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Archiv-Artikel

„Bombodrom“ belebt Osterproteste

Tausende Demonstranten ziehen zum größten Ostermarsch seit Jahren über das Gelände des geplanten Truppenübungsplatzes „Bombodrom“. Deutschlandweit sammeln sich Marschierer in 60 Städten und protestieren gegen Krieg und Sozialabbau

BERLIN dpa/epd ■ Beim größten Ostermarsch Deutschlands haben am Sonntag rund 10.000 Menschen in Brandenburg gegen den geplanten Luft-Boden-Schießplatz Bombodrom bei Wittstock demonstriert. Auf Plakaten mit Schriftzügen wie „No Bombs“ und in Sprechchören forderten sie in Fretzdorf die endgültige Stilllegung des Bundeswehrgeländes. Zu der Demonstration hatte die Bürgerinitiative Freie Heide aufgerufen. Auch andernorts wurden die bundesweiten Ostermärsche gegen Krieg, Rüstung und Sozialabbau fortgesetzt.

An der Kundgebung in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg nahmen auch Politiker und Prominente teil. Vor Ort waren etwa der stellvertretende Regierungschef von Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Methling (PDS), die Bundestagsabgeordneten Ernst Bahr (SPD) und Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Grüne) sowie „Tatort“-Kommissar Peter Sodann und Exbürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.

Der Hallenser Regisseur und Schauspieler Sodann rief zum Umdenken auf und regte an, das kulturelle Leben zu entwickeln, statt in Rüstung zu investieren. Schorlemmer forderte das sofortige Aus für das Bombodrom. Es dürfe nicht sein, dass 60 Jahre nach der Bombardierung deutscher Städte wieder Krieg von deutschem Boden ausgehe, sagte er. 8.500 Tiefflüge im Jahr seien über dem Bombodrom geplant. Er appellierte an Verteidigungsminister Peter Struck (SPD): „Kümmern Sie sich um die Tiefflieger in Ihrer unmittelbaren Umgebung.“

Struck hält ungeachtet aller Proteste an den Plänen für einen Luft-Boden-Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide fest. Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Winfried Nachtwei, zeigte sich dagegen optimistisch, dass das Bombodrom nicht wieder in Betrieb genommen wird.

Der Ostermarsch gegen die Militärpläne der Bundeswehr für die 142 Quadratkilometer große Kyritz-Ruppiner Heide zwischen Wittstock und Rheinsberg gilt seit vielen Jahren als bundesweit größter Ostermarsch. Auf dem früher von sowjetischen Truppen genutzten Gelände will die Bundeswehr Tiefflüge und die Flugzeugbekämpfung üben. Gegner befürchten, dass durch das Bombodrom der Tourismus in der Region gefährdet wird. Bislang wurde der Bundeswehr die Nutzung des Areals lediglich per Gerichtsbescheid untersagt.

Traditionelle Ostermärsche fanden gestern und am Wochenende in rund 60 Städten statt, darunter in Bremen, Düsseldorf, Heilbronn, Mainz, München und Saarbrücken. Die Demonstranten forderten die Verurteilung des vor zwei Jahren begonnenen Irakkriegs. In Leipzig nahmen am Ostersonntag rund hundert Menschen an einem Friedensfest teil. Im Ruhrgebiet waren laut den Veranstaltern 120 Menschen mit dem Fahrrad für den Frieden unterwegs.