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Archiv-Artikel

ORTSTERMIN: DIE FDP SCHLESWIG-HOLSTEIN STELLT IHRE KAMPAGNE ZUR LANDTAGSWAHL IM MAI VOR Vor grauen Wänden

Die Wände auf den Plakaten sollen für ein „modernes Schleswig-Holstein“ stehen, „das auf Wirtschaftswachstum setzt“

Auf dem Plakat ist er größer: Wolfgang Kubicki, Spitzenkandidat der FDP in Schleswig-Holstein, steht in der Landesgeschäftsstelle in Kiel. Die Partei stellt ihre Kampagne für die Wahl im Mai vor. Der Poster-Kubicki trägt einen grauen Anzug, steht auf einem Dielenboden vor einer fast genau so grauen Betonwand. Neben ihm der Spruch: „Wählen Sie doch, was sie wollen“, kleiner darunter: „konsequentes Wirtschaftswachstum“.

Die FDP hat beschlossen, sich groß zu machen. „Wir gehen mit einem selbstbewussten Spitzenkandidaten in den Wahlkampf, der über den höchsten Bekanntheitsgrad verfügt, auch über die Landesgrenzen hinaus“, sagt Heiner Garg, Landesparteichef und Sozialminister im schwarz-gelben Kieler Kabinett. „Weltweit“, wirft der echte, kleinere Kubicki ein, er steht daneben auf Parkett in seinem schwarzen Anzug.

Auf den anderen Plakaten stellen von der Agentur herangeschaffte Models weitere Wahlkampfthemen dar. Zu sehen sind ein Geigenbauer („Bildung“), eine Frau mit einem kleinen Kind („Arbeit“) und eine ältere Dame mit eingegipstem Arm („Versorgung der ländlichen Räume“). Sie stehen jeweils vor einer grauer Betonwand – diese Wand in den Hintergrund zu nehmen, sei eine bewusste Entscheidung, sagt Garg. Die Wände stünden für ein „modernes Schleswig-Holstein, das auf Wirtschaftswachstum setzt“. „Das ist ein Verzicht auf Küsten-Kitsch“, sagt er. „Wir wollen keine weißen Wölkchen vor Rapsfeldern mit strahlendem Spitzenkandidaten.“

Bei der letzten Landtagswahl holte die Partei noch 14,9 Prozent der Stimmen, in der jüngsten Umfrage von Mitte Februar steht sie bei 3 Prozent . Doch Kubicki kann auch eine Studie zitieren, die sagt: Das Potential für die FDP liege in Schleswig-Holstein bei neun bis elf Prozent. Und die will er alle holen. Aber der Bundestrend müsse dafür besser werden.

Also sagt Kubicki, der bundesweit als selbstbewusst bis arrogant bekannt ist und bald 60 Jahre alt wird: „Ich bin ja sonst uneitel, aber ich will meine Karriere nicht mit 5,1 Prozent bei meiner letzten Wahl beenden.“ Dass die Partei in den Landtag zieht, steht für ihn außer Frage.

Im Wahlkampf hilft auch die Bundesspitze der Partei. Zwar hatte es mal Gerüchte gegeben, die Nordlichter würden sich diese Unterstützung verbitten, doch das sei Quatsch, sagt Kubicki. Selbst Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel habe zwischen seinen zahlreichen Auslandsreisen Zeit gefunden, die FDP mit seiner „Einzelkämpfermütze“ zu unterstützen, sagt Kubicki.

Kubicki nennt die Annäherungsversuche von CDU und Grünen „etwas kindisch“. Doch an eine CDU-FDP-Koalition glaubt er selbst nicht mehr. „Wir wissen, dass es für Schwarz-Gelb nicht reichen wird.“ Wäre das neue Wahlrecht bei der letzten Wahl schon angewendet worden, hätte das Bündnis jetzt keine Mehrheit im Parlament. „Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass Schwarz-Gelb nach einem harten Sparkurs jetzt massenweise die Herzen der Wähler zufliegen und wir zusammen über 50 Prozent kommen.“

„Tztz“, macht Parteichef Garg, der daneben steht. Doch Kubicki redet weiter, über Rot-Grün-SSW und eine „Jamaica“-Koalition aus CDU, Grünen und FDP. Das seien jetzt „die realistischen Optionen“. DANIEL KUMMETZ