: Vorerst kein Druckraum in Charlottenburg
DROGEN Bezirksbürgermeister Naumann widerspricht Berichten über einen geplanten Konsumraum am Stuttgarter Platz, bestätigt aber Probleme im Kiez. Runder Tisch soll jetzt nach einer Lösung suchen
Reinhard Naumann (SPD), frisch gebackener Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, produziert Schlagzeilen wider Willen. „Bürgermeister will Fixer-Raum in Charlottenburg“, schrieb Springers B.Z. am Montag. Hintergrund des Textes war laut Naumann eine Veranstaltung mit Gewerbetreibenden, bei der er von einer Anwohnerin auf das Thema Drogenabhängige angesprochen worden sei. Nicht er, sondern die Anwohnerin habe einen Drogenkonsumraum als Lösung für die Probleme am Stuttgarter Platz ins Spiel gebracht. So werden Geschichten gemacht.
Naumann nimmt es sportlich. Er ist kein Gegner von Gesundheitsräumen, wie er Drogenkonsumräume nennt. Aber so weit sei man in Charlottenburg noch nicht, sagt er. Der am Stuttgarter Platz aufgestellte Spritzenautomat, an dem sich Abhängige gegen ein kleines Entgelt Spritzen ziehen können, werde zwar genauso stark frequentiert wie der Automat am Kottbusser Tor. „Aber eine konkrete Planung für einen Gesundheitsraum gibt es bisher nicht“, betont Naumann. Schon im Vorjahr habe sich der runde Tisch – ein Gremium von Anwohnern, Mitarbeitern der Bezirksverwaltung und Polizei – mit dem Thema befasst, so Naumann. Der runde Tisch werde nun erneut zusammenkommen.
Von der taz am Stuttgarter Platz befragte Anwohner sagten am Montag, sie würden einen Druckraum begrüßen. Es sei auf jeden Fall besser, wenn die Kinder hier in der Gegend nicht an den Spritzen vorbeilaufen müssten, hieß es. Ein Mitarbeiter des Grünflächenamts bestätigte, dass in den Anlagen immer wieder gebrauchte Spritzen lägen. „Ein Druckraum wäre besser für die Drogenkonsumenten und auch für die Umwelt. Denn dann wäre auch eine fachgerechte Entsorgung der Spritzen möglich.“
Drogenkonsumräume gibt es bisher nur in den Stadtteilen Wedding und Kreuzberg. In Kreuzberg hat der Konsumraum nach seiner Schließung in der Dresdener Straße vor zweieinhalb Jahren am 27. Dezember in der Reichenberger Straße neu aufgemacht. Astrid Leicht, Leiterin der Drogenhilfe Fixpunkt, bestätigte auf Nachfrage, auch am Stuttgarter Platz gebe es Bedarf für einen Drogenkonsumraum. Es sei aber ratsam, zunächst einmal die vorhandenen Räume finanziell so auszustatten, dass sie länger als fünf Stunden täglich öffnen könnten. PLUTONIA PLARRE ALEKSANDAR SAROVIC