Tod im Fischernetz

Greenpeace warnt: Fischtrawler rotten die Delfine im Ärmelkanal schon in den nächsten fünf Jahren aus

BERLIN taz ■ Durch die Fischerei im Ärmelkanal könnten die Gemeinen Delfine in den kommenden fünf Jahren dort ausgerottet werden. Darauf hat Greenpeace nach einer sechswöchigen Aktion gegen die Fischerei in der Wasserstraße zwischen Frankreich und Großbritannien aufmerksam gemacht. Die Besatzung des Greenpeace-Schiffs „Esperanza“ hat die Fischtrawler behindert, die in den Wintermonaten Wolfsbarsch fangen.

Die Umweltschützer wollen ein Verbot der Schleppnetzfischerei erreichen. Dabei ziehen zwei Trawler ein Netz mit sich verengender Maschenbreite, das die Größe von mehreren Fußballfeldern hat. Die Delfine, die den Barsch jagen, schwimmen hinein, werden eingeschlossen und ertrinken.

Wissenschaftler der Whales and Dolphins Conservation Society (WDCS) schätzen, dass in dem Gebiet 9.700 Gemeine Delfine leben. Dass dieser Bestand schon in fünf Jahren verschwunden sein wird, ergibt sich, wenn man den Beifang hochrechnet. 2004 schätzten britische Regierungsbeamte die Zahl der toten Delfine auf 439. Doch die französische Fischereiflotte im Kanal ist fünfmal so groß wie die britische. Die Zahl der getöteten Delfine könnte also an 2.000 heranreichen.

Nach EU-Recht ist bislang nur das direkte Töten, nicht aber die unbeabsichtigte Entnahme von Waltieren verboten. Aufgrund des öffentlichen Drucks schlug der britische Fischereiminister Ben Bredshaw am 14. März in Brüssel jetzt aber die Überprüfung des Beifangs von Delfinen im Ärmelkanal vor, und zwar noch für dieses Jahr. Die Fischereiminister, die solche Untersuchungen bisher ablehnten, stimmten überraschend zu.

STEFANIE WERNER

Stefanie Werner war für die WDCS an Bord der „Esperanza“.