Carlo Petri verlässt das Universum

Universum-Betreiber wirft zum Jahresende das Handtuch. Das Wirtschaftsressort bedauert, ist aber „zuversichtlich“, einen neuen Betreiber zu finden – und hält am 25-Millionen-Euro-Erweiterungsbau „Visionarum“ fest. SPD bekräftigt ihr Nein

Bremen taz ■ Das Universum Science Center, Bremens erfolgreichstes Tourismus-Projekt, sucht zum Jahreswechsel einen neuen Betreiber. Der geschäftsführende Gesellschafter der Universum Managementgesellschaft Bremen, Carlo Petri, teilte gestern mit, dass er den Ende Dezember auslaufenden Betreiber-Vertrag wegen des „unternehmerischen Risikos“ nicht verlängern werde. „Ein anderer Betreiber hat vielleicht andere Ideen, wie die bisherige Attraktivität sowie die hohen Besucherzahlen gehalten werden können“, sagte er. Wirtschaftsressort, SPD und CDU zeigten sich überzeugt davon, dass sich bis Jahresende ein Folgebetreiber für das Erlebnis-Museum finden lasse.

Petri hatte sein Universum-Engagement über 2005 hinaus seit längerem davon abhängig gemacht, dass die Stadt – sie hat bereits das walfischförmige Universum-Gebäude bezahlt – weitere 25 bis 30 Millionen Euro in einen Erweiterungsbau für das Universum namens „Visionarum“ steckt, und ihr diesbezüglich wiederholt Fristen gesetzt. Das Wirtschaftsressort beteuerte gestern, man halte an den Visionarums-Plänen weiterhin fest. Petri wollte keine Aussage dazu machen, ob er seinen Rückzug im Falle einer Entscheidung fürs Visionarum noch einmal revidieren werde.

Ob sich SPD und CDU auf ein solches Votum einigen, ist seit gestern allerdings unwahrscheinlicher denn je. Die SPD-Fraktion untermauerte den Beschluss ihres Unterbezirksparteitags Bremen-Stadt vom Samstag, der sich gegen das „Visionarum“ ausgesprochen hatte. Die Größenordnung der Investition sei „nicht akzeptabel“, begründete der wirtschaftspolitische Sprecher Max Liess. Das Universum solle auf andere Weise „gestärkt“ werden. Der zuständige Abteilungsleiter im Rathaus Heiner Heseler sprach gestern im Radio davon, dass die Zukunft des Universum „auch ohne Visionarum“ gesichert werden müsse. Und die CDU erwähnte das Millionen-Projekt, an dem ihr Wirtschaftssenator offiziell noch „festhält“, in ihrer Stellungnahme mit keinem einzigen Wort. Auf Nachfrage verwies CDU-Fraktionssprecher Michael Ihly auf den Beschluss des Koalitionsausschusses, demzufolge alle Investitionsprojekte zunächst unter Arbeitsplatz- und fiskalischen Gesichtspunkten bewertet werden sollten, um dann über hopp oder topp zu entscheiden. Grundsätzlich halte die CDU-Fraktion das Visionarum allerdings für ein „sinnvolles Projekt“.

Nach Angaben des Wirtschaftsressorts soll über den Erweiterungsbau für das Universum „in den nächsten Tagen“ entschieden werden. Auf der Tagesordnung steht dann auch die so genannte „kleine Lösung“, ein abgespeckter Erweiterungsbau, dessen Kosten das Ressort auf gut 10 Millionen Euro beziffert – einschließlich der gut zwei Millionen Euro für Tilgung und Zinsen eines noch offenen 1,5-Millionen-Euro Kredits der Baufirma Zechbau an den Förderverein Stiftung Universum.

Petri versicherte gestern, der „kleine“ Vorschlag und die Kostenschätzung sei nicht mit ihm abgestimmt gewesen. Das Wirtschaftsressort sei auch nicht an ihn herangetreten, um mit ihm über eine solche Minimal-Planung zu verhandeln. Diese werde seiner Einschätzung nach allenfalls „ein paar Jahre helfen“.

Einen Imageschaden für sein Unternehmen durch seinen Ausstieg aus dem Universum befürchtet Petri nicht. Erst kürzlich habe er einen 15-Jahres-Vertrag als Betreiber des Klimahauses Bremerhaven unterzeichnet. „Ich engagiere mich weiterhin privatwirtschaftlich“, sagte er. Sein im Auftrag der staatlichen Bremer Investitionsgesellschaft mbH (BIG) entwickeltes Konzept für das Space Center gebe er gerne ab. Betreiber spielen werde er aber nicht: Wir werden nicht nach Gröpelingen ziehen.“ Armin Simon