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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Rente – interessiert mich das?“, taz vom 18. 7. 09

Guter Schutz für kleines Geld

Wie viele andere hat Ulrike Herrmann in Ihrem Artikel gegen die Kapitallebensversicherung gewettert. Anscheinend betrachtet sie die ganze Sache rein unter Geldanlage-Gesichtspunkten und vergisst den Versicherungscharakter. Für mich waren – das ist allerdings schon viele Jahre her – folgende Argumente pro Kapital-LV ausschlaggebend: jung verheiratet, ein Kind, logischerweise keinerlei Rentenansprüche, wenig Geld, Unfallversicherung unverhältnismäßig teuer, dennoch der Wunsch nach finanzieller Absicherung der Familie für den Fall der Fälle. Da blieb nur die Kapital-LV, langlaufend, relativ guter Schutz für kleines Geld.

Und wenn ich sehe, wofür die jungen Leute heute noch zusätzlich Geld auf den Tisch legen müssen – Berufsunfähigkeitsversicherung, Privatrente (bei „Riester“ wird gerne vergessen zu erwähnen, dass man sich zur Abgabe eines festen Prozentsatzes seiner Einkünfte verpflichten muss, um die Staatsknete zusätzlich zu bekommen) – und das alles in einem Alter, wo man eigentlich nur als Frühvergreister schon an die Rente denkt – dann kann einem schon schlecht werden. MICHAEL P. BÖRSIG, Bietigheim-Bissingen

■ betr.: „Wir kriegen die Zahnpasta nicht zurück in die Tube“,taz vom 4. 8. 09

Künstler sind keine Manager

Dass die allermeisten Künstler und Kreativen sich kaum an der Diskussion beteiligen, ist natürlich, denn sie sind Künstler und Kreative und sind darauf angewiesen, dass Manager und Verwerter ihnen den unternehmerischen Part abnehmen, weil sie ansonsten nur noch mit dem Managen und Durchsetzen ihrer Interessen beschäftigt wären. Das Bild des Künstlers als dienstleistender Unternehmer hängt immer schon schief. Da wird ein „amerikanisches“ Businessmodell allem übergestülpt und schimmert durch manche Debatte durch. Ich bin Autor und Regisseur und darauf angewiesen, dass andere meine Werke publizieren oder produzieren! Ich muss meine Interessen delegieren können. In einer Demokratie macht man das auch über die Politik. Dazu sind Politiker gewählt. ANDREAS SCHÄFER, Solingen

■ betr.: „Eine Seuchengeschichte aus dem Sumpf“ vonBernhard Gessler, taz vom 1. 8. 09

Abwehrsystem trainieren

Ist Ihnen entgangen, dass Aigues Mortes schon seit Jahrhunderten verlandet ist und die Miasmen der Camargue schon lange Geschichte sind? Wir haben mit unseren Kindern oft da Ferien gemacht, aber einen Infekt haben wir niemals eingefangen. Ihre Kinder wachsen in einem Arzthaushalt auf. Ich vermute, da geht es viel zu hygienisch zu, das Abwehrsystem ist zu wenig trainiert, genau wie bei meiner sehr peniblen Putzfrau, deren Kinder auch – ganz ohne Aigues Mortes – jeden Infekt, der irgendwo im Landkreis unterwegs ist, unter Garantie erwischen. Tut mir leid für Ihre verdorbenen Ferien, aber die Landschaft ist bestimmt nicht schuld daran.

CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg

■ betr.: „Fatwa auf Schalke“, taz zwei vom 5. 8. 09

Um Erleuchtung bitten

Die Strophe ist schon vor Jahrzehnten geprüft und für unbedenklich befunden worden. In meiner Zeit als WDR-Redakteur (1963–2000) im Studio Essen habe ich mehrfach darüber berichtet. Dass „Mohammed vom Fußballspielen nichts versteht“, wurde schon damals von Islamexperten akzeptiert, weil es zu seiner Zeit dies Spiel nicht gab. Trotzdem – und darin liegt geradezu eine Hommage an den Propheten – hat er sich „aus all der schönen Farbenpracht das Blau und Weiße ausgedacht“ – die Farben von Schalke und damit treffsicher des nach eigener Auffassung besten Vereins Deutschlands. Der Autor des Liedes hat nach eigenen Angaben darauf angespielt, dass Blau und Weiß die bevorzugten Farben beim Bau von Moscheen sind, Mohammed und Schalke sind in der Liebe zu diesen Farben vereint. Wer jetzt noch meint, darin eine Verhöhnung des Propheten zu sehen, sollte ihn beim Freitagsgebet um Erleuchtung bitten. WERNER ALBERTS, Essen

■ betr.: „Immer weniger deutsche Babys“, taz vom 4. 8. 09

Ängste werden wach

Bei statistisch ausgewiesenen rund 2,5 Millionen Jugendlichen und Kindern an und unter der Armutsgrenze, werden Ängste wach. Heute für ein Kind sorgen – vielleicht alleinerziehend –, dann noch für die Alterssicherung sparen, die Unsicherheit überhaupt, in einem Beruf arbeiten zu können und im Armutsfall den Marathon durch die Ämter auf sich nehmen zu müssen, sind Visionen, die schon die eine oder andere Frau abhalten können, die sogenannte frauliche Lebenserfüllung anzustreben. Das Unternehmen Familie mit einem Kind bringt nun mal nicht jährlich 25 Prozent Gewinn vor Steuern, wie deutsche Unternehmer es als Minimalziel und selbstverständlich für ihre Aktivitäten formulieren. WERNER KOLITSCH, Berlin