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Archiv-Artikel

Schalker Kreislauf stabilisiert

Der eingewechselte Mike Hanke trifft beim 4:1 des FC Schalke 04 gegen den 1.FC Nürnberg doppelt und fordert einen Stammplatz. Die Meisterschale winkt. Warmes Klima war schuld am müden Kick

„Wir brauchen keinen Kevin Kuranyi, weil wir Mike Hanke haben“

AUS GELSENKIRCHENDANIEL THEWELEIT

Frühjahrsmüdigkeit lag am Samstag zwischen 15:30 Uhr und 16:00 Uhr über der Bundesliga. In den anderen Stadien passierte zu Beginn ebenso wenig wie in der Arena AufSchalke, Ralf Rangnick hatte das schon während des Spiels bemerkt. „Es war auffällig, dass es nicht ein einziges Mal Ding-Dong gemacht hat in den ersten 20 Minuten“, sagte der Schalker Trainer nachdem der 4:1-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg vollendet war. Er meinte damit, dass der Videowürfel bis dahin keine Tore aus anderen Stadien zu vermelden hatte. „Für die Spieler war es eine große Umstellung vom Kreislauf her, wieder unter diesen klimatischen Bedingungen zu spielen“, vermutete Rangnick als Grund, und auch das meisterschaftshungrige Publikum in Gelsenkirchen machte zu Beginn einen recht schläfrigen Eindruck.

Doch einer der Ihren war nicht befallen von der retardierenden Mischung aus Sonne, warmer Luft, und sattem Rasengrün. Mike Hanke wurde nach nur drei Minuten eingewechselt, weil Ebbe Sand sich das Nasenbein gebrochen hatte, und der Stürmer glühte förmlich vor Tatendrang. Wo Gerald Asamoah müde den Fuß davor hielt, grätschte Hanke wild hinein, wo Ailton aussichtslos auf Fehler der Nürnberger Hintermannschaft spekulierte, ging Hanke entschlossen in den Luftkampf und nach 24 Minuten riss er die dösende Versammlung mit seinem 1:0 aus ihrem hemmenden Zustand der Gemütlichkeit. Es war ein sehenswerter Kopfball des 21-Jährigen, und als Hanke das 2:0 gelang (36.), stand schon fest, wer am Ende als Mann des Tages gefeiert werden würde.

„Er hätte auch noch zwei, drei mehr machen können“, kritisierte Rangnick zwar, konstatierte aber, dass Hanke „seit Weihnachten einen richtigen Schub bekommen“ habe. Noch am Morgen hatte der Trainer ein längeres Gespräch mit seinem etwas unzufriedenen Spieler geführt, in dem Rangnick erklärte, dass er für die nächste Saison voll auf den bisweilen etwas unbeweglich wirkenden Stürmer setze, während Hanke seine Forderung nach einem Stammplatz bekräftigt hatte: „Wir brauchen keinen Kevin Kuranyi, weil wir Mike Hanke haben. Das habe ich ihm gesagt.“ In nur zwei Partien der laufenden Bundesligasaison stand er in der Startformation, nur einmal, seit Rangnick bei Schalke ist, nicht gerade befriedigend für den Spieler, der in Hamm geboren, schon immer ein Schalker ist und zum Nachfolger Olaf Thons als Identifikationsfigur aufgebaut werden soll. Trotzdem hat Hanke in 19 Bundesligapartien fünf Tore geschossen, drei vorbereitet, dazu hat er vier Mal im Pokal und acht Mal im Uefa- und UI-Cup getroffen – durchaus beeindruckend.

„Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich nächste Saison in keinem Fall weiterhin auf der Bank sitzen möchte“, verriet Hanke über das Gespräch vom Vormittag, aber seine Position als Nummer vier im Schalker Drei-Mann-Sturm wird er wohl nicht so schnell verlassen können. „Er braucht noch einen Tick Geduld“, erklärte Rangnick. Für die Mannschaft ist der starke Mann auf der Bank gleichwohl auch dann sehr wertvoll, wenn er nur trainiert. „Der Druck, den Mike ausübt, motiviert mich sehr“, sagte Sand vor einigen Tagen, und auch Asamoah meinte, „mit so einem Spieler im Rücken kann man sich nicht hängen lassen“. Nur Hanke selber ärgert sich selbstredend über seine Lage. „Mein großer Traum, mein Ziel ist die WM 2006“, sagte er forsch. Leider wird zur Erfüllung dieses Traumes als Motivationshilfe für die frühjahrsmüden Stammspieler nicht reichen.