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Archiv-Artikel

Tot bei Lebendkontrolle

SUIZID Nach dem jüngsten Selbstmord in einem Bremer Gefängnis kündigt das Justizressort eine genaue Aufarbeitung an. Akuten Handlungsbedarf sehe man aber nicht, so die Behördensprecherin Korrell

Bei Selbstmorden im Justizvollzug liege Bremen unter dem Bundesschnitt, so die Justizsprecherin

Nachdem sich am Dienstagmorgen ein 39-jähriger Untersuchungshäftling in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oslebshausen umgebracht hat, kündigte Justizsprecherin Verena Korrell gestern eine genaue Aufarbeitung des Falls an. Auch die Handlungsabläufe bei der Überprüfung der Suizidgefahr von Insassen würden ausgewertet.

Bei dem 39-Jährigen handelt es sich um den achten Todesfall mit unnatürlicher Todesursache innerhalb der letzten zehn Jahre im Bremer Justizvollzug oder Polizeigewahrsam. Sechs davon ereigneten sich allein in den vergangenen drei Jahren.

Gleichwohl sehe man keinen akuten Handlungsbedarf, sagte Korrell und präsentiert ihre Version der Zahlen: Zwischen 1994 und 2007 hätte sich bundesweit 0,12 Prozent aller Insassen selbst getötet. In Bremen seien es nur 0,09 Prozent gewesen. Bremen liege also unter dem Bundesschnitt.

Nach Angaben des Justizressorts hatte sich der Mann mit seinem Bettzeug erhängt. Er war am Dienstagmorgen bei einem Rundgang mit der dabei üblichen „Lebendkontrolle“ tot aufgefunden worden, so Korrell. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht.

Der Mann war am Sonntag in die U-Haft gekommen. Vom ärztlichen Dienst wurde er in einem besonders gesicherten Haftraum untergebracht. Am Montag habe ihn ein Anstaltspsychologe betreut und „allein mit ihm gesprochen“, so Korrell. Hinweise auf Suizidgefahr hätten nicht bestanden und er wurde in die reguläre Untersuchungshaft zurückverlegt.

Der Mann soll am vergangenen Donnerstag seine 36-jährige Freundin in seiner Wohnung in der Vahr mit mehreren Schüssen getötet haben. Polizei und Staatsanwaltschaft verhörten den Bremer nach seiner Verhaftung am Sonntag bis in die Nacht. Dabei habe er eingeräumt, dass die Schüsse aus seiner Waffe kamen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jörn Hauschild. Allerdings hätten sie sich während eines Streits zufällig gelöst. Das hatte die Staatsanwaltschaft nicht geglaubt und Haftbefehl wegen Mordes erhoben. CJA / AG