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Archiv-Artikel

BURKHARD SCHRÖDER ÜBER DEN KAMPF GEGEN DIE HACKER VON„ ANONYMOUS“ Die Angst der Dilettanten

Die Hacker sind die Schamanen des 21. Jahrhunderts. Die technischen Fertigkeiten, die ihnen zugeschrieben werden, gleichen denen von Zauberern oder bösen Dämonen: Kaum jemand versteht wirklich, wie sie es anstellen, in Computer einzubrechen und streng geheime Daten zu stehlen. Immerhin waren die von hoch bezahlten Experten gesichert worden. Nur Unwissenheit kann die Hysterie erklären, mit der – auch durch die Medien – die Bevölkerung vor den „bösen Hackern“ gewarnt wird, die angeblich überall im Netz lauern und vor denen man sich nur mit digitalem Regenzauber und Exorzismen wie „Virenschutzprogrammen“ schützen könne.

Angst hat man vor etwas, das man nicht kennt und nicht versteht. Würden sich heute unter den Administratoren und anderen sogenannten Computerexperten nicht so viele Dilettanten tummeln, wäre es für Hacker nicht so leicht, sich Zugang zu Informationen online zu verschaffen. Hacker sind das Symptom für die digitale Überforderung der Mehrheitsbevölkerung. Nicht mehr, nicht weniger.

Im Hacker-Milieu von heute finden sich alle politischen Richtungen: von linken Anarchisten bis zu rechten Nationalisten. Es gibt also gar keine internationale Hacker-Szene, die man mit einer politischen Bewegung vergleichen könnte oder die gar links stünde. Technik kann jeder nutzen.

Wer nur das antiquierte Urheberrecht reformieren und Informationen etwa über Machtmissbrauch mehr Leuten zur Verfügung stellen will, agiert bestenfalls als gut meinender Reformer, der die Auswüchse des Kapitalismus bekämpft. Ohne die Machtfrage zu stellen, sind Hacker nicht radikaler als feministische Theologinnen. Das Ende, bis zu dem die „radikalen“ Hacker vor 20 Jahren laut eigenen Angaben kämpfen wollten, ist also nicht nahe, es ist nicht einmal in Sichtweite.