LeserInnen-Briefe
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Keine Probleme mit den Nazis

■ Betr.: Max Herrmann – „Ökumenisch durch Abstraktion“, taz 26. 1.

Sehr geehrter Herr Schnell, darf ich fragen, was Sie unter „handfesten Problemen“ mit den Nazis verstehen, die Sie ganz offensichtlich nicht gehabt zu haben dem Künstler vorhalten. Sie scheinen da mehr zu wissen als wir. Ich habe sehr viel zu Künstlern der Avantgarde und über die Zeit des Nationalsozialismus gearbeitet (u. a. zusammen mit Franz Dröge, „Die Macht der Schönheit“) und kenne viele Biografien der inneren Emigration. Man konnte handfesten Problemen auch dadurch aus dem Weg gehen, in dem man einfach nicht mehr ausstellte, was ohnehin bald niemand mehr ausgestellt hätte. Und dass ein Künstler, der sich vor und – wie wir später ja bei Herrmann sehen – auch nach der Zeit des Nationalsozialismus der Moderne verpflichtet fühlte, gleichwohl Soldat werden konnte/musste, das dürfte doch so neu auch für Sie nicht sein. (...) Sie stützen sich auf Kenntnisse, die sich von denen, die wir im Katalog ausbreiten, nicht unterscheiden. Sollten Sie bei weiteren Recherchen auf eindeutiges Material stossen, so lassen Sie es mich bitte wissen.  Prof. Dr. Michael Müller

Schlampig argumentiert

■ Betr.: Eine Einschränkung der Freiheit, taz.bremen vom 25. 1.

Für welche Produktionstechnik ist Herr von Gleich Professor? Für geistige Flachbauten? Ich habe selten eine so schlampige Argumentation gelesen. Von Gleich sieht durch die „Willkür“ der Zivilklausel die (Wissenschafts-)Freiheit jederzeit bedroht. Ganz offensichtlich konnte man in den letzten über 20 Jahren sehr gut mit der Zivilklausel leben, bis jetzt mit der möglichen OHB-Stiftungsprofessur ein zu diskutierender Fall eingetreten ist. Von Gleich setzt sich abstrakt für einen offenen Diskussionsprozess ein. Im Falle der Stiftungsprofessur gab es genau diesen. Und schon endet sein abstrakter Liberalismus: Im konkreten Fall sieht er „Willkür“ und „Skandalisierung“ am Werk. (...)  Jana Löwe, Bremerhaven