Hält Karin Röpke ihre Zusage ein?

Sozialsenatorin will „mit dem Stadtteil entwickelte Planung“ für geplanten Wiederaufbau des Kindertagesheimes Andernacher Straße vorlegen. Eltern und Betreuer fürchten, dass nie ein Neubau kommt – obwohl die Versicherung zahlt

bremen taz ■ Morgen ist Stichtag für die Kinder in Tenever. Dann berät der Bauausschuss der Sozialdeputation über die Zukunft des Kindertagesheims Andernacher Straße. Kann das Heim nach dem Brand im Januar vor eineinhalb Jahren wieder aufgebaut werden? Eltern, Betreuer und Kinder aus Tenever sind dafür, schließlich stehe das Finanzkonzept, der Bauantrag liege vor. Zusätzliche Gelder seien nicht nötig, das Ressort müsse nur die Genehmigung erteilen. Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) will jedoch eine „Denkpause“ einlegen, weil die Kinderzahl im Stadtteil zurückginge.

Anna-Lena Weiß ist das zu kompliziert. Die Vierjährige spielt mit einigen Freundinnen am Rand der Kundgebung, die ihre Eltern mit organisiert haben. Überall hängen Plakate mit Titeln wie „Lasst uns nicht im Regen stehen“ und „Wir lassen uns nicht verarschen“.

„Der alte Kindergarten war gut. Jetzt bin ich aber mit der Hummelgruppe in der Kirche“, sagt Anna-Lena und setzt sich auf ein kleines Karussel. Eine Notunterkunft sei dieser Raum erklären Anna-Lenas Eltern. Sie lassen ihre Tochter einen Augenblick allein spielen, denn sie müssen Frust abladen – über Politiker, Behörden und nicht eingehaltene Zusagen. „Wir sind davon ausgegangen, dass hier wieder eine Kita mit 120 Plätzen hinkommt. 137 Anmeldungen gibt es schon jetzt“, sagt Birgit Weiß. Und ihr Mann Nico ergänzt aufgebracht: „Mir hat die Sozialsenatorin selbst versprochen, dass die Kita kommt, und jetzt verweigert sie ihre Zustimmung. Das ist ungerecht.“

Der Konflikt dreht sich um Zahlen. Wie viele Kinder benötigen künftig in Tenever einen Kindergartenplatz? Senatorin Röpke hat ausgerechnet, dass es bis 2008 unter den Drei- bis Sechsjährigen einen Rückgang um 97 Kinder geben wird. Sie will den Bedarf an Kindergartenplätzen anhand dieser Zahlen „angemessen planen“. Hintergrund: In den Schulen im Stadtteil werden vermutlich Räume frei, dorthin könnten Teile des Kindergartens ausgelagert werden – etwa in die benachbarte Grundschule Andernacher Straße.

„Unzumutbar“ ist dies schon jetzt für Anne Knauf, Leiterin der Kita an der Andernacher Straße. Die Zahl der Anmeldungen in den vergangenen Jahren sei stabil gewesen, trotz der Häuser-Abrisse in dem Stadtteil. Die Kita hat sieben Gruppen, die nach dem Brand in verschiedene Einrichtungen im Stadtteil verteilt wurden. „Dort können wir nicht ewig bleiben. So werden die Kinder nicht ausreichend gefördert“, erklärt sie. Anne Knauf möchte lieber den fertig geplanten Bau, für den bereits ein Bauantrag vorliege. Dort seien sechs Gruppenräume geplant, dazu umfangreiche sanitäre Anlagen und eine moderne Küche. „Die Versicherung zahlt doch für den Brandschaden. Es kostet keinen Pfennig öffentliches Geld, wenn die Kita wieder aufgebaut wird.“

In der morgigen Bauausschuss-Sitzung wollen auch einige Deputierte aufgeklärt werden. Bürgerschaftsabgeordneter Jens Crueger (Grüne) zeigte sich auf der Kundgebung in Tenever irritiert über den Baustopp. „Wir werden krisenmäßig beraten“, sagte er. Und Anne Knauf gab ihm mit auf den Weg: „Berichten Sie von unserer heutigen Kundgebung. Dann können wir vielleicht doch bald den Grundstein legen.“ Sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, im Februar mit den Kindern in den Neubau einzuziehen. Dann will auch Anna-Lena Weiß mit dabei sein. Ein neuer Kindergarten, so ähnlich und so groß wie der alte, das findet die Vierjährige „ziemlich cool“. Kay Müller