: Schöner Gast beim Kommers
Zusammenschluss schlagender Verbindungen erinnert morgen an „750 Jahre Königsberg“. Brandenburgs Innenminister Schönbohm (CDU) hält die Festrede
In den Mozartsälen der Provinzialloge in der Moorweidenstraße sind bereits alle Plätze belegt: Mehr als 400 Gäste erwartet der Hamburger Waffenring zu seinem „feierlichen Festkommers“ am morgigen Freitag. Der Zusammenschluss aller schlagenden Studentenverbindungen der Hansestadt lädt zur Veranstaltung „750 Jahre Königsberg“. Gemeinsam dürfte da an die Ritter des Deutschen Ordens erinnert werden, die anno 1255 die „Burg Königsberg“ errichteten – und den verlorenen deutschen Ostgebieten nachgetrauert.
Dafür konnte politische Prominenz gewonnen werden: Die Festrede hält der Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident von Brandenburg, Jörg Schönbohm (CDU). Mit seinem Auftritt „adelt Herr Schönbohm die Veranstaltung“, warnt Wolfgang Gessenharter, Politologe an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr. Denn zum 1951 gegründeten Waffenring gehören auch schlagende Verbindungen mit eindeutig extrem rechten Beziehungen.
Für „mehr als bedenklich“ hält auch die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Luisa Fiedler den Auftritt des CDU-Ministers. Durch eine kleine Anfrage an den Senat wollte sie mehr über den Waffenring erfahren. Die Innenbehörde antwortete knapp: Es handele sich um „eine Gemeinschaft schlagender Verbindungen an einem Hochschulort“. Weiter wurde erklärt, dass „keine Erkenntnis“ über rechtsextremistische Organisationen an der Universität Hamburg vorlägen.
Andererseits stellte die Behörde fest, dass bei nicht genannten „Organisationen tatsächliche Anhaltspunkte für eine rechtsextremistische Betätigung“ beobachtet worden seien. Mit einer neuen Anfrage möchte Fiedler nun beantwortet bekommen, „welche Burschenschaft rechtsextreme Positionen verfolgt“ und „warum diese nicht benannt werden“.
„Seit Jahren sind die Burschenschaften Germania Hamburg, Hansea-Alemannia, Germania-Königsberg und die Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock mit der extremen Rechten verwoben“, weiß Felix Krebs, Co-Autor des Buches „... und er muss deutsch sein“ über Hamburgs Studentenverbindungen. Mal bestünden personelle Beziehungen, mal politische Gemeinsamkeiten: „Sie alle tragen den Festkommers mit.“
Unterstützung erhält der rechte Event auch von der Preußischen Allgemeinen Zeitung, vor Jahrzehnten als Das Ostpreußenblatt von NSDAP-Kadern wie Hugo Wellems gegründet. Für sie schreiben Krebs zufolge inzwischen auch Autoren der extrem rechten Wochenzeitung Junge Freiheit. Andreas Speit
Gegenkundgebung: Freitag, 19 Uhr, Platz der jüdischen Deportierten. Der Uni-AStA hat einen „Reader zum Verbindungs(un)wesen in Hamburg“ herausgegeben: „Falsch verbunden“ ist für zwei Euro beim AStA und in einschlägigen Buchläden zu haben.