BRAINSTORM

Aus unterschiedlicher Warte umkreisen am Donnerstag gleich zwei Veranstaltungen das Thema Psychiatrie. Um 15 Uhr beginnt die diesjährige Lesereise des Irrtu(r)m. Die Zeitung bietet Menschen mit psychischer Erkrankung die Möglichkeit, ihre Erfahrungen darzustellen. Die AutorInnen stellen ihre schriftlichen oder künstlerischen Beiträge an verschiedenen Orten Bremens vor. Der erste Termin in der Tagestätte Nord, Kirchheide 23 folgt der Frage „Wer bist Du? Wer bin ich?

Ein paar Stunden später, um 19.30 Uhr, kann man im Krankenhausmuseum in der Züricher Straße 40 die Perspektive des Mediziners erfahren. Volker Hess, Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Berliner Charité, erklärt in dem Vortrag „Psychiatrie der Stadt um 1900“, wie Anstalten und Städte zwischen 1870 und 1930 zusammenrückten, durch Polikliniken Psychiater stärker in den häuslichen Bereich einwirkten.

Auch in der urbanen Moderne, etwa bis in die 1930er Jahre, blühte die russische Avantgarde. Die Künstler hatten ihren Freiraum, bis die KPdSU den sozialistischen Realismus entdeckte, sagt Alarich Rooch. Der Professor für Kunstgeschichte bestimmt in seinem Vortrag am Freitag um 20 Uhr im Haus der Wissenschaftdas Verhältnis von Kunst und Politik am Beispiel der Russischen Avantgarde“.

Am Samstag um 11 Uhr geht es im Haus der Wissenschaft um „Behinderung und beeinträchtigte Körper“. Swantje Köbsell ist Professorin für Behindertenpädagogik in Bremen und zeigt in ihrem Vortrag, wie sich die gesellschaftliche Betrachtung von Behinderung in den letzten 30 Jahren geändert hat, der „besondere Körper“ jedoch geblieben ist – auch wenn heute nicht mehr von einem tragischen „körperlichen“ Schicksal ausgegangen wird, sondern von Behinderung als gesellschaftlichem Konstrukt gesprochen wird.  JPB