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Archiv-Artikel

Alle 2.600 Hertie-Beschäftigten gekündigt

WARENHÄUSER Bei der Insolvenz der Kaufhauskette bleibt womöglich kein Geld für einen Sozialplan. Der Insolvenzverwalter will keine Abfindungen garantieren, der Betriebsrat hält sie für verloren

ESSEN dpa | Nach einjährigem Überlebenskampf der insolventen Warenhauskette Hertie bekommen die verbliebenen 2.600 Beschäftigten in dieser Woche ihre Kündigungen. Ob sie Abfindungen oder wenigstens einen Teil der Gehaltsfortzahlung bis zum gesetzlichen Kündigungstermin bekommen, wollte Insolvenzverwalter Biner Bähr am Dienstag nicht garantieren: „Ich kann nicht zusagen, dass da was kommt“, sagte Bähr. Die Entscheidung darüber werde etwa in einem Jahr nach dem kompletten Abschluss des Verfahrens fallen. Hertie-Betriebsratschef Bernd Horn hatte sich zuvor pessimistisch in Hinblick auf eine mögliche Abfindung geäußert. Nach der Freistellung bekämen die Mitarbeiter zunächst einmal kein Geld mehr.

Ende Juli 2008 hatte Hertie Insolvenz angemeldet. Vor zwei Monaten, im Mai, beschloss die Hertie-Gläubigerversammlung das endgültige Aus für die Warenhauskette.

Erste unbezahlte Freistellungen könne es bereits in zwei Wochen geben. Ein Plan für die bevorstehende Schließung für die 54 verbliebenen Hertie-Warenhäuser werde in den kommenden Tagen vorgelegt, sagte Horn. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters bestätigte die Pläne. „Für die Mitarbeiter kommt das nicht überraschend“, sagte Horn.

Das Ende der regulären Kündigungsfrist werde von den Hertie-Beschäftigten wohl niemand mehr erreichen. Ein Interessenausgleich sehe lediglich einige Regelungen etwa zu den Arbeitszeugnissen vor, der 10. August soll der früheste Termin für Freistellungen sein.

Insolvenzverwalter Biner Bähr hatte den Antrag damit begründet, dass keine Chance mehr auf eine Einigung mit den Hertie-Eigentümern, der britisch-niederländischen Immobiliengesellschaft MABV, bestehe.

Hertie hatte im Juli vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet, nachdem Gespräche über eine finanzielle Neustrukturierung des Unternehmens gescheitert waren. Hertie begründete die Probleme damals mit der angespannten Lage beim Investor Dawnay Day und mit überhöhten Mieten für die Warenhäuser. Dawnay Day hatte die Kaufhäuser 2005 übernommen, als der damalige KarstadtQuelle-Konzern 73 kleinere Filialen abgestoßen hatte. Die Investoren hatten den Traditionsnamen Hertie wiederbelebt. Die Kaufhauskette war im Jahr 1994 in Karstadt aufgegangen.