Migranten ohne Papiere
: Leben im Abseits

„Illegalisiert in Hamburg. Wie können Menschen existieren, die es offiziell nicht gibt?“ Eine Frage, die sich nicht nur die Initiatoren der so betitelten Podiumsdiskussion am Dienstagabend im Haus der kirchlichen Dienste stellten: Rund 120 Interessierte fanden sich ein, um mehr über die Situation von Migranten zu erfahren, die ohne gültige Papiere in Hamburg leben.

Von den „Illegalen“ gebe es allein in Hamburg mehr als 100.000, bekräftigte Fanny Dethloff, Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche. Diese hohe Zahl komme zustande, „gerade weil sich die behördlichen Bedingungen für Migranten so erschwert haben“, erklärte Inger Hamdorf von „Frauen ohne Grenzen“. Armutsflüchtlinge gelangten über mittlerweile gut ausgebaute Netzwerke nach Deutschland, ohne jemals erfasst zu werden.

In einer Schattenwelt zu leben, bedeute für die „Papierlosen“ neben meist elenden und beengten Wohnverhältnissen die ständige Angst, entdeckt oder ausgebeutet zu werden, so Hamdorf. Hinzu komme die Sorge, unbezahlbare medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Theo Christiansen vom „Komitee für Grundrechte und Demokratie“ kritisierte die zunehmende Kriminalisierung ehrenamtlicher Beratungsstellen in Hamburg. Besonders Kinder würden durch mangelnde Zuwendung im Stich gelassen. „Gab es vor einigen Jahren noch 450 Erstaufnahmeplätze für sie, sind es heute nur noch elf“, bedauerte Dethloff. „Wenn Kinder nicht beweisen können, wie alt sie sind, werden sie häufig älter eingestuft, als sie wirklich sind.“ Hamdorf monierte, dass „illegalen“ Minderjährigen Kindergärten grundsätzlich verschlossen blieben und Schulen ihnen nur in Ausnahmefällen eine Aufnahme ermöglichten. bert