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Archiv-Artikel

Späte Grenzwerte für große Rußschleudern

Vor allem die Lastkraftwagen sind schuld am Feinstaub. Einen Partikelfilter für die Fahrzeuge fordert die EU-Norm aber nicht

BERLIN taz ■ Lkws sind Dreckschleudern. Denn der Brummi-Verkehr verursacht derzeit zwei Drittel des Feinstaubs, der auf Fahrzeuge zurückgeht. Dennoch – was jetzt schon für die Busse gilt und ab dem kommenden Jahr auch für Pkws, ist für Lastkraftwagen noch ein ferner Traum – der Filter für Rußpartikel. Zwar tritt auch bei ihnen ab 2008 die Euro-5-Norm in Kraft. Doch die, bemängelt das Umweltbundesamt (UBA), können Laster auch ohne Rußfilter erreichen.

Ein Beispiel dafür ist DaimlerChrysler. Das Unternehmen bietet heute schon Lastkraftwagen an, die die Euro-5-Norm erfüllen – ohne Filter. „Schließlich zählt, was hinten rauskommt“, findet Raimund Grammer von der Produktkommunikation Nutzfahrzeuge. Wenn ein Kunde trotzdem einen Filter wolle, müsse er bei den Zulieferern nachrüsten lassen. Doch Bedarf sieht Grammer derzeit – mit Ausnahmen einiger Fahrzeuge, die in Kommunen genutzt werden – nicht. Auch der Lkw-Bauer Scania plant keinen Einbau von Partikelfiltern. Scania setzt stattdessen auf eine alternative Technologie, so genannte Oxidationskatalysatoren, um die Euro-5-Norm zu erreichen.

Im Bundesumweltministerium (BMU) gibt man sich grundsätzlich gleichgültig gegenüber den Filtersystemen, Hauptsache, die Norm werde erreicht. „Wir haben uns nie für eine bestimmte Technik stark gemacht“, so Sprecher Thomas Hagbeck. Wenn die Grenzwerte mit anderen Methoden eingehalten würden, wie etwa einer Verbesserung der Verbrennung, sei ein Rußfilter nicht mehr erforderlich. Auch das UBA will sich nicht auf eine bestimmte Technik festlegen – fordert aber eine Euro-6-Norm als „logische Konsequenz“. Besonders der Grenzwert für Stickoxide müsse weiter gesenkt werden.

Doch auch ein umweltbewusster Spediteur muss nicht gleich seinen gesamten Fuhrpark austauschen: Eine Alternative zum Neufahrzeug ist die Nachrüstung. Hierfür gibt es – ebenso wie für den Kauf – jetzt schon staatliche Unterstützung – in Form von geförderten Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Technik ist hier bereits vorhanden. So führt die Firma Twin-Tec bereits Pilotversuche mit „Rußfilterkatalysatoren“ durch. Die sollen Ende des Jahres auf den Markt kommen. Der Filter funktioniert dabei genauso wie beim Pkw, er ist nur ein bisschen größer.

„Wie hoch da die Nachfrage sein wird, hängt sicher auch vom Druck ab, den die Kommunen machen“, so Twin-Tech-Sprecher Rainer Werthmann. Druck wird auch nötig sein, denn die Kosten betragen – je nach Fahrzeugtyp – 5.000 bis 10.000 Euro. Immerhin: Der Wirkungsgrad ist für ein nachträglich eingebautes System recht hoch. Rund 60 Prozent aller Partikel werden hier abgefangen. Bei Systemen, die direkt in den Lkw eingebaut werden, so genannten geschlossenen Systemen, sind es bis zu 99,9 Prozent. Ein derartiges System nachträglich einzubauen wäre allerdings noch teurer. SVENJA BERGT