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Parwana Amiri Wir waren in Not

In einer dunklen, unheimlichen Nacht

Als der Mond lächelte

Mitten auf dem Meer

Wir waren in Not

Meine Mutter weinte

Aus Angst um uns alle

In dieser wütenden, rauen See

Wir waren in Not

Die Zeit verging langsam

Die Sekunden wurden gezählt

Die Gefahr alarmierte uns

Wir waren in Not

Die Sterne funkelten

Wasser war überall

Die Babys weinten alle

Wir waren in Not

Tausende Träume im Meer

Viel Mut wurde auf die Probe gestellt

Um Sicherheit zu gewinnen, das Meer zu überqueren

Wir waren in Not

Einige Löcher in unserem Schlauchboot

Ließen das Wasser langsam herein

Wir zogen beide unsere Schuhe aus.

Wir waren in Not.

Wir suchten nach etwas,

um das Wasser aus dem Schlauchboot zu schütten,

aber es gab nichts in der Nähe.

Wir waren in Not.

Unsere Herzen schlugen heftig,

unsere Augen wurden feucht.

Wir sanken.

Wir waren in Not.

Die letzten Momente standen bevor.

Wir erreichten das Ufer,

erschöpft, allein, verzweifelt.

Wir erreichten Europa.

Aus dem Englischen von Frederik Eikmanns

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