: Erwins Deal mit Schloss Eller
Gegen den Wunsch von BürgerInnen mietet die Provinzial das Düsseldorfer Schloss Eller. Jetzt erweist sich: Oberbürgermeister Erwin sitzt im Verwaltungsrat des Konzerns
DÜSSELDORF taz ■ Die Stadt Düsseldorf hat ein Wahrzeichen verkauft. Das Schloss Eller, prunkvolles Gebäude im gleichnamigen Stadtteil im Osten der Landeshauptstadt, ist nun für die nächsten fünfzig Jahre im Besitz der Provinzial-Versicherungsgruppe. Jetzt wird klar: Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) sitzt im Verwaltungsrat des Konzerns.
Diese Verbindung wurde erst jetzt bekannt, weil Erwin nach dem neuen Anti-Korruptionsgesetz in NRW zur Veröffentlichung seiner Nebeneinkünfte verpflichtet ist. Die vertrauliche Liste, die der taz vorliegt, zeigt: Erwin kassierte im vergangenen Jahr 8.120 Euro von der Provinzial Rheinland-Holding, ohne an einer Sitzung teilzunehmen. Das entspricht dem Jahresbruttogehalt eines Hartz-IV-Empfängers. Insgesamt streicht der CDUler zu seinem Gehalt als Stadtchef von 130.00 Euro im Jahr rund 88.000 Euro aus Nebenjobs ein.
Vor 14 Tagen nun hat die Provinzial einen Erbpachtvertrag über 50 Jahre für das Schloss unterschrieben und will dort ein Schulungszentrum für MitarbeiterInnen einrichten. Schon seit zwei Jahren steht das herrschaftliche Anwesen nun leer, damals zog die städtische Modeschule dort aus. Ursprünglich hatte die Stadt versprochen, das Prachtgebäude für alle BürgerInnen zugänglich zu machen. Fünf BewerberInnen stritten sich um einen Mietvertrag – welche, verheimlichte die Stadt bis zum Schluss. Die Initiative von AnwohnerInnen, „Rettet Schloss Eller“, setzte sich monatelang mit einem eigenen Konzept dafür ein, dass sich das Schloss für Vereine und Organisationen aus Eller öffnet und der Arbeitskreis Kultur ein Museum im Bootshaus einrichten könne. Ohne Angabe von Gründen bekam die Provinzial den Zuschlag. Ihr wurden außerdem zahlreiche Zugeständnisse gemacht: Aus dem Mietvertrag wurde ein Erbpachtvertrag, der bisher für alle zugängliche Park unterliegt nun Öffnungszeiten, ein Gästehaus gefährdet den angrenzenden Abenteuerspielplatz.
„Das lief alles im Dunkeln ab“, sagt Bernd Heinrichs, vom SPD Ortsverband Eller. Er hatte sich dafür eingesetzt, das Biet-Verfahren öffentlich zu machen, ohne Erfolg. „Andere Bewerber hatten von Anfang an keine Chance“, sagt Heinrichs. Seine Vermutung: „Erwin hat sich immer für die Provinzial stark gemacht.“ ANNIKA JOERES