Autoindustrie hat zu viel versprochen

Das selbst gesteckte Ziel für die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes ist nur noch schwer zu erreichen. Automobilkonzerne senken den durchschnittlichen Benzinverbrauch nicht schnell genug. EU denkt über eine verbrauchsbezogene Steuer nach

VON HANNA GERSMANN

Die Autoindustrie läuft Gefahr, ihr selbst gestecktes Ziel für den Klimaschutz zu verfehlen. Der Ausstoß von Kohlendioxid wird nicht so schnell reduziert, wie die Autokonzerne gegenüber der Europäischen Kommission versprochen haben. 1996 sagten die Unternehmen wie Volkswagen und DaimlerChrysler zu, den durchschnittlichen Benzinverbrauch ihrer Modelle bis 2008 auf 6 Liter pro hundert Kilometer zu drosseln. Doch heute, 9 Jahre später, ist noch nicht viel passiert. Auch beim Feinstaub aus Dieselmotoren haben gerade deutsche Hersteller Probleme, die Grenzwerte einzuhalten.

Nach der Selbstverpflichtung, die der europäische Automobilverband ACEA eingegangen ist, sollen von 2008 an neu zugelassene Autos pro Kilometer nur noch 140 Gramm des Treibhausgases CO2 aus dem Auspuff blasen. Das entspricht einem Verbrauch von 6 Litern bei einem Benziner, von 5,3 Litern bei einem Diesel. Im Schnitt schluckt jedes Auto derzeit aber 8,1 Liter auf hundert Kilometern.

Das sei zwar ein Fortschritt, aber ein zu kleiner, erklärt Daniel Kluge vom VCD, dem Verkehrsclub Deutschland. 1993 habe der Verbrauch bei 9,1 Litern gelegen. Alle Kraft werde in Motorleistung gesteckt. Tatsächlich stieg diese in den letzten Jahren kontinuierlich. Heute sind 95 PS der Durchschnitt. Anfang der Neunzigerjahre waren es 15 PS weniger.

„Die deutschen Hersteller liegen voll auf der Zielgeraden“, hieß es dagegen gestern beim Verband der Automobilindustrie. Die Branche spricht äußert ungern über die Probleme. Grund: Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von Benzin und Diesel. Doch für das Gas, das Hauptverursacher des Klimawandels ist, gibt es weder Katalysator noch Filter. Deutschland hat sich aber im Kioto-Protokoll verpflichtet, seinen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2012 um 21 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Und in Europa insgesamt sollen sie bis 2012 um 8 Prozent gemindert werden. Die Zusagen der Autobauer sind eingerechnet. In der Industrie sanken die Emissionen, im Verkehrssektor aber wuchsen sie an. Bleibt es dabei, so droht nun die EU-Kommission, sollen modellbezogene Verbrauchssteuern eingeführt werden. Auch der grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin sagte, dann „müsse man über andere Lösungen nachdenken“.

Über Nachdenken ist China längst hinaus. Dort dürfen nur noch Autos verkauft werden, die einen bestimmten Spritverbrauch nicht überschreiten. General Motors, DaimlerChrysler und Volkswagen können ihre großen Modelle nicht mehr absetzen.

In Deutschland muss, wer ein neues Auto kauft, seit Anfang des Jahres nur über den Kraftstoffverbrauch auf hundert Kilometer und den Kohlendioxid-Ausstoß informiert werden. Anfangs haben selbst das einige Konzerne ignoriert. Verbraucherverbände und Autoclubs hatten ohnehin eine leicht verständliche Einteilung in Effizienzklassen wie bei Kühlschränken gefordert. Während die Konzerne das hier abwenden konnten, gibt es sie etwa in den Niederlanden.

Kunden können derweil nur selbst die Initiative ergreifen. Dazu gehört etwa bei niedriger Drehzahl zu fahren oder im Stand den Motor auszustellen.

Abgaswerte auch unter www.dat.de/leitfaden/LeitfadenCO2.pdfmeinung und diskussion SEITE 11