: Geburten: Kein Profit
MEDIZIN Geburtsstationen werden geschlossen, weil sie zu teuer sind. Aktuell in Delmenhorst
Wieder eine Geburtshilfestation weniger wird es voraussichtlich im Bremer Umland geben. Bereits im Dezember hatte das Klinikum Bassum seine entsprechende Abteilung aufgelöst. Am Dienstag teilte die städtische Klinik Delmenhorst mit, der Aufsichtsrat habe die Geschäftsführung beauftragt, die Schließung der Frauenklinik vorzubereiten – und „parallel alle möglichen Alternativen zu prüfen“.
Welche das sein könnten, konnte Kliniksprecherin Mandy Lange gestern nicht sagen. Aus Sicht des Geschäftsführers Peter Stremmel – der ehemalige Chef der Bremer Klinik Links der Weser – sei eine Schließung aus betriebswirtschaftlichen Gründen alternativlos, sagte Lange. Im Interesse der 42 Mitarbeitenden sei es aber geboten, alles auszuloten, was die 1928 gegründete Frauenklinik retten könnte.
Das Problem in Delmenhorst ist die Konkurrenz zu weiteren Geburtshilfestationen im Umland, im nahen Bremen, aber vor allem mit dem Sankt-Josef-Stift in der eigenen Stadt. 700 Geburten gibt es in Delmenhorst durchschnittlich im Jahr, ungefähr hälftig verteilt auf die beiden Häuser. Eine Geburtshilfestation würde aber erst ab 600 Geburten im Jahr kostendeckend arbeiten, so Lange. „Geburten rechnen sich nur über Masse.“ Auch die zweite Abteilung, die Gynäkologie, könnte das Defizit nicht ausgleichen.
Bereits vor knapp zehn Jahren habe es einen Versuch gegeben, die Doppelstruktur mit einer Zusammenarbeit der beiden konkurrierenden Kliniken zu beenden, dies sei aber gescheitert. „Für ein kirchliches Haus ist die Geburtshilfe ein wichtiger Imagefaktor“, so Kliniksprecherin Lange. „Uns fällt die Entscheidung aber auch nicht leicht, da eine Geburtshilfe etwas wie eine Eintrittskarte ins Haus ist.“ Wer eine gute Geburt erlebt habe, würde zu anderen Eingriffen wiederkommen. Von der derzeitigen Schließung der Geburtshilfe im Bremer Klinikum Mitte wegen des Keimbefalls erwarte man keine Vorteile, so Lange.
Ein Geburtshaus als Alternative zur Krankenhausgeburt gibt es in Delmenhorst nicht, das im nahen Ganderkesee ist bis zum Sommer geschlossen. EIB
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen