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Archiv-Artikel

Freunde an der Wolga

Die Kölner Städtepartnerschaft mit Wolgograd lebt: Schwerpunkt ist Hilfe für ehemalige Zwangsarbeiter

KÖLN taz ■ „Das persönliche Kennenlernen steht im Vordergrund. Doch angesichts der großen Armut in Wolgograd geschieht dies zwangsläufig meist vor einem karitativen Hintergrund.“ So beschreibt Werner Völker die Arbeit des „Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd e.V.“ Der evangelische Jugendpfarrer, gerade als ehrenamtlicher Vereinsvorsitzender bestätigt, legte gestern zum Beginn seiner neuen Amtszeit einen Rechenschaftsbericht über die Arbeit des vergangenen Jahres vor.

16 Projekte kann Völker auflisten. Im Mittelpunkt steht dabei die Betreuung von Menschen, die als Zwangsarbeiter in Nazi-Deutschland arbeiten mussten. Die Stadt Köln sicherte dafür über fünf Jahre bis 2007 jeweils 25.000 Euro zu. Davon werden unter anderem Rollstühle und Gehhilfen bezahlt sowie Ärzte und Sozialarbeiter. Letztere helfen zum Beispiel dabei, Entschädigungsansprüche durchzusetzen. Seit Medikamente nicht mehr kostenlos sind, springt der Verein auch hier ein. Mit der Hälfte der rund 1.000 noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter in Wolgograd habe man regelmäßig Kontakt, so Völker.

Außerdem unterstützt der Verein die Einrichtung von Seniorenclubs, fördert sozial benachteiligte Schulkinder, ein Waisenheim, Frauengesundheitsprojekte und ein Krankenhaus, das sich um ausgesetzte Babys kümmert. Insgesamt verfügte der Verein im Vorjahr über 65.000 Euro. Neben der Stadt gab das Land 20.000 Euro. Der Rest kam aus Spenden zusammen.

Ansprechpartner für den 100 Mitglieder starken Kölner Verein, der 1989 gegründet wurde, ist in Wolgograd der „Köln-Verein“. „Eine für Russland ungewöhnliche Privatinitiative“, sagt Völker. Sie hat nach Kölner Vorbild einen Senioren-Ratgeber mit wichtigen Adressen herausgegeben. In diesem Jahr soll in Köln ein Seminar für Pflegekräfte aus Wolgograd stattfinden. Auch russische Praktikanten will der Verein wieder vermitteln – und umgekehrt Kontakte nach Wolgograd. Mit Ausstellungen, Lesungen und einem Sommerfest soll den Kölnern der Alltag in der Stadt an der Wolga nahe gebracht werden. JÜRGEN SCHÖN

www.wolgograd.de; www.volsu.ru