: AMERICAN PIEErfolg auf bescheidenem Niveau
Ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag für Marta. Mehr oder weniger im Alleingang entschied die beste Fußballerin der Welt am Sonntag auch das letzte Spiel der regulären Saison der Women’s Professional Soccer Liga (WPS): Den Ausgleich gegen die Boston Breakers schoss die Brasilianerin selbst, bevor sie in der Nachspielzeit bei einem Dribbling im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte Shannon Boxx zum 2:1-Sieg von Los Angeles Sol. Nun aber hat der souveräne Tabellenführer der WPS erst einmal Pause: Sol ist gesetzt für das Endspiel am 22. August im heimischen Los Angeles, der Gegner wird in den am Wochenende beginnenden Playoffs ermittelt.
Mit zehn Toren und drei Torvorlagen war Marta bisher die überragende Spielerin im überragenden Team der ersten Saison der WPS. Ihren vorerst letzten Galaauftritt, und das ist das Problem der neuen Liga, aber wollte kaum jemand sehen: Gerade einmal 6.631 Zuschauer verloren sich im Stadion der ehrwürdigen Harvard-Universität, das mehr als 30.000 Sitzplätze bietet. Und das, obwohl die Breakers sogar noch Chancen auf die Playoff-Teilnahme hatten.
Damit allerdings war das Spiel schon überdurchschnittlich besucht. Sonst verlieren sich in den durchweg übersichtlichen Spielstätten kaum mehr als 5.000 Fans. Die WPS allerdings hatte vor dem Saisonstart als Zielvorgabe einen Zuschauerschnitt von 4.000 ausgegeben. So gesehen hat man die Erwartungen übererfüllt. Die allerdings waren auch sonst bescheiden: Jedes der sieben Teams darf höchstens ein Budget von 2,5 Millionen Dollar verbrauchen, gerade mal ein gutes Fünftel davon wird für die Gehälter der Spielerinnen ausgegeben, die im Schnitt 32.000 Dollar verdienen für die 20 Partien umfassende Saison. Vor allem beim Akquirieren von Sponsoren haben die Klubs mitten in der Finanzkrise ihre Probleme: So konnten die Breakers statt der angestrebten 600.000 Dollar an Sponsorengeldern nicht einmal die Hälfte beschaffen.
Deshalb hat die WPS ihren Klubs Sparmaßnahmen verordnet: Vom eh bloß 18-köpfigen Kader dürfen nur 16 Spielerinnen die Reisen zu den Auswärtsspielen mitmachen. Und statt teurer Anzeigen oder TV-Spots setzt die Liga auf kostengünstigere Kanäle, um ihre Fans zu erreichen. Per Twitter, Facebook oder Youtube will die WPS Interesse generieren. Die Botschaft: Wir sind die erschwingliche Alternative. Tatsächlich kostet selbst eine Saisonkarte bei einem der sieben WPS-Teams immer noch weniger als der Besuch einer vierköpfigen Familie bei einem einzigen Spiel der großen Männerprofiligen im Football oder Basketball.
Diese Strategie verfängt. Wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Neben den Zuschauerzahlen lassen auch die Einschaltquoten hoffen. Die wenigen Spiele, die in Spartensendern übertragen werden, ziehen zwar nur bis zu 50.000 Zuschauer an – aber auch das ist mehr, als die WPS vor dem Saisonstart selbst offiziell avisiert hatte.
Angesichts dieser bescheidenen Erfolge setzt man nun auf eine vorsichtige Expansion: Im kommenden Jahr sollen zumindest Atlanta und Philadelphia, vielleicht auch noch ein drittes Team die Liga verstärken. Wichtiger aber ist wohl, ob dann auch Marta wieder dabei sein wird. THOMAS WINKLER