Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Erst mal müssen die historischen Lederjacken ausgepackt werden, und die weniger geschichtsinteressierten Musikliebhaber können die einleitenden Zeilen hier ja einfach überspringen, wenn man von den fortdauernden Angriffen der Vergangenheiten auf die Gegenwart mal seine Ruhe haben will. Aber was kann so ein armer Bub schon sonst tun, außer in einer Rock-’n’-Roll-Band zu singen. Und das gilt halt auch für die alten Buben, heute im Lido, wo sich mit den U.K. Subs und T.V. Smith (von den Adverts) Punkrocker der allerersten Londoner Punk-Stunden präsentieren (Cuvrystr. 7, 20 Uhr, 19 €). In etwa noch ein weiteres Jahrzehnt zurück geht es gleichfalls heute im Quasimodo mit der Hamburg Blues Band, bei der gastweise neben Arthur Brown (hatte mit „Fire“ seinen Welthit) mit Maggie Bell sogar ein Mädel dabei ist auf der Bühne (Kantstr. 12a, 22 Uhr, 24 €). Jetzt aber können die Lederjacken wieder weggepackt werden, und die weniger geschichtsinteressierten Musikliebhaber dürfen auch wieder dabei sein. Wobei halt gegenwärtig so ganz ohne Vergangenheit wenig geht. Was jetzt gar nicht meint, dass man es etwa mit The War on Drugs mit einer Retrokapelle zu tun hat. Inspirieren aber auch von älteren Moden lässt sich die Band aus Philadelphia eben doch für ihren lässig verschleppten, manchmal fast zum Rock-’n’-Roll beschleunigten psychedelischen Indiepop mit einem hübsch weggetretenen Gesang, was alles noch ein gutes Stück bewusstseinserweiternder ist, wenn man dazu ihre mit Experimentalismen verschnittenen Hippietraum-Videos beguckt. The War on Drugs spielen am Sonntag im Magnet (Falckensteinstr. 48, 20 Uhr, 15 €). Oder der Jazz. Als Debattierclub ohnehin eine vorzügliche Plattform, auf der Traditionen und Traditionsbrüche immer neu verhandelt werden müssen. Dass dabei auch die Big Band nicht nur ein bierseliges und fingerschnippendes Format sein muss, lässt sich mit dem noch recht frischen Berlin Art Orchestra hören, das bei seinem Konzert am Sonntag im Aufsturz von Benjamin Weidekamp angeführt wird (Oranienburger Str. 67, 20 Uhr, 9/6 €). Und gleich ganz grundsätzlich für den musikalischen Generationenvertrag kann man das Treffen zwischen Folklore und Neuer Musik nehmen, mit der ungarischen Folkloregruppe Gásza und dem Ensemble Unitedberlin am Montag im Konzerthaus im Rahmen des All’Ongarese-Festivals dort. Auf dem Programm stehen Kodály, Ligeti und unterschiedlich angegangene ungarische Volksmusik. Was schon alles irgendwie zueinanderpasst (Gendarmenmarkt, 20 Uhr. 15 €).