: Glasfassade am Brill
Architekturwettbewerb um alte Kaufhalle beendet
Bremen taz ■ Vom Fenster seines Büros aus muss Jürgen Oltmann jeden Tag auf die ehemalige Kaufhalle am Brill schauen. Ein Anblick, den der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse als „scheußlich“ empfindet. Zum Glück für ihn soll die alte Kaufhalle bald bis auf das Stahlskelett abgerissen werden. Um das Gerippe herum soll das „BRILLissimo“ entstehen, ein kombiniertes Büro- und Einzelhandelshaus mit gastronomischen Angebot. Und Oltmann durfte sogar über die neue Aussicht aus seinem Büro mit entscheiden: Als Vertreter der Investoren saß er in der Jury des Architekturwettbewerbs für das neue Gebäude, dessen Ergebnisse gestern vorgestellt wurden.
Gesiegt hat der Glaskubus eines Berliner Architekturbüros. Die „große Geste“ der Planer, im Inneren des Gebäudes einen Wintergarten mit Bäumen zu platzieren, hat es dem Jurymitglied und Senatsbaudirektor Uwe Bodemann besonders angetan. Und: „Die Büroflächen sind bereits nachgefragt, eigentlich schon so gut wie vermietet“. Die Sparkasse, einer der Investoren, wird die vorgesehenen Gastronomie-Bereiche selbst nutzen – für ihren Kantinenbetrieb.
Das neue Gebäude solle ein Zeichen im Stadtbild sein, so Bodemann weiter: „Es markiert den Brill.“ Markanter wären vielleicht andere Entwürfe des Wettbewerbs gewesen, wie die Einfassung des Baukörpers in ein Geflecht aus Stahlseilen oder der Vorschlag einer organisch gewundenen goldenen Schneise durch die kantige Form des alten Sechziger-Jahre-Baus. Solche Gebäude würden zwar auffallen und hätten einen hohen Erinnerungswert, räumte Bodemann ein. Allerdings kostet der goldglitzernde Durchbruch nach Ansicht der Investoren zu viel Nutzfläche. Grund genug, gewagtere Entwürfe auf die Plätze zwei und drei zu verweisen.
„Gebäude sollen von sich erzählen“, ist Bodemann überzeugt. Aber: „Sie müssen auch etwas zu sagen haben“. Ob die Erzählungen eines Glasklotzes ab dem nächsten Herbst die Massen zum Brill ziehen wird, bleibt abzuwarten. Peter König
Die Entwürfe der Architekten sind vom 13. bis 23. Mai in der Sparkasse am Brill zu sehen