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Archiv-Artikel

Kölner Luft nicht EU-konform

Die Feinstaubwerte in der Kölner Luft sind niedrig – weil die Messstationen in Vororten stehen. Für Messungen in der Innenstadt fehlt das Geld. Die Stadt räumt Verstöße gegen EU-Richtlinie ein

VON DIRK ECKERT

Klagen wegen zu hoher Feinstaubwerte wie in München – das kann Köln wohl kaum passieren. Nicht unbedingt, weil in Köln weniger Dieselmotoren ihre Rußpartikel in die Luft schleudern als in der bayerischen Landeshauptstadt. „Wir haben unsere Messanlagen dahin gestellt, wo gute Luft ist“, spottet Roland Schüler, Mitglied im Vorstand des Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Köln.

Tatsächlich sind die beiden Kölner Messstationen weit weg von der Innenstadt aufgestellt. Die eine steht im Süden, Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Gartenstraße. Im Osten liegt Rodenkirchen, südwestlich der Forstbotanische Garten. Dahinter verlaufen die Autobahnen A4 und A555. Die andere Messstation liegt noch weiter vom Stadtzentrum weg: im Norden in Chorweiler, Ecke Fühlinger Weg/Weilerweg.

Dementsprechend niedrig sind die Feinstaubwerte. Am 28. März, wegen Ostermontag ein Feiertag, hat das Luftqualitätsüberwachungssystem LUQS, das landesweite Netz aus Messstationen des Landesumweltamtes Nordrhein-Westfalen, im Tagesmittel 19 und 24 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter registriert. Am Mittwoch vor Ostern, einem normalen Werktag, waren die Werte mit 24 und 31 Mikrogramm etwas höher, aber immer noch unter dem zulässigen Höchstwert von 50 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft. Wird der mehr als 35 Mal pro Jahr überschritten, ist das ein Verstoß gegen die EU-Rahmenrichtlinie zur Luftqualitätsüberwachung, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Dann müsste die Bezirksregierung aktiv werden, Luftreinhaltungspläne müssten erarbeitet werden.

Doch davon ist die Großstadt Köln weit entfernt. Der zulässige Höchstwert wurde dieses Jahr in den beiden Stationen drei beziehungsweise vier Mal überschritten. „Wir wissen über die Kölner Luft nichts, außer dass es in Chorweiler und Rodenkirchen Messstationen gibt“, resümiert Verkehrskritiker Schüler. Mit den beiden „Hintergrundmessstationen“ in Chorweiler und Rodenkirchen lasse sich tatsächlich nur die „großräumige Belastung“ messen, räumt Jutta Geiger, beim Landesumweltamt zuständig für Luftqualität, ein. „Wir haben nicht die Messkapazitäten“, sagt sie. Von den für Messungen in Städten nötigen Messcontainern habe das Landesumweltamt gerade fünf – für ganz Nordrhein-Westfalen. Allein die Anschaffungskosten betrügen um die 200.000 Euro pro Stück, hinzu kämen noch Strom, Betrieb und Wartung. Die würden zur Zeit an anderen Orten eingesetzt, wo es dringender ist.

Seit 2004 steht in Köln immerhin am Hohenstaufenring ein so genannter Passivsammler, der Stickstoffdioxid messe, berichtet Geiger. Messergebnisse lägen allerdings noch nicht vor, Feinstaub könne das Gerät auch nicht messen. Außerdem werde im zweiten Quartal 2005 eine neue Messstation, diesmal an der Ecke Innere Kanalstraße/Vogelsanger Straße, in Betrieb gehen. „In Köln sind wir mit den Messungen noch nicht durch“, verspricht Geiger.

Dabei hatte Köln schon mal ein Messnetz. Im Herbst 2003 wurde es abgestellt – aus Kostengründen. Gemessen wurde die Luft am Neumarkt, am Eifelwall und teilweise am Barbarossaplatz sowie in den Vororten wegen der Industrieabgase. Die Daten wurden „live“ in der Stadt angezeigt, unter anderem am Rudolfplatz. Heute stehen die Tafeln ungenutzt da.

Doch auch ohne Messsystem weiß man bei der Stadt, dass die Werte zu hoch sind. Ab 25.000 Fahrzeugen pro Tag könne man von einer zu hohen Belastung ausgehen, sagt Ludwig Arentz vom Umweltamt. Das dürfte seiner Einschätzung nach etwa in der Bonner und der Bergisch-Gladbacher Straße der Fall sein, sicher aber an der Inneren Kanalstraße, wo 80.000 Fahrzeuge pro Tag fahren. „Köln hat punktuelle Probleme, die EU-Verordnung einzuhalten“, gibt er zu.