verhungerte Frau
: Wegschauen und Hilfe versagen

Auch der Hungertod einer Frau in Farmsen beschäftigt das Parlament. In einer umfangreichen Anfrage an den Senat fordert der SPD-Abgeordnete Dirk Kienscherf detaillierte Auskünfte über den Fall. Zugleich stellt er diverse kritische Fragen zum Verhalten von CDU-Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram. Die hatte erklären lassen, ihre Behörde habe „nichts zu tun“ mit dem Fall. „Weshalb wird Hilfe versagt?“, will der Sozialpolitiker deshalb wissen.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die 40-Jährige in ihrer Wohnung in einer Hochhaussiedlung bereits am 1. Dezember vorigen Jahres tot aufgefunden worden war. Nach offiziellen Angaben war sie verhungert. Die Mutter zweier Kinder war vor elf Jahren an Schizophrenie erkrankt und lebte deshalb getrennt von ihrer Familie. Die ihr vom Amtsgericht Barmbek zugewiesene Betreuerin hatte sie zuletzt im August 2004 lebend gesehen, gab aber offenbar erst Ende November eine Vermisstenanzeige auf. Die Polizei öffnete daraufhin die Wohnungstür und fand die Leiche (taz berichtete).

Die bisherigen Erklärungsversuche seien „völlig unzureichend“, findet Kienscherf, der ein „Zuständigkeitswirrwarr“ unter den Hamburger Fachbehörden vermutet. Die Sozialsenatorin sei durch ihr Amt „verpflichtet, sich gerade für die Menschen einzusetzen, die sich selbst nicht helfen können“, stellt der Sozialdemokrat fest. Ebenso wie im Fall der verhungerten Jessica aber behaupte Schnieber-Jastram, „nicht zuständig“ zu sein. „Eine Mentalität des Wegschauens“ unterstellt Kienscherf deshalb der Senatorin: „Der erforderliche Wille zur zügigen Aufklärung des Sachverhaltes und zur Durchführung wirksamer Maßnahmen zur Verhinderung derartiger Vorfälle ist bisher nicht erkennbar.“ SMV