: Luxusleben auf der Baustelle
Die ersten Bewohner haben sich in der Hafencity eingerichtet. Jetzt warten sie auf Nachbarn und erste Läden
VON ANNA SCHATTKOWSKY
Schon die Comedian Harmonists wussten, dass man „so süß im Hafen schlafen“ kann, allerdings sangen sie da von der „Liebe der Matrosen“. Heute können auch Landratten die Nachtruhe am Kai genießen, wie Familie Brauner. Die jungen Eltern einer kleinen Tochter wohnen seit Dezember in der siebten Etage eines der neuen Häuser am Sandtorkai. „Eine Motivation, hierher zu ziehen, war für uns die Nähe des Hafens - sehr innenstadtnah und trotzdem mit Erholungscharakter“, sagt der 30-jährige Mike Brauner, der als Geschäftsführer einer IT-Firma arbeitet. „Wir fanden es spannend, in ein Gebiet zu gehen, das am Entstehen ist“. Und es entsteht viel. Drei der fünf Wohn- und Bürohäuser am Sandtorkai sind bereits fertig, zwei folgen demnächst. Gegenüber auf dem Dalmannkai beginnen die Bauarbeiten dieses Frühjahr. „Wenn man sieht, wie sich unser Haus belebt, weiß ich, dass die Hafencity keine tote Stadt wird“, meint Brauner. „Die Gewerbeflächen sind mittlerweile vollständig verkauft und die Nachfrage ist relativ hoch“.
Zwei Häuser weiter, in dem seit Dezember fertiggestellten „Ocean‘s End“, sind mehr als ein Drittel der 22 Wohnungen und die Hälfte der 1200 qm Bürofläche bezogen, wie der Projektleiter des Hauses, Simon Vodopivec, erklärt. Großes Interesse bestätigt auch Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der Hafencity Hamburg GmbH: „Der Bedarf ist hoch. Das spiegelt sich in der Resonanz für die Wohnungen wider.“ Er erwartet als künftige Bewohner „Menschen, 50 Jahre und älter, im Beruf etabliert und ohne Kinder, beziehungsweise deren Kinder aus dem Haus sind“. Haushalte mit ein oder zwei Personen „um die 35 Jahre, ohne Kinder oder noch ohne Kinder, die die Stadt an der Quelle erleben möchten“, nennt Vodopivec als zweite Zielgruppe. Beide rechnen außerdem mit Geschäftsleuten, die komfortable Zweitwohnungen an prestigeträchtigem Ort suchen. Die Hafencity ist aber laut Oberbaudirektor Jörn Walter vor allem „mittelstandsorientiert“. Familien werden mittelfristig erwartet, dann, wenn die bisher nur geplanten Geschäfte, Spielplätze und Schulen gewährleistet sind.
Die Gesellschaft für Bau- und Stadtentwicklung (GBS) steuert unter anderem sechs Bauherrenprojekte am Dalmannkai. Dabei sollen 25 bis 27 Eigentumswohnungen und 60 Wohnungen unterschiedlicher Mietkategorien entstehen. Peter Grimm, Geschäftsführer der GBS, weiß, dass diese Wohnungen nur für gehobene Ansprüche interessant sind: „Sozialer oder geförderter Wohnungsbau ist nicht vorgesehen.“ In rund zehn Jahren, meint Grimm, sollen am Baakenhafengünstigere Wohngegenden entstehen, auch mit Hilfe von Wohnungsbaugenossenschaften.
Mike Brauner hofft auf einen lebendigen Stadtteil: „Am Sandtorkai sollen ein Museumshafen und kleine Cafes entstehen. Dadurch wird die Hafencity belebt und auch dadurch, dass mehr Leute herziehen“. Die Vorgaben der Stadt sprechen dafür: Großraumprojekte sind nicht geplant; nur Konzepte, die für ein breites Mietspektrum und ausgewogene Infrastruktur sorgen, erhalten eine Baugenehmigung. „Je kleinteiliger die Bauvorhaben organisiert sind, je räumlich differenzierter, desto flexibler sind sie“, meint Jörn Walter.
„Ich bin an einer bunten Hafencity interessiert, wo die Bürgersteige nicht um 18 Uhr hochgeklappt werden“, sagt Mike Brauner. „Ich bin aber optimistisch, dass das passiert.“ Vielleicht gibt es ja auch bald ein Lied über die Landratten in der Hafencity.