Deutschlandticket: Bis 2030 finanziert, doch der Preis steigt
Der Bundestag beschließt, das Monatsabo bis 2030 mit jährlich 1,5 Milliarden Euro zu subventionieren. Dennoch droht das Ticket teurer zu werden.
Der Bundestag hat der Finanzierung des Deutschlandtickets zugestimmt. Demnach werden Bund und Länder das Monatsabo bis 2030 mit jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr bezuschussen. Für diese Änderung des sogenannten Regionalisierungsgesetzes votierten am Freitag die Regierungsfraktionen Union und SPD. Der Zuschuss in Höhe von 3 Milliarden Euro soll Mindereinnahmen ausgleichen, die bei den Verkehrsbetrieben entstehen, weil frühere Abos teurer waren. Der Bundesrat muss dem Gesetz noch abschließend zustimmen.
Der ursprüngliche Gesetzesentwurf sah nur eine Verlängerung bis Ende 2026 vor. Auf Initiative des Verkehrsausschusses wurde der Zeitraum bis 2030 ausgeweitet. Trotz der zugesagten Finanzierung steigt der Preis des Deutschlandtickets zu Beginn des nächsten Jahres voraussichtlich von 58 Euro auf 63 Euro monatlich. Ab 2027 soll der Preis des Tickets an einen Kostenindex gekoppelt werden, der noch erarbeitet werden muss und Personal-, Energiekosten und allgemeine Kostensteigerungen berücksichtigen soll.
Da die Finanzierung des Deutschlandtickets in den vergangenen Jahren immer wieder neu zwischen Bund und Ländern verhandelt wurde, herrschte oft Unklarheit darüber, ob und in welcher Form das Ticket weitergeführt wird. Auch wenn das Deutschlandticket nun wie im Koalitionsvertrag vereinbart fortgeführt wird, gibt es Kritik daran, dass Bund und Länder ihre Zuschüsse bei Bedarf nicht erhöhen wollen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor dauerhaften Preissteigerungen, die durch eine konstante jährliche Finanzierung von 3 Milliarden Euro ohne dynamische Anpassung entstehen könnten. Berechnungen des Beratungsunternehmens exeo Strategic Consulting AG zufolge könnte der Preis bis 2030 auf mindestens 74 Euro monatlich steigen. Da keine Möglichkeit vorgesehen ist, den Zuschuss zu erhöhen, gehen die Berechnungen zwischen 2027 und 2030 von einer Finanzierungslücke von mindestens 1,2 Milliarden Euro aus.
Preissteigerungen gefährden Verkehrswende
„Wer das Ticket Jahr für Jahr teurer macht, ist direkt dafür verantwortlich, wenn hunderttausende Menschen wieder aufs Auto umsteigen“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Die DUH forderte die Bundesregierung daher auf, jährliche Erhöhungen der Mittel für das Deutschlandticket festzuschreiben, die dauerhaft einen Preis unter 50 Euro sicherstellen.
Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte in einem abgelehnten Antrag gefordert, das Deutschlandticket im Jahresabo dauerhaft zum ursprünglichen Preis von 49 Euro pro Monat zur Verfügung zu stellen. Den Zuschuss des Bundes bis 2030 zu fixieren, bedeute jährliche Preissteigerungen, und sei daher kein Anreiz, auf den ÖPNV umzusteigen, sondern „eher eine sanfte Sterbehilfe für das Deutschlandticket“ sagte die Abgeordnete Victoria Broßart.
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