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Archiv-Artikel

Islam-Unterricht kommt voran

SCHULE Niedersachsen will ab 2013 Religionskunde für Muslime einführen. Jetzt trat tritt erstmals ein Beirat aus islamischen Verbänden zusammen

Den neuen Beirat hält das Kultusministerium für rechtlich nötig

In Niedersachsen steht die Einführung des islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach nahe bevor. Ein Beirat aus den Islamverbänden Ditib und Schura, der Ansprechpartner für das Kultusministerium ist, tagte erstmals am Freitag in Hannover. „Mit der Gründung des gemeinsamen Beirats ist der Weg für das neue Fach ‚Islamische Religion‘ in Niedersachsen geebnet“, so Kultusminister Bernd Althusmann (CDU).

In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 49.000 Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens. Der Religionsunterricht soll vom Schuljahr 2013/14 an stufenweise zunächst an Grundschulen und ein Jahr später für die Klassen 5 bis 10 eingeführt werden. Bereits seit 2003 läuft ein Modellversuch an zuletzt 43 Grundschulen.

Der Unterricht werde auf Basis des Grundgesetzes in deutscher Sprache mit in Deutschland ausgebildeten Lehrern erteilt, sagte Althusmann. Gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen ist Niedersachsen bundesweit Vorreiter bei der Einführung des Unterrichts als reguläres Schulfach.

Die evangelische Kirche habe bereits den Modellversuch unterstützt, sagte Kerstin Gäfgen-Track, Schuldezernentin der Hannoverschen Landeskirche. „Jedes Kind hat ein Recht auf eine religiöse Erziehung“, betonte die Theologin. „Der Staat kann das allein nicht leisten, sondern nur zusammen mit den Religionsgemeinschaften.“ Wichtig für einen historisch-kritischen Unterricht sei, dass die Lehrer an einer Universität ausgebildet werden sollen. Dies werde den Dialog zwischen den Religionen befördern.

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums ist auch die Gründung eines Institutes für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück auf der Zielgraden. Dort sollen unter anderem auch Religionslehrer ausgebildet werden.

Die muslimischen Verbände Ditib und Schura haben im vergangenen Sommer nach zwischenzeitlichen Streitereien eine Vereinbarung zur Bildung des Beirats unterzeichnet. Diesen hält das Ministerium für rechtlich nötig, um den Religionsunterricht einzuführen. Anders als etwa bei den christlichen Kirchen fehlt bislang in Deutschland eine für alle Muslime sprechende Autorität.

Der Ditib vertritt die türkischstämmigen Muslime in Niedersachsen, die Schura weitere Moscheegemeinden.  (epd)