„manholt“ hat Glück in Bremen

Klein und fein, schon immer. Dabei gibt es da die Geschichte mit Reich-Ranicki, mit dem übergroßen Mega-Reich-Ranicki, ohne den alles nichts geworden wäre: Dirk Hemjeoltmanns hatte gerade sein erstes Buch gemacht, französische Literatur auf Deutsch, und zwar: Francois Maspero, „Das Lächeln der Katze“ von 1932. Keine Mainstream-Gefahr, aber Literatur, die erstens aus Frankreich kam und zweitens auch deswegen Hemjeoltmanns am Herz lag.

Er hätte die Freude an diesem Buch sicherlich nur mit einem Häuflein Eingeweihter teilen können, hätte er nicht Reich-Ranicki getroffen, an jenem Tag Mitte der 1980er auf der Treppe der Bremer Kunsthalle. Hemjeoltmanns drückte dem damaligen Feuilletonchef der FAZ das Buch in die Hand und das Buch wurde besprochen – von da an galt der Bremer manholt Verlag als kleiner und feiner Verlag in Sachen französische Literatur.

Hemjeoltmanns setzte sich fest in der Nische, entdeckte Autoren wie Philippe Besson und übersetzte Klassiker wie Honoré de Balzac oder Stendhal neu. Als Ein-Mann-Unternehmen funktionierte dieses Konzept einigermaßen gut über die 1990er Jahre hinweg: kleine Auflagen, Lob in den Feuilletons, kalkulierbare Ausgaben. Seit etwa drei Jahren, sagt Hemjeoltmanns, habe sich die Situation allerdings drastisch verschlechtert: „Die Buchhandlungen sage: Wir legen uns das nicht mehr auf Vorrat hin. Nicht-Mainstream-Literatur hat es mittlerweile extrem schwer.“

Ohne große Namen und ohne großen Werbeetat, so der Verleger, ginge nichts mehr. „Der Markt ist so schwierig geworden“, so Hemjeoltmanns, „dass ich letztlich konkurs gegangen wäre.“ Also hat Hemjeoltmanns im Herbst 2004 das Angebot des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv) angenommen, seine Bücher fortan als edition manholt bei dtv zu veröffentlichen. Weiterhin sollen etwa vier Titel pro Jahr erscheinen und „programmatisch“, so der Großverlag aus München, „wird die Edition manholt im dtv dem Profil des bisherigen manholt Verlages entsprechen.

Tatsächlich? „Die Ideen sind weiterhin meine, ich habe weiterhin freie Hand und produziere Bücher wie immer“ sagt Dirk Hemjeoltmanns, und: „Das wirtschaftliche Risiko trägt dtv. Das ist insgesamt ein ausgesprochener Glücksumstand.“

Klaus Irler