der Zeugenaussagen von Zetsche und von zwei weiteren Mitarbeitern von DaimlerChrysler bestünden. Der damals verurteilte Spediteur wurde umgehend aus der Haft entlassen, weil die Bundesrichter befanden, dass dem Konzern durch dessen Aktivitäten kein Schaden entstanden sei. Ein Firmensprecher von DaimlerChrysler wies die Darstellung des Blattes zurück.
Nicht dementiert wurde dagegen eine Meldung, wonach der Chef der Niederlassung von Mercedes-Benz in Leipzig, Siegbert Zeh, seit gestern „freigestellt“ ist. Auch gegen Zeh soll die Staatsanwaltschaft in Stuttgart ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf „Unregelmäßigkeiten und Graumarktgeschäfte“, so die Leipziger Volkszeitung, eingeleitet haben.
Sollte sich der Verdacht gegen Chrysler-Bosss Zetsche erhärten, dürfte es für den Konzern auch zu Akzeptanzproblemen in den USA kommen. Die Öffentlichkeit dort reagiert nach den zahlreichen Skandalen der Vergangenheit auf solche Nachrichten mittlerweile äußerst sensibel.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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